BVB und Rheinmetall: Die BVB-Aktionäre und eine wichtige Frage | ABC-Z
Ihren
wohligsten Moment hat die Hauptversammlung des BVB, als die Aktionäre
Hans-Joachim Watzke verabschieden. Noch bis zum Ende 2025 ist
Watzke Geschäftsführer von Borussia Dortmund, am Montag spricht er das letzte
Mal vor den Aktionären. Als er mit seiner Rede fertig ist, erheben sie sich zu
anhaltendem Applaus. Er könne das nicht so zeigen, sagt Watzke, aber die
Reaktion rühre ihn.
Seit
2001 ist Aki Watzke beim BVB, seit 2005 als Geschäftsführer. Man machte gemeinsam schwere
Zeiten durch, schaffte es in seiner Zeit als Geschäftsführer aber zweimal ins
Champions-League-Finale und zu zwei Meisterschaften. Doch der Abschied Watzkes ist nicht die Hauptsache auf
dieser Aktionärsversammlung. Es geht um ein Sponsoring, das
Watzke im Mai mit nichts weniger rechtfertigte, als dem Schutz der Demokratie:
das Sponsoring durch Rheinmetall, das größte deutsche Rüstungsunternehmen.
Darf ein Fußballverein ein Rüstungsunternehmen als Sponsor haben, also für
Waffen werben? Bekanntermaßen
kann man seit mehr als zwanzig Jahren Aktien der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA kaufen, deshalb
diskutieren an diesem Montag auch die BVB-Aktionäre über diese wichtige Frage. Schon vor der
Halle wird man mit dem Thema des Tages konfrontiert. Dort bietet Michael Schulze von Glaßer den eilenden Aktionären
eine ausgedruckte Studie an, der Titel: “Rheinmetall in der Zeitenwende – Wie
ein Rüstungskonzern gesellschaftlich normalisiert wird und Borussia Dortmund
dazu beiträgt”.
Nur wenige greifen zu.
Schulze
von Glaßer ist BVB-Fan. Aber er ist nicht als Aktionär, sondern, wie einige
Mitstreiter, als Aktivist gekommen. Als sein Lieblingsverein im Mai die
Partnerschaft mit Rheinmetall verkündete, organisierte er noch am selben Tag einen
Protest. Unterstützer für seinen Protest hat der Geschäftsführer der Deutschen
Friedensgesellschaft unter anderem bei den Parteien Die Linke und Die PARTEI
gefunden.
“Besonders hat mich geärgert, dass Borussia Mönchengladbach diesen Deal mit
Rheinmetall abgelehnt hat”, sagt Schulze von Glaßer. “Warum haben die mehr
Courage oder mehr Moral
als wir?” Die Antwort gibt er selbst. “Es geht nur ums Geld.” Bis zu 20
Millionen Euro soll der BVB bis 2027 von Rheinmetall bekommen.
Eine
Stunde später sind die Vokabeln in der Halle ganz andere, als Watzke und sein
Kollege aus der Geschäftsführung, Carsten Cramer, sprechen. Die BVB-Bosse
machen keinen Hehl daraus, wie stark “das pekuniäre Motiv”, wie der Marketingmann
Cramer es nennt, bei den Verhandlungen mit Rheinmetall gewesen sei. “Dann haben
wir uns aber natürlich die Frage gestellt, passt das zu Borussia Dortmund?”
Zumindest ein Teil der Vereinsmitglieder verneint das entschieden. Bei der
Mitgliederversammlung am Sonntag stimmte eine Zweidrittelmehrheit dafür, die Zusammenarbeit mit
Rheinmetall schnellstmöglich zu beenden. Die Abstimmung ist rechtlich nicht bindend, aber ein klares Zeichen an die Vereinsführung.
Einen
Tag später sagt Watzke vor den Aktionären, die Abstimmung sei nicht
repräsentativ gewesen. Er nehme die Stimmung ernst, es hätten aber nur 0,25
Prozent der aktuell 218.000 Mitglieder abgestimmt. Als er das sagt, presst er
die linke Hand auf die Brust. Seine Körpersprache sagt so was wie: Liebe
Freunde, bei aller Liebe, über was reden wir da?! Am Sonntag versprach er eine Onlineabstimmung unter allen 218.000 Mitgliedern.