Bezirke

Bundestagswahl im Landkreis Dachau: Wo die AfD der CSU gefährlich nahe kommt – Dachau | ABC-Z

Auf den ersten Blick sieht der Ausgang der Bundestagswahl im Landkreis Dachau wie ein voller Erfolg aus, die Christsozialen fahren ein Ergebnis ein, das Katrin Staffler am Wahlsonntag strahlen lässt. Die Direktkandidatin für den Wahlkreis Fürstenfeldbruck-Dachau zieht zum dritten Mal in den Bundestag ein. In vielen Gemeinden liegt die CSU wieder über 40 Prozent, für das Selbstverständnis der selbstbewussten bayerischen Volkspartei ist das eine psychologisch wichtige Marke. Und doch ist mit dieser Wahl einiges ins Rutschen gekommen. Die demokratischen Parteien haben – trotz der Zugewinne der CSU von 6,3 Prozent – letztlich knapp elf Prozent verloren.

Die in Teilen rechtsextreme AfD ist im Landkreis Dachau auf dem Vormarsch und mancherorts schon fast so stark wie die CSU. Ihren Stimmenanteil hat die AfD im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 im Landkreis von 7,6 auf 16,4 Prozent mehr als verdoppelt. Damit schneidet sie zwar etwas schwächer ab als im bayernweiten Mittel, aber in einigen Stimmbezirken des Landkreises trennten die AfD nur noch wenige Prozentpunkte von der CSU, etwa im Stimmbezirk 17 der Stadt Dachau: Hier bekam die CSU 26,5 Prozent der Zweitstimmen, die AfD 24,0. Im Stimmbezirk 25 ist der Abstand zwar größer, hier holte die CSU 40,0 Prozent, aber auch auf die AfD schnitt hier extrem stark ab: 30,5 Prozent. (Bei den Zahlen aus den einzelnen Stimmbezirken können die Briefwahlstimmen nicht berücksichtigt werden; Anm. d. Red.)

Die Strategie der CSU ist nicht aufgegangen

Die beiden Stimmbezirke zeigen, dass der Rechtsruck keineswegs ein rein ländliches Phänomen ist. Auch in den städtischen Kommunen Dachau und Karlsfeld hat die AfD im Vergleich zur vergangenen Bundestagswahl deutlich zugelegt. Bei den Zweitstimmen kommt die Partei jeweils auf 14,4 Prozent – in Karlsfeld reicht das, um zweitstärkste Kraft hinter der CSU zu werden. Vor dreieinhalb Jahren erreichte die AfD in der Stadt Dachau und in Karlsfeld noch jeweils rund sieben Prozent. Diesmal kommt sie in insgesamt 17 Stimmbezirken auf mindestens ein Fünftel der Stimmen. Im Karlsfelder Stimmbezirk 5 trennen AfD und CSU – in absoluten Zahlen ausgedrückt – nur 20 Wählerstimmen.

Die Strategie der CSU, mit rechter Rhetorik wieder mehr Menschen in die Mitte zu lotsen, ist in den städtisch geprägten Kommunen des Landkreises nicht aufgegangen: Ein Zweitstimmenergebnis von 40,0 Prozent schaffte die Partei weder in Karlsfeld (39,3 Prozent) noch in Dachau (36,7 Prozent). Stattdessen gewannen die Ränder deutlich: Die AfD konnte ihren Zweitstimmenanteil in Dachau und Karlsfeld etwa verdoppeln, jeweils von rund sieben auf rund vierzehn Prozent – und die Linke wuchs jeweils um rund vier Prozent. Das Lager der politischen Mitte ist geschrumpft.

Auffällig beim Zweitstimmenergebnis in Dachau und Karlsfeld ist, dass die Ampelparteien abgestraft wurden, ganz besonders gilt das für die FDP: Sie verlor in beiden Kommunen über sieben Prozent – weit mehr als die Hälfte ihrer Stimmen. Die SPD verschlechterte sich jeweils um rund fünf Prozent, bei den Grünen hingegen hielt es sich noch vergleichsweise in Grenzen: Die Partei verlor jeweils weniger als drei Prozent ihres Zweitstimmenanteils.

Weitere klare Verlierer sind die Freien Wähler (FW); sowohl in Dachau als auch in Karlsfeld schrumpfte die Aiwanger-Partei auf ein Ergebnis nahe der Bedeutungslosigkeit: um die 2,5 Prozent. Selbst in den Landgemeinden kam sie nur noch selten auf mehr als fünf Prozent.

