Sport

Champions League: Wenn es ernst wird, schaut die Bundesliga wieder zu | ABC-Z

So wie in dieser Woche sieht deutscher Fußball aus. Seine Stärken sind nicht Ordnung, Taktik und Spielidee, sondern die Schlacht. Eine Mannschaft, bestückt mit guten und wettkampferprobten Spielern, rackert, rennt, kämpft leidenschaftlich.  

Borussia Dortmund machte es trotz einer 0:4-Niederlage in Barcelona im Rückspiel noch mal spannend. Bayern München glich in Mailand den Rückstand aus dem Hinspiel kurzzeitig aus. Bis zur letzten Minute ließen die beiden ihre Fans mitfiebern.

Dieses Modell, nennen wir es Teutoburger Wald, kann aufgehen. Im Vorjahr hätte es beinahe ein rein deutsches Finale gegeben. Der FC Bayern schied im Halbfinale in Madrid erst kurz vor Schluss aus. Dortmund rackerte und biss sich ins Endspiel, war dort gegen den Favoriten Real nicht chancenlos. Ein tolles Jahr für die Bundesliga!  

Doch diesmal scheiterten Dortmund und Bayern und der Langzeitvergleich zeigt: Auch wenn es die Verantwortlichen aus der Bundesliga gerne anders darstellen – 2024 war das Ausnahmejahr. 2025 ist die Regel: Die Bundesliga schaut zu, wenn der beste Fußballwettbewerb der Welt in die Endphase geht. Nach dem Aus von Dortmund und München findet zum vierten Mal in fünf Jahren das Champions-League-Halbfinale ohne einen Club der höchsten deutschen Liga statt. Zwei Halbfinalteilnahmen in fünf Jahren sind gar die schwächste Bilanz der fünf großen Ligen.  

Premier League und La Liga kommen auf je sechs, Ligue 1 und Serie A auf je drei. Diesem Vergleich muss sich die Bundesliga stellen. Denn nur Vereine aus diesen Ländern haben aufgrund ihrer Ressourcen und ihres Standortvorteils eine reelle Chance aufs Halbfinale. In den letzten zwanzig Spieljahren kam nur einer von achtzig Halbfinalisten nicht aus Spanien, England, Deutschland, Frankreich oder Italien: Ajax Amsterdam im Jahr 2019.

Dafür, dass der Bundesliga das internationale Spitzenniveau abgeht, existieren weitere Belege. Nach der neuen Champions-League-Vorrunde kamen alle vier englischen und alle vier französischen Teilnehmer weiter, zudem vier von fünf italienischen und drei von vier spanischen.   

Aus der Bundesliga hingegen schieden gleich zwei von fünf aus, der VfB Stuttgart und die Leipziger, die sogleich die ersten sechs Spiele in Serie verloren. In der neuen 36er-Tabelle landeten die beiden in Nachbarschaft zu Zagreb, Prag und Bratislava.

Ein entscheidender Grund für die deutsche Schwäche im Europapokal ist der langsame, anhaltende Sinkflug der Bayern. Zwischen 2010 und 2020 standen sie viermal im Endspiel, zweimal gewannen sie es. Regelmäßig erreichten sie das Halbfinale. Damals hatten sie eine Spielidee, die Mannschaft reifte über Jahre.

Ohne Bayern und Dortmund geht nichts

Dieses Jahr verlor der FC Bayern, der einen der teuersten Kader Europas unterhält, gegen den Neuling Aston Villa, zudem 1:4 in Barcelona und 0:3 in Rotterdam. Im Playoff gegen Celtic Glasgow retteten sie sich durch ein Tor in der 94. Minute vor der Verlängerung. Und gegen Inter Mailand, die älteste Mannschaft im Wettbewerb, konnte die Elf von Vincent Kompany in zwei Spielen nicht gewinnen.   

Der Gegner im Viertelfinale mag einen großen Namen haben, aber Clubs der Serie A haben seit fünfzehn Jahren nicht mehr die Champions League gewonnen. Zum ersten Mal seit 2011 flog der FC Bayern gegen ein italienisches Team raus, trotz Geschwindigkeitsvorteilen auf dem Platz. Das ist besonders ärgerlich, weil die üblichen Verdächtigen Man City, Real, Liverpool, Chelsea diesmal nicht mehr dabei sind. Und das Finale wieder dahoam stattfindet.  

Der einzige souveräne Erfolg gelang den Bayern im Achtelfinale. Der Gegner hieß bezeichnenderweise Bayer Leverkusen, der deutsche Double-Sieger. Das ist ein weiterer entscheidender Grund für Deutschlands Bilanz: Ohne Bayern und Dortmund geht nichts. Kein anderer Verein schaffte es in den vergangenen fünf Jahren ins Viertelfinale. Spanien und England haben da mehr Diversität zu bieten. Vor drei Jahren warf Villarreal den FC Bayern raus.


Kicken kann er – Der Fußball-Podcast
:
Was ist das Problem von Julian Brandt?

Back to top button