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Cannabis: Warum Münchens Sonderweg richtig ist, aber Grenzen hat | ABC-Z

München — Die Grünen: eine Verbotspartei. Sagt Markus Söder gerne. Jener Söder, dem die Freude an drastischen Strafen, wo sie ihm in die Harter-Hund-Erzählung passen, aus jeder Pore kommt. Seine Cannabis-Bußgelder entbehren jeder Verhältnismäßigkeit.

Ein verbotenes Messer – in München oft günstiger als ein verbotener Joint

Wildbieseln? Kostet in München 100 Euro. Ein Hund ohne Leine auf einem Kinderspielplatz? 200. Ein Einhandmesser verbotenerweise mitzuführen: 300. Eine Fackel in der Hand in der Allianz Arena: 400. Alles laut offizieller Zahlen der Stadt. Das Kiffen aber soll nach Söders Willen mit 500 oder gar 1000 Euro sanktioniert werden. Das ist absurd – und preist weder ein, dass Kiffen nun mal legal ist, ob es der Staatsregierung gefällt oder nicht. Noch, dass jemand mit einem Joint in aller Regel keine Belästigung und erst recht keine Gefährdung für Passanten bedeutet, ganz anders als viele Betrunkene. Älteren Münchnern , die sich noch gut an die süßlichen Schwaden am Monopteros erinnern können, dürfte ein Kiffer an der nächsten Ecke meistens vor allem reichlich wurscht sein.

Gut und sinnvoll also, dass die Stadt München sich einen kleinen Sonderweg traut in Zeiten, in denen sie sich sonst fast immer treiben lässt, sobald die CSU eine Law-and-Order-Wahlkampf-Welle reitet. Erinnert sei nur daran, wie die Stadt-Politik kürzlich hektisch in den Alten Botanischen Garten eilte, um bei einem Markus-Söder-Fototermin bloß mit auf dem Bild zu sein.

Viel mehr als Symbolik, dass man nicht jede Zuspitzung mitmacht, sind die niedrigeren Cannabis-Strafen trotzdem nicht. Sind sie doch erstens eh weiter unverhältnismäßig hoch. Und zweitens ist fest davon auszugehen, dass Kiffen mit einer Friedrich-Merz-Bundesregierung sowieso wieder verboten wird. Dann muss die Stadt nicht mehr über den kleinen Spielraum jammern. Dann hat sie keinen mehr.

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