Bundeswehr: Mehr Menschen interessieren sich für Kriegsdienstverweigerung | ABC-Z

Die Angebote der Beratungsstellen für Kriegsdienstverweigerung nehmen nach dem Kabinettsbeschluss über die Einführung eines neuen Wehrdienstes und der anhaltenden Debatte über eine Rückkehr zur Wehrpflicht mehr Interessierte wahr. “Bei uns gehen immer mehr Anfragen ein, wenn das Thema Wehrdienst und Wehrpflicht in den Medien ist”, sagte der politische Geschäftsführer der Deutschen Friedensgesellschaft – Vereinigte KriegsdienstgegnerInnen (DFG-VK), Michael Schulze von Glaßer. Allein die Website der DFG-VK habe im August 54.946 Aufrufe gezählt, sagte Schulze von Glaßer. Im Mai lag die Zahl bei 24.151.
Seit dem Kabinettsbeschluss am vergangenen Mittwoch habe es in der Beratung einen Strategiewechsel gegeben, sagte er. “Seit letzter Woche empfehlen wir allen jungen Menschen – insbesondere denen, die nach dem 1. Januar 2010 geboren wurden – einen Antrag auf Kriegsdienstverweigerung zu stellen, da sie laut dem neuen Wehrdienstgesetz sowieso gemustert werden sollen.”
Anträge auf Kriegsdienstverweigerung müssen bei den Karrierecentern der Bundeswehr gestellt werden, weil ihnen eine Tauglichkeitsprüfung durch die Bundeswehr vorausgehen muss.
Musterung für Männer wird bald verpflichtend
“Bis vor Kurzem haben wir Ungedienten – also Zivilisten, die bislang noch nichts mit der Armee zu tun hatten – empfohlen, noch keinen Verweigerungsantrag zu stellen, da sie dann zur Musterung eingeladen worden wären”, sagte Schulze von Glaßer. So hätten sie “unter dem Radar fliegen” können. Dies werde sich mit dem Wehrdienstgesetz nun aber ändern.
Der Gesetzentwurf für den neuen Wehrdienst sieht vor, dass junge Männer ab Jahrgang 2008 ab 2026 in einem Fragebogen Auskunft geben müssen, ob sie zu einem Wehrdienst fähig und bereit sind. Junge Frauen können die Fragebögen ausfüllen, sind aber nicht dazu verpflichtet. Zunächst wird nur eine Auswahl des Jahrgangs zu einer Beurteilung eingeladen.
Ab dem 1. Juli 2027 soll aber auch die Musterung für Männer verpflichtend sein.