Bundesliga: „Ich fühle nur Leere“ – der Wahnsinn von Stuttgart und die Folgen | ABC-Z
Fünf Minuten vor dem Ende führte Frankfurt mit 3:0 in Stuttgart. Der VfB war die bessere Mannschaft, schoss 25-mal aufs Tor und bejubelte in der 97. sogar noch den Ausgleich. Dann aber meldete sich der VAR.
Sie schienen noch am Ziel angekommen zu sein und ihre furiose Aufholjagd belohnt zu haben. Tief in der Nachspielzeit traf Stuttgarts Chris Führich zum 3:3. „So einen Moment habe ich noch nie erlebt, dass ich mich so sehr freue“, sagte VfB-Trainer Sebastian Hoeneß und befürchtet nach der Aberkennung des finalen Treffers nun Folgen für die Stimmung im Team: „Es wäre verdient gewesen. Es war ein Kraftakt. Dieser Punkt wäre für die Moral sehr wichtig gewesen. Aber so kann Fußball sein. Es ist brutal heute.“
Stattdessen stürmten kurz drauf die Profis von Eintracht Frankfurt zu ihren begeisterten Fans, Hoeneß sackte auf seinem Trainerstuhl zusammen und schlug die Hände über dem Kopf zusammen. Nach einer am Ende knapp verpassten Aufholjagd verloren die Stuttgarter vor heimischer Kulisse in einer dramatischen Schlussphase mit 2:3 (0:1) gegen den Tabellendritten aus Hessen. „Wenn du hier 3:0 führst und gewinnst es am Ende nicht, wäre das sehr, sehr ärgerlich gewesen“, sagte Frankfurts Keeper Kevin Trapp beim Streamingdienst DAZN.
Denn bis fünf Minuten vor Schluss hatten die Gäste mit drei Toren vorn gelegen. Dann startete der VfB seine Aufholjagd und kam sogar noch zum 3:3. Doch der Treffer von Führich (90.+7) wurde vom VAR wegen einer Abseitsposition nicht anerkannt. „Ich glaube, wir haben alles reingeworfen, was wir hatten“, betonte VfB-Profi Maximilian Mittelstädt und meinte nach der Niederlage: „Es ist extrem bitter. Alle sind ausgerastet, alle Dämme sind gebrochen. Und dann zählt es nicht. Das ist extrem bitter.“
Doch auch auf der Gegenseite war bei aller Freude nach dem Abpfiff Kritik zu hören: „Es geht nicht, dass wir gefühlt nach dem 3:0 aufhören, Fußball zu spielen“, sagte Trapp, der in der Anfangsphase einen Strafstoß von Ermedin Demirovic (21.) pariert hatte. Der VfB-Angreifer war kurz vorher auch noch an der Latte gescheitert. „Das war mehr als bitter. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Ich fühle nur Leere. Wir hatten Chancen über Chancen. Ich treffe zweimal die Latte, verschieße einen Elfmeter. Wenn es gut läuft, erziele ich hier einen Hattrick. Wahnsinn. Das ist extrem bitter“, so Demirovic.
Die erste Stuttgarter Heimniederlage in der Liga seit Ende Oktober 2023 besiegelten Ekitiké per Kopf (45.) Nathaniel Brown (56.) und Omar Marmoush (62.). Die späten Treffer des VfB erzielten Josha Vagnoman (86.) und Nick Woltemade (90.) kurz vor Schluss.
Zwar hatte der formstarke Marmoush die erste Möglichkeit für die Gäste (4.) gehabt, in einer stimmungsvollen Partie waren dann aber erst einmal die Schwaben stärker. Dabei fehlte ihnen kurzfristig Deniz Undav.
Stuttgarts Schwäche beim Elfmeter
Für Undav übernahm vor 60.000 Zuschauern Chris Führich einen Part in der Offensive. Er scheiterte an Trapp (10.) und Demirovic köpfte an den Querbalken. Es sollte aber eine noch aussichtsreichere Gelegenheit kommen, als Hugo Larsson im Strafraum seinen Gegenspieler Angelo Stiller foulte. Nach Überprüfung der Videobilder durch Assistent Bastian Dankert blieb die Entscheidung von Schiedsrichter Felix Zwayer bestehen. Vom Punkt soll es in dieser Saison aber einfach nicht sein. Demirovics Fehlschuss war bereits der vierte verschossene Strafstoß in dieser Spielzeit.
Nach einer halben Stunde brachen die VfB-Fans dann aber doch in Jubelstürme aus – zumindest kurzzeitig. Das vermeintliche Führungstor von Jeff Chabot wurde wegen einer Abseitsstellung jedoch nicht anerkannt.
Nach dem Seitenwechsel spielte sich das Geschehen zunächst meist zwischen den beiden Strafräumen ab. Erst nach einem Antritt von Ansgar Knauff wurde es wieder gefährlich – und wie: Der 22-Jährige bediente Brown, der keine Mühe hatte zu erhöhen, und dann machte auch der einmal mehr auffällige Marmoush seinen Treffer, der elfte in dieser Saison.
Vom VfB kam – mit Ausnahme eines Lattentreffers von Demirovic (70.) – nach den Gegentoren bis in die Schlussphase hinein erst einmal zu wenig. Vagnoman gelang dann das 1:3, ehe es Woltemade mit seinem Tor noch mal richtig spannend machte und dem VfB fast sogar noch der Ausgleich gelungen wäre. „Wir haben uns geschüttelt und das Stadion fast zum Abheben gebracht“, so Hoeneß.
lwö