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Ladesäulen-Anbieter zocken E-Auto-Fahrer ab – so sparen Sie trotzdem | ABC-Z

Der ADAC hat in einer Stichprobe krasse Preisaufschläge für die Kreditkartenzahlung an E-Auto-Ladesäulen ermittelt. CHIP zeigt Ihnen, wie Sie den hohen Preisen aus dem Weg gehen.

Seit dem Inkrafttreten der Alternative Fuels Infrastructure Regulation (AFIR) in der EU im April 2024 sind Ladesäulenbetreiber dazu verpflichtet, neu installierte Schnelllader mit mehr als 50 kW Leistung mit einem Terminal für die Bezahlung mit Kredit- und Debit-Karten (“EC-Karten”) auszustatten. Ziel der EU-Regulierung ist es, einen niederschwelligen Zugang zur E-Auto-Ladeinfrastruktur zu schaffen. Gängige Praxis war es bislang, die Ladekunden möglichst in Verträge zu zwingen, mit denen sie sich an einen Anbieter binden.

Schon im Jahr 2017 knüpfte das Bundesverkehrsministerium die Förderung von Ladesäulen allerdings an die Möglichkeit des Ad-hoc-Ladens – also des Ladens ohne Vertrag oder andere Vorbedingungen. In der Praxis war diese Lade- und Bezahlmöglichkeit meist an anbieterspezifische Smartphone-Apps gebunden. Das Herunterladen der passenden App und das Einrichten einer Bezahlmöglichkeit ist für viele Menschen eine hohe Hürde, die nicht zur Idee der Förderungskriterien passt.

E-Auto-Fahrer müssen auch “ad-hoc” laden können

Über die zwangsweise Integration von Bankkarten-Lesern wurde im Vorfeld lange und hitzig gestritten. Dass die Ladeanbieter diese Möglichkeit nicht bevorzugen, ist verständlich: Wer einmal einen Ladevertrag abgeschlossen, die App auf dem Handy eingerichtet und die NFC-Ladekarte für den Vertrag bekommen hat, der wird mutmaßlich regelmäßig denselben Anbieter nutzen. Das gilt auch dann, wenn der Ladestromvertrag gar keine Grundgebühr kostet oder monatlich kündbar ist. Kreditkartenzahler hingegen werden einfach da laden, wo es gerade am günstigsten ist.

Dass viele Ladeanbieter nichts von der neuen Bezahlmöglichkeit halten, zeigt sich an der Preisgestaltung. Der ADAC hat in einer Stichprobe bei elf Ladeanbietern gecheckt, welche Preise für Kredit-/Debitkartenzahlung aufgerufen werden und diese Preise mit den Verträgen ohne Grundgebühr derselben Anbieter verglichen.

Wie Ladestrom-Anbieter kräftig abzocken

Die Ergebnisse erschrecken – und mahnen zur Vorsicht an der Ladesäule: Bis zu 62 Prozent teurer als im Vertrag ohne Grundgebühr ist der Strom bei EWE Go, wenn Sie mit der Karte von ihrer Bank bezahlen. 84 statt 52 Cent pro kWh bedeuten, dass ein Auto, das mit 20 kWh pro 100 Kilometer fährt, 16,80 Euro statt 10,40 Euro an Verbrauchskosten pro 100 km verursacht. Der teuerste Preis aus der ADAC-Erhebung fällt bei EnBW an: satte 87 Cent pro kWh. Mit Vertrag sind es 59 Cent – die Bankkartenzahlung bedeutet beim größten Ladeparkbetreiber in Deutschland also 47 Prozent Aufpreis.

Die ADAC-Stichprobe führt vier Anbieter auf, die beim Ad-hoc-Laden den gleichen Preis aufrufen wie im Vertrag ohne Grundgebühr: Fastnet, EAM, Allego und Circle K glänzen dabei aber nicht mit besonders günstigen Ad-hoc-Preisen, sondern mit hohen Vertrags-Preisen. Am attraktivsten ist der Anbieter EAM: 64 Cent pro Kilowattstunde bezahlen Ad-hoc-Kunden an den EAM-Säulen, die in Süd-Niedersachsen und in Hessen zu finden sind.

Die Lösung: Den richtigen Vertrag abschließen – oder mehrere

Die Preistabelle aus der ADAC-Stichprobe legt einen Vergleichssieger nahe: 52 Cent pro kWh erscheinen im Vergleich mehr als fair, EWE Go wäre damit eine klare Empfehlung – die Ladesäulen des Energiekonzerns sind aber nicht sehr weit verbreitet, vor allem entlang der Autobahnen ist das Angebot von EWE Go sehr dünn. Nutzt man die Ladekarte oder -app von EWE Go an der Ladesäule eines Wettbewerbers, dann werden 62 Cent pro kWh fällig.

Ein hervorragend ausgebautes Ladenetzwerk in ganz Europa hat dagegen Tesla, die Tesla-Preise ohne Grundgebühr (zur Zeit ab 52 Cent pro kWh) sind auch für Fremdmarkenfahrer attraktiv. Bei Tesla gibt es keine NFC-Karten zur Ladesäulen-Freischaltung; der Vorgang wird komplett über die Smartphone-App gesteuert. Für Urlaubsfahrten ist es deshalb sinnvoll, vorab einen Tesla-Account anzulegen und die Bezahlung per Kreditkarte einzurichten.

Ein richtiger Geheimtipp ist der Ladetarif von Renault, der auch mit fremden Marken nutzbar ist: Für nur fünf Euro monatlicher Grundgebühr reduziert Renault den Ladepreis an Ionity-Ladesäulen auf 39 Cent pro kWh. Das Ionity-Ladenetzwerk ist entlang der Autobahnen europaweit ausgebaut. Und das Beste: Der Vertrag mit Renault kann monatlich gekündigt werden. Die Renault-Ladekarte “Mobilize Charge Pass” ist deshalb erste Wahl für Urlaubsreisen.

ADAC fordert Kartellamts-Aufsicht für Ladepreise

Spätestens bei der Recherche eines guten Ladestrom-Vertrags wird die schlechte Transparenz der Ladepreise klar: In den Preistabellen stehen oft genug nur von-bis-Angaben anstatt konkreter fixer Kosten. Grund genug für den ADAC, klar kommunizierte Preise anzumahnen. Das Aufladen von E-Autos soll so einfach werden wie das Tanken mit Benzin oder Diesel. Der ADAC fordert, dass das Bundeskartellamt analog zum Treibstoffmarkt eine Markttransparenzstelle für Ad-hoc-Ladepreise einführt – eine Einrichtung, die sich im Kraftstoffmarkt bewährt habe.

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