Bundestagswahl 2025 – Umfragen, Karten und Infografiken zur Wahl am Sonntag, 23. Februar | ABC-Z

Der Bruch der Ampel-Koalition beschert Deutschland Neuwahlen: Der vorgezogene Urnengang löst einen Blitzwahlkampf im Winter aus – gut ein halbes Jahr vor dem regulären Termin. Wie stehen die Parteien vor dem Wahltag in den Umfragen da?
Jetzt bleiben nur noch wenige Stunden bis zum Beginn der Stimmabgabe in den Wahllokalen: Am Sonntag, 23. Februar wird in Deutschland ab Punkt 9.00 Uhr gewählt. Bundesweit sind rund 59,2 Millionen Wahlberechtigte dazu aufgerufen, im Rahmen vorgezogener Neuwahlen die Macht- und Mehrheitsverhältnisse im Bundestag neu zu bestimmen. Der verkürzte Vorlauf setzte nicht nur die Parteien und ihre Spitzenkandidaten unter Druck.
Wie werden sich die jüngsten Ereignisse auf das Wahlverhalten der Deutschen auswirken? Können die bisherigen Oppositionsparteien von den Querelen der Ampel-Koalition profitieren? In den letzten Wochen des Wahlkampfs zeichneten die laufend erhobenen Umfragen der großen Meinungsforschungsinstitute ein detailliertes Bild. Wie stark werden sich die Kräfteverhältnisse im Bundestag verschieben? Wie viele Parteien schaffen es ins Parlament?
Hinweis: Die Infografiken zur Bundestagswahl 2025 basieren auf den jeweils jüngsten Umfragewerten und werden laufend aktualisiert.
Die Wahl in Deutschland fällt in Zeiten gewaltiger geopolitischer Umbrüche. Der Krieg in der Ukraine, Donald Trumps zweite Amtszeit in den USA, die Energiepolitik und die Exportaussichten der deutschen Wirtschaft werfen lange Schatten auf die innenpolitische Debatte.
Dazu kommen fundamentale Herausforderungen wie die Klimaveränderung, der Erhalt einer regelbasierten Weltordnung, die Angriffe auf die Demokratie und nicht zuletzt auch der demografische Wandel, der in vielen Lebensbereichen und in der Arbeitswelt immer stärker spürbar wird.
Dieses Votum fällt in vielerlei Hinsicht aus der Reihe: Der Wahltermin im Winter ist ungewöhnlich, die Zeit für die Vorbereitungen war extrem knapp. Die verkürzte Frist zwang nicht nur den Spitzenkandidaten ein enormes Pensum auf: Binnen weniger Wochen mussten neben der Organisation von Helfern, den Kandidatenlisten und den Wahlprogrammen auch komplette Wahlkampfstrategien aus dem Boden gestampft werden.
Auch Wähler müssen sich mit ihrer Entscheidung mitunter beeilen: Wer seine Stimme per Briefwahl abgeben möchte, musste den Wahlbrief entweder „rechtzeitig mit der Post“ versenden (also bis spätestens Donnerstag) oder die ausgefüllten Unterlagen – wenn die Zeit zum Versand nicht mehr ausreicht – bis spätestens 18.00 Uhr am Wahlsonntag „direkt bei der auf dem Wahlbriefumschlag angegebenen Stelle“ abgeben, wie Bundeswahlleiterin Ruth Brand erklärte.
Insgesamt stellen sich 29 kleine und größere Parteien zur Wahl. Fünf Parteien davon treten mit eigenen Kanzlerkandidaten oder Kanzlerkandidatinnen an. Neben dem amtierenden Kanzler Scholz für die SPD und Oppositionsführer Friedrich Merz von der CDU sind das Vizekanzler und amtierender Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen und Alice Weidel für die AfD sowie Sahra Wagenknecht, die für das nach ihr benannte Bündnis (BSW) kandidiert.
In den jüngsten Umfragen lag die Union mit ihrem Spitzenkandidaten Merz zuletzt klar erkennbar vorn. Wenige Tage vor dem Wahltermin erreichte die CDU zwischen 28 und 31 Prozent der Stimmen. In einer am 21. Februar veröffentlichten Erhebung von Forsa wurde die Union aus CDU und CSU bei den Zweitstimmen bundesweit bei 29 Prozent gesehen, die AfD bei 21 Prozent, die SPD bei 15 Prozent, die Grünen bei 13 Prozent, die Linken bei 8 Prozent und die FDP bei 5 Prozent. In den Daten der Forschungsgruppe Wahlen im Auftrag des ZDF kam die Union tagszuvor nur auf einen Stimmenanteil von 28,0 Prozent.
Im Bundestag dürfte die Unionsfraktion demnach aus den vorgezogenen Neuwahlen als neue stärkste Kraft hervorgehen. Für eine eigenständige Mehrheit dürfte es auf Basis der bisherigen Umfragewerte jedoch nicht reichen. CDU und CSU müssen sich voraussichtlich mindestens einen, wenn nicht sogar zwei Koalitionspartner suchen. CSU-Chef Markus Söder hat ein Zusammengehen mit den Grünen mehrfach vehement ausgeschlossen. Zuletzt warb er ausdrücklich für eine künftige Koalition mit der SPD.
