BVB-Absturz: Kovac redet schon nach vier Wochen wie seine Vorgänger | ABC-Z

Nach nur vier Wochen im Amt redet BVB-Trainer Niko Kovac bereits wie seine Vorgänger. Die Verzweiflung in Dortmund ist groß, auch bei Kapitän Emre Can. Sky-Experte Didi Hamann fordert derweil drastische Konsequenzen.
Ein seelenloser Auftritt, der die Fans im Westfalenstadion fassungslos macht. Ein Pfeifkonzert bereits zur Pause, höhnischer Beifall bei Fehlern der eigenen Mannschaft, wütendes Geschrei beim Abpfiff. Die Höchststrafe gab es von der Süd: die Ultras schickten ihre Mannschaft nach Spielende weg.
Wenn so etwas passiert, „dann weißt du, dass eine Mannschaft 90 Minuten auf dem Platz gestanden hat, mit der sich die Leute nicht identifizieren können“, erklärte Sky-Experte Didi Hamann nach dem Spiel. In einer Stadt, in der Fußball gelebt wird, ein fatales Zeichen.
Kovac erstmals mit kritischen Tönen zur Mannschaft
Trainer Niko Kovac, der sich in seinen vier Wochen als BVB-Coach zuvor stets schützend vor der Mannschaft gestellt hatte, schlug nach der Augsburg-Pleite einen anderen Ton ein: „Über 90 Minuten haben wir heute kein bisschen gezeigt, dass wir das Spiel gewinnen wollen. Das war viel zu wenig. Das war zu langsam, zu träge, zu behäbig. Wir haben keine Chancen kreiert, haben nicht die Tiefe bespielt. Das war alles pomadig und so kannst du kein Bundesligaspiel gewinnen.“
Die Einstellung sei entscheidend. „Wie gehe ich in ein Spiel? Das war heute ein wichtiges Spiel – gerade im Hinblick auf die Ergebnisse heute. Laufbereitschaft, Leidenschaft, Intensität und Aggressivität sind für mich immer das Maß aller Dinge. Dann kommt die spielerische Komponente, aber heute haben wir diese Tugenden nicht an den Tag gebracht und dann wird es spielerisch auch schwierig.“
Die ewige Mentaliätsdebatte beim BVB
Wieder die Mentalitätsdebatte in Dortmund? „Ja“, antwortet Didi Hamann bei Sky knapp und simpel. Dann führt er aus und zerlegt den BVB.
Nach nur sechs Wochen im Amt redet Kovac bereits wie seine Vorgänger. „Der Trainer ist jetzt da, wo viele andere angekommen sind und zum Teil auch gescheitert sind. Er wird jetzt dazwischenhauen. Ob es was bringt, wird man sehen“, so der Sky Experte.
Während Kovac ernstere Worte findet, verzweifelt ein anderer an den immer selben Fragen und den immer selben Antworten: Emre Can.
BVB-Kapitän Can verzweifelt
Man müsse ganz schnell irgendwie eine Lösung finden, begann der Kapitän. „Wenn wir so weitermachen, dann wird es eine ganz, ganz schlimme Saison für uns. Es ist schwer, die richtigen Worte zu finden. Wir sagen nach jedem Spiel das Gleiche. Es hat nichts mit der Fitness tun. Es ist alles im Kopf.“
Sportdirektor Sebastian Kehl hat nun erstmals öffentlich einen möglichen Kaderumbruch im Sommer angedeutet. „Natürlich machen wir uns Gedanken, wenn sich Dinge immer wiederholen“, sagte Kehl auf eine entsprechende Frage. Der Auftritt der Mannschaft habe ihn extrem „verärgert“.
Auch für Hamann sind personelle Konsequenzen unabdingbar, bei einem klaren Cut müsse der Verein „fünf oder sechs Spieler rausschmeißen“.
Hamanns BVB-Streichliste
Ganz oben auf seiner persönlichen Streichliste: „Der Erste wäre der Brandt! Das mag jetzt ungerecht sein. Wenn die verlieren, verlieren sie miteinander, aber er ist einer der Schlüsselspieler, der Trainer nennt ihn in einem Atemzug mit Florian Wirtz und Jamal Musiala. Das hat Gründe, denn wenn er gut drauf ist, hat er eine Riesenqualität, aber der ist zu lange da und er ist symptomatisch für das, was in Dortmund seit Jahren passiert.“

Seit Wochen hat der 28-Jährige mit starken Formschwankungen zu kämpfen. Der vor der Saison zum Vize-Kapitän beförderte Brandt wurde so zunehmend zum Gesicht der Dortmunder Krise.
„Dann sollen sie gehen“
Der zweite auf Hamanns Liste: „Der andere ist der Gittens. Das ist ein junger Kerl und du kannst sagen, dass die älteren Spieler Leistungen bringen müssen. […] Ich verstehe, dass so ein Spieler mal einen Hänger hat, aber der hängt jetzt seit fünf Monaten und das kann nicht sein. Vielleicht haben die vermeintlichen Angebote aus England ihm den Kopf verdreht, aber wenn die Jungs nicht hundertprozentig bei der Sache sind, weil sie woanders mehr Geld verdienen oder ein schöneres Leben haben, dann sollen sie gehen. Du brauchst Leute, die Fußball arbeiten und davon haben sie im Moment zu wenig.“
Der BVB dümpelt nun auf Platz 10 der Tabelle, die Champions-League-Plätze rücken in weite Ferne.