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CH-7482 Bergwandern in Bergün / Bravuogn (1/2) | ABC-Z

Und schon wieder eine Blumenreise. Diesmal organisiert durch die Botanische Gesellschaft Basel (Dr. Verena Wiemken und Prof. em. Dr. Thomas Boller). Kurz vor Mittag Ankunft im Hotel, danach gings gleich zackig hoch. Die Mittagspause reichte gerade aus, um den Abschlussstein auf die Steinpyramide zu legen.

Die Wanderpausen wurden durch kurze, wissenschaftliche Vorstellungen der auf dieser Meereshöhe vorkommenden Baumarten unterlegt.

Die zweiblättrige Waldhyazynthe, Platanthera bifolia

Eine sich eben entfaltende Türkenbund-Lilie, Lilium martagon

eine verblühende, wohlriechende Händelwurz, Gymnadenia odoratissima

Der Blick auf das 1370 m hoch liegende Dorf an der Albula-Passstrasse

oder ganz einfach auf eine ungedüngte Alpwiese

Bergün liegt im Albulatal an der Albulapassstrasse und an der Albulabahnlinie der Rhätischen Bahn. Im früher romanischsprachigen, wirtschaftlich und kulturell eng mit dem Engadin verbundenen Dorf wird heute mehrheitlich deutsch gesprochen. Ein typisches Strassendorf: beidseitig der ansteigenden Hauptstrasse reihen sich Häuser im Engadiner Stil aus dem 16. bis 18. Jahrhundert mit Sgraffiti, Erkern und Fenstergittern.
Neben der Viehwirtschaft bildeten der Verkehr über den Albulapass und der Bergbau (Eisenerz) die Lebensgrundlagen des Ortes.

Die reformierte Kirche Bergün wurde im Jahre 1188 erstmals urkundlich erwähnt. In vorreformatorischer Zeit (ca. um 1500) erfolgte ein Umbau in spätgotischem Stil. Damals entstand auch der Freskenzyklus durch einen italienischen Wandermaler, u.a. mit Motiven der Passion Jesu Christi. Die Kirche weist im Inneren eine mit Schnitzkunst und vielfältiger Schablonenmalerei verzierte Leistendecke auf.

Als 1903 die Albulabahn eröffnet wurde, erwarteten die Bergüner einen Aufschwung, der das Dorf auf das touristische Niveau der Oberengadiner Kurorte St. Moritz und Pontresina heben sollte. Ausdruck jener Hoffnungen ist das 1906 im Jugendstil erbaute Kurhaus Bergün. Darin hätten sich Engadinreisende ein paar Tage an die Höhenlage akklimatisieren sollen. Doch die Reisenden wollten sich nicht akklimatisieren, sondern fuhren mit der Bahn gleich direkt ins Engadin.

Der erste Weltkrieg brachte den Betrieb an den Rand des Ruins. 1949 wurde das Haus nach einem Dachstockbrand geschlossen. Ab 1952 übernahm der Schweizerische Verein für Familienherbergen das Kurhaus und baute die Hotelzimmer in Ferienwohnungen um. Der Ertrag reichte jedoch nicht aus, um den Bau instand zu halten. Im Jahr 2002 wurde das heruntergekommene Haus vorerst geschlossen. Langjährige Stammgäste gründeten eine Auffanggesellschaft und bewahrten es damit vor dem Untergang. Seither wurde das Gebäude in kleinen Schritten im denkmalpflegerischen Sinn auf vorbildliche Weise und mit viel Geschick restauriert, entstaubt und als wertvolle Jugendstilperle für das neue Jahrhundert fit gemacht.

Mehr über Bergün siehe auch mein Artikel aus dem Jahr 2014:
CH-7482 Bergün

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