Gesundheit

Butter vs. pflanzliche Fette: Studie findet Vorteile für pflanzliche Öle und Fette. – Gesundheit |ABC-Z

Jetzt ist also die Butter dran. Die Wissenschaft hat schließlich festgestellt, dass „die gute Butter“, von der die Nachkriegshausfrauen noch schwärmten, womöglich doch nicht so vorteilhaft für das Wohlbefinden ist. Zumindest wenn man Wissenschaftlern der Universität Harvard folgen mag, die im Fachblatt Jama Internal Medicine ausführen, dass die Gesundheitsrisiken bei langjährigem Butterkonsum weitaus größer sind, als wenn stattdessen pflanzliche Fette und Öle verzehrt werden. Demnach ist die allgemeine Sterblichkeit in der Gruppe jener, die sich, genau: nicht die Butter vom Brot nehmen lassen, deutlich erhöht. Ein größeres Risiko speziell für Herzkreislaufleiden und Krebs besteht bei ihnen ebenfalls.

Die Forschergruppe um Daniel Wang, zu der auch die epidemiologischen Veteranen Walter Willett und Meir J. Stampfer gehören, hat Daten von mehr als 220 000 Menschen für die Studie ausgewertet. Alle vier Jahre wurden die Probanden nach ihren Ernährungsgewohnheiten gefragt. Nach einer Beobachtungsdauer von bis zu 33 Jahren zeigte sich, dass die Sterblichkeit unter jenen, die am meisten Butter aßen, um 15 Prozent höher lag als bei jenen, die am wenigsten Butter zu sich nahmen. Umgekehrt ergab sich, dass der höchste Verzehr an Pflanzenfetten und -ölen mit einer um 16 Prozent niedrigeren Sterblichkeit im Vergleich zur Gruppe mit dem geringsten Konsum dieser Fette und Öle einherging.

„Womöglich erwägen die Menschen diesen einfachen Wechsel in ihrer Ernährung und ersetzen Butter durch Oliven- oder Sojaöl“, sagt Wang einer Pressemitteilung seiner Universität zufolge. „Das kann zu signifikanten und langfristigen Vorteilen für die Gesundheit führen.“ Die Forscher hatten allerdings auch beobachtet, dass nicht alle pflanzlichen Fette und Öle den gleichen Nutzen zu bringen scheinen. Als vorteilhaft erwiesen sich Oliven-, Raps- und Sojaöl, während Mais- und Distelöl sich in der Studie nicht günstiger auf die Gesundheitsrisiken auswirkten.

Es kommt auf mehr als nur das Fett an

Pflanzliche Öle enthalten vermehrt ungesättigte Fettsäuren, die als zuträglich für Herz und Kreislauf gelten und zudem antientzündlich wirken können. In tierischen Produkten kommen hingegen überwiegend gesättigte Fettsäuren vor, deren langfristiger Konsum mit kardiovaskulären Leiden und diversen anderen Krankheiten in Verbindung gebracht wird. Pflanzliche Fette und Öle werden daher in den meisten Ernährungsempfehlungen angepriesen, tierische Fette hingegen zurückhaltend bewertet. In einem begleitenden Kommentar schreiben Ernährungsexperten, dass es jedoch von der gesamten Ernährungs- und Lebensweise abhänge, wie schädlich oder günstig sich sowohl Butter als auch pflanzliche Fette auf die Gesundheit auswirken.

Obwohl die Studie von Forschern der Universität Harvard stammt und eine beachtliche Teilnehmerzahl aufweist, gibt es zahlreiche Unsicherheiten. Schließlich weisen Beobachtungsstudien zu Ernährungsfragen generell hohe Fehlerquoten auf, was zusätzlich gesteigert wird, wenn sie – wie in diesem Fall – auf Selbstauskünften der Teilnehmer beruhen. Alltagsnäher wäre die Auswertung allerdings gewesen, wenn Probanden berücksichtigt worden wären, die sowohl Butter als auch pflanzliche Fette und Öle benutzen, so wie das die meisten Menschen tun. Es ging in der Studie ja nicht nur darum, was man sich aufs Brot schmiert, sondern auch, welches Fett oder Öl zum Backen, Braten und Kochen verwendet wird.

Entsprechend kritisch fallen denn auch die Bewertungen unabhängiger Experten aus. Die Ernährungswissenschaftlerin Sarah Berry vom King’s College in London bemerkt, dass die Studie einen weiteren Hinweis dafür liefere, wie gesund Pflanzenöle seien und dass „Butter, so lecker sie auch ist, nur ab und zu konsumiert werden sollte“. Immerhin könne damit den zahlreichen Beiträgen auf Social Media entgegnet werden, die ohne erkennbare Evidenz den Butterkonsum feiern und gegen Pflanzenöl wettern. „Es gibt eine Menge unbewiesener Behauptungen über potenziell schädliche Auswirkungen pflanzlicher Fette in den sozialen Netzwerken“, sagt Ernährungsexperte Tom Sanders vom King’s College.

Kritik wird zudem daran laut, dass die Einkommens- und Bildungsverhältnisse der Probanden für die Studie nicht ausreichend berücksichtigt wurden. Wer mehr pflanzliche Produkte zu sich nimmt, verfügt zumeist auch über ein höheres Einkommen und bessere Abschlüsse. Für Lebenserwartung und Krankheitsrisiken sind Unterschiede in Bildung und Einkommen weitaus entscheidender als die Wahl des Streichfetts in der Küche.

Zu einem vernichtenden Urteil kommt gar George Davey Smith von der Universität Bristol. „Solche großen Unterschiede in den Gesundheitsrisiken sind mit den statistischen Mitteln, die von den Autoren benutzt wurden, nicht seriös zu erfassen, das ist eigentlich bekannt“, sagt der renommierte Epidemiologe. Für ihn bleibt daher die interessanteste Frage, „warum anscheinend seriöse Fachzeitschriften solche Artikel veröffentlichen“.

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"