Bye-bye, Billgfleisch – Supermärkte machen Schluss mit Haltungsform 1 | ABC-Z

Die meisten großen Supermarktketten nehmen in den nächsten Monaten jede Menge Billigfleisch aus ihren Kühltheken. Ob Schwein, Rind oder Geflügel: Aldi Süd hat bereits angekündigt, ab Mitte Januar kein Frischfleisch der niedrigsten Haltungsform bei seinen Eigenmarken mehr anzubieten.
Auch Rewe und Penny wollen dann mindestens auf die Haltungsform 2 umgestellt haben, die den Tieren etwas mehr Platz im Stall einräumt. Lidl hat sich dieses Ziel für Ende Februar 2026 gesetzt. “Der Markt entwickelt sich in Richtung Tierwohl und Qualität”, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer (CSU) der AZ.
“Wir arbeiten als Bundesregierung und Koalition unsererseits daran, das staatliche Tierhaltungskennzeichen zu verbessern.” Es solle praxistauglicher werden, damit es einen Mehrwert bringe und nicht allen Beteiligten nur Mehrarbeit verschaffe. Aldi Nord, Kaufland, Edeka und Netto geben sich noch etwas bedeckter. Bei Schwein und Geflügel sei man bereits auf höhere Haltungsformen umgestiegen. Heißt: Frisches Rindfleisch der untersten Stufe findet sich in den Kühlregalen dieser Geschäfte noch.
Aldi will bis 2030 Fleischangebot auf Stufe 3 umstellen
Aldi Nord begründete das unter anderem mit dem knappen Angebot an Fleisch aus höheren Haltungsformen. Außerdem seien die starken Preissteigerungen bei Rindfleisch eine große Herausforderung. Kundinnen und Kunden reagierten darauf sehr sensibel. Das übergeordnete Ziel steht aber: Bis 2030 wollen die großen Ketten das gesamte Frischfleischangebot ihrer Eigenmarken vollständig auf Stufe 3 und höher umstellen.
Die Haltungsform ist ein freiwilliges Kennzeichnungssystem für Fleisch und verarbeitete Produkte von Schwein, Rind und Geflügel. Es gibt fünf Stufen mit wachsenden Anforderungen an die Tierhaltung. Bei Stufe 3 haben Tiere mehr Raum und Frischluft-Kontakt, bei Stufe 4 Auslaufmöglichkeiten im Freien, die Stufe 5 entspricht Bio-Standards.
© Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
von Karl-Josef Hildenbrand (dpa)
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Für Verbraucher spielt das Tierwohl eine wichtige Rolle. Nach einer Studie des Landwirtschaftsministeriums wünschen sich 92 Prozent bessere Haltungsbedingungen, 84 Prozent sind die entsprechenden Angaben auf der Verpackung wichtig. Die Verbraucher wollten Fleisch aus besseren Haltung, sagte auch Jochen Geilenkirchen, der Leiter des Teams Lebensmittel im Verbraucherzentrale-Bundesverband. “Sie müssen sich aber auch sicher sein, dass höhere Preise den Tieren nützen. Dafür reichen freiwillige Selbstverpflichtungen des Handels nicht aus.”
Verbraucher werden Umstieg finanziell zu spüren bekommen
Es brauche eine verpflichtende und deutlich erkennbare staatliche Kennzeichnung der Tierhaltung im Supermarkt, beim Fleischer und in der Gastronomie. “Es ist gut, dass Bundestag und -regierung daran arbeiten.”
Bei den Erzeugern komme von den hohen Preisen bisher jedoch wenig an. Entscheidend sei aber, ob die Landwirte höhere Standards auch ausreichend bezahlt bekämen, wie Hubertus Beringmeier vom Deutschen Bauernverband sagte. “Die Verbraucherinnen und Verbraucher müssen verstehen, dass mehr Tierwohl mehr Aufwand und mehr Investitionen für die Tierhaltung bedeuten.”
Konsumenten dürften den Umstieg auch finanziell zu spüren bekommen: Bereits in den vergangenen Jahren sind die Preise deutlich gestiegen. Laut Statistischem Bundesamt kostete Rinderhackfleisch im September gut 70 Prozent mehr als im Jahr 2020, Schweinehack 60 Prozent und frisches Geflügelfleisch 45 Prozent. Der Preisanstieg hängt jedoch nicht allein mit dem Haltungswechsel zusammen, sondern auch mit gestiegenen Kosten für Energie, Futter, Löhne und Logistik.





















