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Camera-Club Markt Schwaben: Tanz und Vergänglichkeit – Ebersberg | ABC-Z

Es gibt was zu sehen im Rathaus von Markt Schwaben an diesem Wochenende. Der Camera-Club Markt Schwaben zeigt, wie die Welt im Jahr 2024 durch die Augen – oder die Fotolinsen – seiner Mitglieder ausgesehen hat. Zumindest Teile dieser Welt. Der Mailänder Hauptbahnhof etwa, den der Clubvorsitzende Günther Keil in seiner beeindruckenden Aufnahme eingefangen hat.

Hinter dem Camera-Club Markt Schwaben liegt ein Jahr mit besonders vielen Projekten. Gezeigt werden im Rahmen der Jahresausstellung „Foto 2024“ unter anderem klassische Storytellings: 31 Bilderserien zu freien Themen – Betrachtungen zu Menschen, Tieren und deren Lebensräumen in Stadt und Land. Mit Bildern zu den Themen „Ausgedient“ und „Lebensfreude“ beteiligten sich die Clubmitglieder in diesem Jahr auch an einem internationalen Städtewettbewerb.

Walter Schneider fotografierte Wanderer in wunderbarer Landschaft – Lebensfreude in Szene gesetzt. (Foto: Veranstalter/diverse)

Und schließlich war da noch „Die Rückkehr der Namen“, ein Erinnerungsprojekt gegen braunes Gedankengut, initiiert vom Bayerischen Rundfunk. Als dieser den Camera-Club fragte, ob sich seine Mitglieder an dem Erinnerungsprojekt beteiligen wollten, sagten diese ohne Zögern zu. Durch das Projekt wollte der BR, unterstützt durch das Kulturreferat der Landeshauptstadt München, an 1000 Münchnerinnen und Münch­­ner sowie 71 Menschen aus Amberg, Augsburg, Regensburg und Würzburg erinnern, die während des NS-Regimes verfolgt, entmenschlicht und ermordet wurden. Zehn Mitglieder des Camera-Clubs fertigten vor allem von einem großen Aktionstag im April dieses Jahres eine Fotoreportage an, welche der BR auf seiner Webseite publi­zierte. Im Rahmen der Foto 2024 sind Teile davon im Markt Schwabener Rathaus zu sehen.

Für die Bildgeschichten, die Storytellings, konnten die Themen frei gewählt, aber auch in Pro­jekten gemein­sam erarbeitet werden. Besonders viele Impulse lieferte die Landesgartenschau im nahe gelegenen Kirchheim. Im lockeren Verbund beobachteten dort die Clubmitglieder das kulturelle Geschehen sowie das begeisternde Blühen und Wachsen. Die Projektergebnisse fanden ihren Niederschlag in Bil­derserien, welche als Papierbilder, im digitalen Bilderrahmen und in einer audiovisuellen Schau präsentiert werden. Claudia Topel vom Camera-Club und Führerin bei der Landesgar­tenschau erinnert in einer Überblend­schau an diese Zeit. Auf der Bundesgartenschau fanden die Mitglieder auch Motive für ein weiteres Projekt: Wabi-Sabi. Das zugrunde liegende japanische Konzept widmet sich einfachen, schlichten Dingen (Wabi) und deren Vergänglichkeit (Sabi).

Günther Keil fotografierte dieses schlichte Blatt, in dem seine Vergänglichkeit schon erkennbar ist. (Foto: Veranstalter/diverse)

Seit mehr als 40 Jahren beteiligt sich der Camera-Club an einem internationalen Städtewettbewerb zwischen fünf österreichischen und fünf bayerischen Fotoclubs. Im Oktober wurden die Markt Schwabener in Mattighofen in Oberösterreich mit einem dritten Platz geehrt. Die Projekte, die für den Wettbewerb gefertigt wurden, prägten die Arbeit des Camera-Clubs und werden im Markt Schwabener Rathaus an vielen Stellen gezeigt. Pro­jektarbeit steht dabei bewusst im Gegensatz zum Schnappschuss beim Sonntagsspaziergang: Sie fordert, sich näher mit der Aufgabenstellung, dem Thema, auseinanderzusetzen.

Unter „Ausgedient“ sollten Fotos von Objekten eingereicht werden, die ihre ursprüngliche Funktion oder ihren Nutzen verloren haben und somit nicht mehr gebraucht werden. Sie zu betrachten, macht nachdenklich, manchmal auch melancholisch.

Reinhold Panjan hat mit seinem Blattgerippe eines stacheligen Ilex-Blatts im Verrottungsprozess einen Beitrag zu Wabi-Sabi geliefert. (Foto: Veranstalter/diverse)

Und natürlich ist es oft auch mit Trauer verbunden, wenn etwas ausgedient hat, und so geht es vielen Markt Schwabener wohl auch mit der alten, stillgelegten Mittelschule. Der Aktivkreis „Kunst und Kultur“ organisierte im September mit dem Happening „Art Break“ eine Gelegenheit für Kreative, vor dem Abbruch der Schule deren Wände und Räume mit Kunstwerken zu gestalten. Günther Keil, Klaus Lüders und Christian Raab machten sich auf, mit achtsamer Kamera das Atmosphärische von Art Break einzufangen.

Diese kleine Künstlerin hat Christian Raab beobachtet. (Foto: Veranstalter/diverse)

Anders als die Assoziationen zu „Ausgedient“ bietet jene zur „Lebensfreude“ nicht Rückblick und das Gefühl von Verlust, sondern eine Perspektive auf das, was kommt, was sein könnte, auf den Genuss und die Gegenwart. Eine gemeinsame Überblendschau fasst in Bildern Gedanken zur Lebensfreude zusammen. Bildergeschichten zeigen auch, wie Musik und Theater Freude bereiten.

Wie lässt sich Lebensfreude mitreißender ausdrücken als durch Tanz und Musik. Das Bild wurde von Monika Rinas am Münchner Königsplatz aufgenommen. (Foto: Veranstalter/diverse)

Während die Clubmitglieder bei gemeinsamen Projekten immer wieder die Möglichkeit zum Erfahrungsaustausch über Blickwinkel, Sichtweisen, mögliche Motive oder Techniken nutzen und die vorgegebene Ziele Orientierung bieten können, ermöglicht die individuelle Fotografie die Freiheit der Entfaltung, manchmal auch die schlichte Hingabe an die Schönheit des Augenblicks.

Monika Rinas hat mit ihrer Aufnahme vom Deininger Weiher die empfundene Lautlosigkeit eingefangen. (Foto: Veranstalter/diverse)

Der Camera-Club möchte mit seiner Jahresausstellung nicht nur zeigen, was seine Mitglieder geschaffen haben, sondern mit seiner Freude an der Fotografie anstecken, vielleicht den einen oder anderen Besucher anspornen, auch mit dem Smartphone bewusster zu fotografieren. Ambitionierte Fotofreunde finden in der Ausstellung vielleicht bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen vielfältige Anregungen, in den fotografischen Dialog einzusteigen über einzelne Bilder oder das Thema im Allgemeinen. 

„Foto 2024“: Jahres­ausstellung des Camera-Clubs Markt Schwaben im Rathaus-Foyer, geöffnet am Samstag und Sonntag, 23./24. November, jeweils von 10 bis 18 Uhr.

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