Champions League: Auch Atalanta Bergamo zeigt Eintracht Frankfurt die Grenzen auf | ABC-Z

Keine Regeln ohne Ausnahme. Daran halten sich auch die Ultras der Eintracht. Normalerweise gehört es für sie, die im Frankfurter Stadion den Ton angeben, stets zum Tamtam rund um jede Fußballpartien dazu, die angereiste Anhängerschaft des gegnerischen Klubs mit wenig charmanten Sprechgesängen zu provozieren.
Am Mittwoch war die Stimmungslage eine andere: Den Fans von Atalanta Bergamo fühlen sich die Hardcore-Supporter der SGE seit Jahren eng verbunden, entsprechend leutselig ging es im ausverkauften Rund auf den Tribünen zu.
Bei dem Geschehen auf dem Rasen war es mit freundschaftlicher Zuvorkommenheit nicht weit her. Beide Mannschaften wussten vor dem Anstoß, dass sie hier und heute dringend Punkte, am besten drei, benötigen würden, um ihrem Ziel in dieser Saison der Champions League näher zu kommen.
K.o.-Phase in weiter Ferne
Dem Bundesligasechsten gelang es dabei nicht, seine Absichten gegen den Dreizehnten italienischen Serie A in die Tat umzusetzen: Frankfurt unterlag nach einer desillusionierenden Darbietung 0:3.
Die Eintracht bringt es so nach fünf Königsklassen-Spieltagen weiter lediglich auf vier Zähler. Bei drei ausstehenden Begegnungen – in Barcelona, gegen Tottenham und in Baku – wird die Elf von Trainer eine Menge Glück benötigen, um die (noch lukrativere) K.o.-Phase des Wettbewerbs im kommenden Frühjahr zu erreichen.
Als sich der Qualm der bengalischen Feuer und Rauchtöpfe verzogen hatte, die von den Eintracht-Gefolgsleuten in der Nordwestkurve gezündet wurden, um ihre Choreografie, die den Gästen gewidmet war, zu illuminieren, sahen die 59.500 Zuschauer eine Frankfurter Vorstellung, die in punkto Laufbereitschaft, Tempo und Offensivdrang nur anfangs kurz überzeugender wirkte als der Beitrag der Schwarz-Blauen, die sich zunächst vornehmlich um die Sicherung ihres Strafraums bemühten.
Farès Chaïbi tat sich im Mittelfeld der Eintracht als Ideengeber und Angriffsinitiator hervor. Der Algerier selbst schoss zu unplatziert, um Keeper Marco Carnesecchi zu überwinden (11.), ehe er zwei Versuche von Teamkollegen vorbereitete, die es aber nicht besser machten: Ansgar Knauff ließ sich von Odilon Kossounou das Spielgerät abluchsen (14.), und der aufgerückte Kapitän Robin Koch sprang nach einem Eckstoß hoch in die Luft und gab der Kugel mit der Stirn einen wuchtigen Stoß, doch sie flog über die Querlatte (15.).
Wenn die Norditaliener aus einem tiefstehenden Block die Mittelinie nach vorne überquerten, lief das mit zunehmender Konsequenz meist über Ademola Lookman, der im Mai des Vorjahres Bergamo mit einem Hattrick zum Europa-League-Triumph gegen Leverkusen (3:0) geschossen hatte. In Frankfurt wähnten sie sich vorbereitet auf den Fintenreichtum, der die Einsätze des nigerianischen Stürmers kennzeichnet, wobei Koch zu Beginn per Fuß, Kopf oder grätschend mit getrecktem Bein zu Werke ging, um den 28-Jährigen zu bremsen – doch das genügte nicht. Lookman blieb trotz manch gescheiterten Versuchs ein unermüdlicher Unruheherd, der die Frankfurter Defensive zu beschäftigen wusste. In der 35. Minute traf er den Pfosten, wenige Sekunden später machte es ihm Mitspieler Gianluca Scamacca (36.) nach.
Burkardt muss verletzt raus
Unmittelbar nach der Pause vergab Jonathan Burkardt bei einem Konter nach der Hereingabe von Nathaniel Brown die Möglichkeit zur Frankfurter Führung (49.). Es war die erste und sogleich letzte Szene, in der der Mittelstürmer im Mittelpunkt stand. Der 25-Jährige setzte sich – ohne dass es einen Zusammenstoß mit einem Gegenspieler gegeben hätte – auf den Boden und signalisierte, dass er sich verletzt hatte.
Nach einer Behandlungspause auf dem Rasen, in der sich der Frankfurter Goalgetter (zwölf Saisontore) mehrmals an die linke Wade griff, wurde Burkardt gestützt von zwei Eintracht-Medizinern in die Kabine geführt. Für ihn brachte Toppmöller Linksaußen Jean-Matteo Bahoya und beorderte Ansgar Knauff zentral in die Spitze – ein weiterer Fingerzeig, dass er kein sonderlich großes Zutrauen ins Wirken des etatmäßigen Angreifer Elye Wahi besitzt, der wieder lange auf der Bank saß und im Winter eine Ortsveränderung anstreben sollte, wenn er seine Karriere neuen Schwung geben möchte.
Was dann passierte, war ein Frankfurter Zusammenbruch im Minutentakt, der das Team, das kaum Gegenwehr zeigte, uneinholbar ins Hintertreffen brachte. Erst war es Lookman, der von einem Abspielfehler von Mario Götze profitierte, und das 1:0 für Bergamo erzielte (60.). Ein weiter Schlag nach dem Anstoß kam für die Eintracht postwendend zurück, diesmal passte Lookman in den Lauf von Ederson, der aus acht Metern abschloss zum 2:0 (62.). Und es wurde noch bitterer für die Eintracht.
Über Lookman und Marten de Roon landete der Ball bei Zappacosta, der den Ball an die Latte knallte. Den Abpraller versenkte Charles de Ketelaere, der aus kurzer Distanz auf 3:0 für Atalanta erhöhte (65.). Damit waren die Kräfteverhältnisse vorzeitig geklärt. Atalanta brachte das Resultat ohne Mühe über die Runden, während nach dem dritten krachenden Misserfolg bei der Eintracht langsam, aber sicher die Erkenntnis reifen dürfte, dass noch nicht alles verloren ist, die Königsklasse in dieser Verfassung aber nicht ihrer Kragenweite entspricht.





