Merz scheint ebenfalls eine Koalition mit der SPD vorzuziehen, hält sich aber offenkundig auch die Option Schwarz-Grün offen. Die Gräben zwischen den Parteien sind in den vergangenen Monaten allerdings nicht kleiner geworden. Unter anderem dürfte auch Merz‘ gescheiterter Vorstoß, mit einem „Zustromsbegrenzungsgesetz“ noch vor der Wahl einen Akzent zu setzen, etwaige Koalitionsgespräche belasten – sowohl mit den Grünen als auch mit den Sozialdemokraten.
Ein Wechsel von der Ampel zu einer Art Neuauflage einer „großen Koalition“ mit Schwarz-Rot wäre rechnerisch möglich – in einzelnen Umfragen fallen die prognostizierten Mehrheiten allerdings sehr knapp aus. Die Sozialdemokraten bewegen sich in den Umfragen bei 15 bis 18 Prozent. Ein Bündnis mit den Grünen erreicht nicht in allen Erhebungen die erforderliche Mehrheit.
SPD-Spitzenkandidat Scholz setzt auf den Kanzler-Bonus und zeigte sich zuletzt überzeugt, dem Ampel-Debakel zum Trotz gestärkt aus den Neuwahlen hervorzugehen. Sollte die SPD tatsächlich mehr als 20 Prozent der Stimmen gewinnen, wäre Rot-Schwarz aus Unionssicht wohl die naheliegende Variante.
Die AfD – künftig womöglich zweitstärkste Kraft im Parlament – fällt als möglicher Koalitionspartner aufgrund ihrer Rechtsaußen-Positionen aus. In den Umfragen liegen die als Anti-Euro-Partei gestarteten Rechtspopulisten mit Werten zwischen 17 und 22 Prozent hinter der Union. Die AfD bewirbt sich mit Alice Weidel erstmals überhaupt um den Kanzlerposten. Aus den guten Umfragewerten leite man einen Regierungsauftrag ab, bekundete Weidel.
Ein Einzug Weidels ins Bundeskanzleramt erscheint allerdings unrealistisch: Für die in Teilen rechtsextreme Partei ist weder eine eigenständige Mehrheit, noch ein bereitwilliger Koalitionspartner in Sicht.
Weidel ist in der Bundespolitik komplett isoliert, Teile ihre Partei werden von Verfassungsschützern als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft. Ernsthafte Chancen aufs Kanzleramt kann sich die AfD nicht ausrechnen. Als voraussichtlich stärkste Partei in der Opposition dürfte das Lager der Rechten die Debatten im Parlament künftig dennoch beeinflussen.
Die Grünen arbeiten darauf hin, dass Deutschland einen grünen Bundeskanzler bekommt. Das Bündnis90/Die Grünen, wie die Partei in voller Länge heißt, liegt in den Umfragen jedocj bisher noch bei 12 bis 15 Prozent. Die Grünen treten mit Robert Habeck dennoch selbstbewusst mit einem eigenen Kanzlerkandidaten an.
Habeck sei „Kandidat für die Menschen in Deutschland“, der „das Zeug zu einem guten Bundeskanzler“ habe, heißt es aus dem Wahlkampf. Klar ist, dass der amtierende Wirtschaftsminister sich den Posten zutraut. Immerhin: Erfahrung mit Regierungsarbeit kann Habeck vorweisen – anders etwa als der Mitbewerber von der CDU. Noch offen ist, mit wem die Grünen eine Regierungsmehrheit finden könnten. Je nach Umfrageinstitut käme ein schwarz-grünes Zweierbündnis nur knapp auf eine eigene Mehrheit. Für eine rot-grüne Koalition reichen die bisher prognostizierten Umfragewerte nicht.
Das erst vor gut einem Jahr formierte Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) kommt in den Umfragen mit 4 bis 6 Prozent auf Bundesebene bisher nicht über den einstelligen Bereich hinaus.
Für die Ex-Linken-Politikern Wagenknecht muss es im Wahlkampf vorrangig um den Einzug in den Bundestag gehen, nicht um das Kanzleramt. In den letzten Erhebungen vor dem Wahltermin lagen die Umfragewerte des BSW durchgehend unter der entscheidenden Schwelle.
Dass Wagenknecht trotzdem entgegen allen politischen Realitäten als „Kanzlerkandidatin“ auftrat, begründete BSW-Generalsekretär Christian Leye mit der „aktuellen Kanzlerkandidaten-Inflation“, die auch das BSW „in Zugzwang“ bringe. Nicht alle Umfrageinstitute sehen Wagenknechts BSW über der Fünf-Prozent-Hürde.
Der künftige Bundestag könnte womöglich nur fünf Fraktionen umfassen. Neben Union, AfD, SPD und Grünen hielten Meinungsforscher zeitweise auch einen Einzug der Linken für wahrscheinlich. Forsa, Infratest dimap und Insa zum Beispiel geben für die Linkspartei einen möglichen Stimmanteil von 5 Prozent an. In den letzten Tagen vor der Wahl schaffte es auch das BSW in einzelnen Erhebungen über die entscheidende Schwelle.