Besonders im Hinterland verlieren alle Ampelparteien deutlich

Verheerend fiel das Votum für die Ampelparteien auch in den Hinterlandgemeinden aus. Die Grünen verloren im gesamten Landkreis zwei Prozentpunkte, die FDP sackte von 11,9 auf 4,7 Prozent ab (minus 7,2 Prozent) – und die SPD verlor fast ein Drittel ihrer Wähler. Mit 10,6 Prozent blieb sie im Landkreis gerade noch knapp zweistellig; in Sulzemoos rangen sich nur noch 6,6 Prozent der Wähler dazu durch, den Sozialdemokraten ihre Stimme zu geben.

Gleichzeitig konnte die AfD ihre Stellung in ihren Hochburgen im Norden und Westen des Landkreises weiter ausbauen. In Hilgertshausen-Tandern holte sie 20,0 Prozent der Zweitstimmen, in Pfaffenhofen an der Glonn 20,9 Prozent, in Odelzhausen sogar 21,4 Prozent. Spitzenreiter war der Schwabhausener Stimmbezirk Arnbach: Hier holte die Rechtsaußenpartei 31,1 Prozent der Zweitstimmen, fast so viel wie die Union (39,1 Prozent). Was auffällt: Hier waren auch die Zuwächse überdurchschnittlich stark; offenbar kann die AfD die politische Dynamik dort besonders erfolgreich in Wahlerfolge ummünzen, wo sie lokal bereits eine starke Stammwählerschaft hat. Und die AfD konnte wohl viele Wähler für sich gewinnen, die beim letzten Mal den Freien Wählern oder der FDP ihre Stimme gegeben hatten. Die Verluste der beiden bürgerlichen Gruppierungen und die Zugewinne der AfD korrelieren auffallend.

Vergleichsweise schwach schnitt die in Bayern vom Verfassungsschutz beobachtete Partei in Haimhausen ab (15,1 Prozent), dafür holte die FDP hier eines ihrer besten Ergebnisse: 6,2 Prozent. In Petershausen kam die AfD auf 16,6 Prozent, auch das ist ein vergleichsweise niedriger Wert. Von ihrer Einwohnerstruktur sind beide Kommunen aber auch keine klassischen Landgemeinden: In Haimhausen leben viele Besserverdiener, gut ausgebildete Fachkräfte und führende Vertreter der Wirtschaft. Petershausen ist als Verkehrsknotenpunkt ein beliebter Wohnort für Pendler, die auf dem Land wohnen, aber oft in der Stadt arbeiten. So dürfte sich auch erklären, warum die Grünen in Petershausen mit 15,2 Prozent gut punkten konnten; in Haimhausen waren es 13,7. Man werde weiter „für eine sozial gerechte und nachhaltige Politik im Landkreis Dachau“ kämpfen, teilt der Grünen-Kreisverband am Montag mit.

„Wir waren sehr erschreckt davon, dass sich so viele von der AfD angesprochen fühlen“

Arlette Amend ist Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Erdweg-Odelzhausen-Sulzemoos, in drei ländlichen Gemeinden also, wo die SPD besonders weit hinter der AfD landete. „Das Ergebnis war leider abzusehen“, sagt sie am Telefon. Sie sehe darin primär ein Abstrafen der Bundespolitik: „Dass man mit der örtlichen SPD unzufrieden ist, wurde mir nicht gespiegelt.“ Ein zentrales Thema, das die Menschen im Wahlkampf sehr bewegt habe, sei die Migration gewesen. Und dennoch: „Wir waren sehr erschreckt davon, dass sich so viele von der AfD angesprochen fühlen.“

Entscheidend, auch mit Blick auf die Kommunalwahl im März 2026, sei jetzt, den Menschen zu vermitteln, für wen die AfD eigentlich Politik mache: „Viele, die sich zur AfD hingezogen fühlen, werden gar nicht von ihr vertreten“, so Amend. Dass es für ihre eigene Partei in Bayern traditionell schwierig ist, große Gewinne einzufahren, weiß Amend natürlich. Sie sagt: „Wenn eine andere demokratische Partei gewählt wird, ist das ja auch schon ein Gewinn.“

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"