Und selbst wenn die Linke bei den Zweitstimmen unter der Fünf-Prozent-Hürde bleiben sollte, besteht für sie wie für alle Kleinparteien noch die Chance, über die Grundmandatsklausel doch noch in den Bundestag einzuziehen. Dafür wären lediglich drei sicher gewonnene Direktmandate in 3 der bundesweit 299 Wahlkreise erforderlich.
Die Liberalen müssen um ihren Wiedereinzug in den Bundestag kämpfen: Nach den Querelen um das Ampel-Aus und die Rolle der Liberalen in den monatelangen Streitigkeiten der gescheiterten Dreierkoalition mit SPD und Grünen ringt die Partei um Rückhalt unter den Wählern. Seit Anfang September 2024 kam die FDP in den regelmäßig erhobenen „Sonntagsfragen“ bei Forsa nicht mehr über die Fünf-Prozent-Grenze hinaus.
In den vergangenen Wochen erreichte die FDP auch in allen übrigen der repräsentativen Umfragen der großen Institute über diese Hürde. Damit stand und steht das politische Gewicht der FDP zumindest auf Bundesebene auf der Kippe. Erst in eine knappe Woche vor dem Wahltermin kam für die Liberalen neuer Hoffnungsschimmer auf. Bei Forsa wurde die FDP am 16. Februar bei 5,0 Prozent gesehen, bei Insa einen Tag später ebenfalls leicht verbessert bei 4,5 Prozent. Im letzten Trendbarometer vor der Wahl lagen Lindners Liberale exakt auf der Schwelle.
Der Weg über die Direktmandate und die Grundmandatsklausel steht FDP-Spitzenkandidat und Ex-Bundesfinanzminister Christian Lindner theoretisch zwar ebenfalls offen. Dafür müsste der einstige Juniorpartner der Ampel-Koalition allerdings in mindestens drei Wahlkreisen den Erststimmengewinner stellen.
In der Praxis stellt das eine Hürde dar, die für die Liberalen bisher schwerer zu erreichen schien als für breiter aufgestellte Parteien wie etwa Grüne oder Linke. In den Prognosen zur Verteilung der Erststimmen sahen Wahlforscher keinen einzigen Wahlkreiserfolg bei den Erststimmen für die FDP.
Rückblick: So hat Deutschland bisher gewählt
Die Zahl der Wahlberechtigten wird bei dem Urnengang am 23. Februar laut amtlicher Schätzung unter dem Niveau von 2021 liegen. Aufgerufen zur Wahl sind voraussichtlich mindestens 59,2 Millionen Menschen, wie es beim Statistischen Bundesamt heißt.
Den Berechnungen der Wiesbadener Behörde zufolge umfasst die Gesamtzahl 30,6 Millionen Frauen und 28,6 Millionen Männer. Bei der zurückliegenden Bundestagswahl 2021 waren es rund 61,2 Millionen wahlberechtigte Personen.
Wie aus den Daten weiter hervorgeht, rechnen die Statistiker mit einem leichten Überhang: Insbesondere in den höheren Altersgruppen sind Frauen in der Wählerschaft deutlich in der Mehrheit. Über alle Altersstufen hinweg beläuft sich der Unterschied auf rund zwei Millionen Personen.
Die Wahlbeteiligung lag bei den Bundestagswahlen in den vergangenen 75 Jahren stets deutlich als bei Europa- oder Landtagswahlen. Bei den Wahlen 1972 und 1976 wurden Quoten knapp über 90 Prozent erreicht. Bei der Bundestagswahl 1998 – dem Ende der Ära Kohl – machten immerhin noch 82,2 Prozent der Wahlberechtigten von ihrem Stimmrecht Gebrauch.
Nach der Jahrtausendwende ging die Wahlbeteiligung auf Bundesebene deutlich zurück und erreichte 2009 den bisher niedrigsten Stand bei 70,8 Prozent. Zum Vergleich: Bei der zurückliegenden Bundestagswahl 2021 nahmen 76,6 Prozent der Wahlberechtigten an der Stimmabgabe teil.
Bis zum Stichtag im Februar könnte die Zahl der Wahlberechtigten noch steigen. Bisher beruhen die amtlichen Angaben noch auf Schätzungen auf Basis der Daten aus dem Zensus 2022. „Hinzu kommen Wahlberechtigte, die gänzlich oder überwiegend im Ausland leben, wodurch die Zahl der Wahlberechtigten insgesamt höher ist“, heißt es aus dem Bundesamt.
Knapp vier Prozent der potenziellen Wähler dürfen am 23. Februar aufgrund ihres Alters zum ersten Mal bei der Bundestagswahl ihre Stimme abgeben. Die Zahl der möglichen Erstwähler liegt bei etwa 2,3 Millionen. Insgesamt sind ältere Menschen in Deutschland deutlich in der Überzahl: Fast ein Viertel (23,2 Prozent) der Wahlberechtigten ist der amtlichen Statistik zufolge 70 Jahre oder älter.