Bundesliga: Gewinner und Verlierer des 1. Drittels der Saison 2025/26 | ABC-Z

analyse
11 von 34 Spieltagen sind in der Fußball-Bundesliga vorbei und die haben für einige personelle Überraschungen gesorgt. Sportschau.de zeigt jeweils fünf positive und negative Ausreißer.
Nach dem ersten Saisondrittel dürfte es nur wenige geben, die daran zweifeln, dass der FC Bayern München erneut im Mai die Meisterschale in die Luft stemmt. Nicht nur die sechs Punkte Vorsprung auf den ersten Verfolger RB Leipzig machen Eindruck, sondern vor allem die Art und Weise, wie das Team von Trainer Vincent Kompany von Sieg zu Sieg marschiert.
Der FC Bayern könnte also eine Reihe von Gewinnern stellen, in diesem Text soll es aber vor allem um die überraschenden Kandidaten gehen, mit denen vor der Saison niemand gerechnet hat oder die eine besondere Geschichte haben. Zu denen gehört auch ein Münchner Profi, der in dieser Saison durchstartet – und das wohl auch, weil den Bayern ein Wunschtransfer nicht gelungen ist.
Die Gewinner
Lennart Karl (FC Bayern München)
Sportvorstand Max Eberl konnte in dem Moment, als er auf den geplatzten Transfer von Florian Wirtz reagierte, noch gar nicht erahnen, wie richtig er mit seiner Aussage lag. “Im ersten Step sagt man zwar: Mist. Aber eine Tür geht zu, eine andere geht auf”, sagte er. Und hinter dieser Tür stand ein 17-Jähriger, für den die Bayern keine Ablöse zahlen mussten, sondern den Kompany schlicht aus der eigenen Jugend hochziehen und machen lassen musste.
Schon vor der Saison hatte Karl im Training, bei der Klub-WM und den Testspielen angedeutet, wie riesig sein Potenzial ist. Wegen seiner geringen Körpergröße von 1,68 Metern wird er gerne mit Lionel Messi (sein Idol) verglichen, was angesichts des unendlichen Selbstbewusstseins des Bayern-Shootingstars kein Problem für ihn sein dürfte und auch eine gewisse Richtigkeit hat, da die schnellen, kurzen Bewegungen und der starke linke Fuß ziemlich viel messimäßiges haben.
In der Champions League wurde Karl zum jüngsten Bayern-Torschützen der Geschichte, in der Liga trumpfte er unter anderem am Wochenende gegen den SC Freiburg (6:2) groß auf. Wirtz kam nicht, Jamal Musiala fällt seit Monaten aus – na und?! Karl ist doch da. Eberl und Co. brauchten eine Lösung für einen Nicht-Transfer und eine schwere Verletzung, sie bekamen sie aus dem eigenen Nachwuchs.
Haris Tabakovic (Borussia Mönchengladbach)
In Gladbach herrschte nicht nur aufgrund der Ergebnisse zu Saisonbeginn große Tristesse, sondern auch, weil mit Tim Kleindienst das Aushängeschild des Teams verletzt fehlte. Der Stürmer wurde vor der Saison als neuer Kapitän bestimmt, nachdem er in der vergangenen Saison 16 Tore erzielt und neun Treffer vorbereitet hatte, auch verbale Verantwortung übernahm. Das Loch war riesig, das er hinterließ, doch es wurde gefüllt von Tabakovic.
Zu rechnen war damit nicht unbedingt, denn der Schweizer hatte zwar in der Saison 2023/24 die Torjägerkrone in der 2. Liga (22 Tore für Hertha BSC) gewonnen, dann aber bei der TSG Hoffenheim kein Bundesliganiveau zeigen können. Nach nur drei Toren und sechs Startelfeinsätzen verliehen die Sinsheimer Tabakovic nach Gladbach, wo er besonders seit dem Trainerwechsel aufblüht.
Unter Eugen Polanski haben die Borussen die vergangenen drei Spiele mit einem Torverhältnis von 10:1 gewonnen, Tabakovic traf in der Zeit viermal und bereitete ein Tor vor. Insgesamt erzielte der eigentliche Kleindienst-Ersatz in dieser Saison schon acht Pflichtspieltreffer, in der Bundesliga ist er mit sieben Toren die Nummer drei hinter Harry Kane (14) und Jonathan Burkardt (8). Polanski wird sich fragen müssen, ob auch Tabakovic und Kleindienst funktionieren, denn rausnehmen kann er den Hoffenheim-Neuzugang eigentlich nicht.
Jakub Kaminski (1. FC Köln)
In der Domstadt sprechen seit Wochen viele nur noch von Said El Mala – doch Köln-Trainer Lukas Kwasniok redet lieber über Kaminski. Er sei bei ihm “immer gesetzt”, sagte der 44-Jährige zuletzt über den Polen. Für El Mala gilt das längst nicht. “Kaminski ist nicht so ein absoluter Highlight-Spieler, aber einfach nochmal zwei, drei Klassen weiter und wertvoller für die Mannschaft – bei allem Respekt”, verglich Kwasniok im Oktober die beiden Spieler mit einem klaren Gewinner.
Der Trainer bezeichnet Kaminski als den “besten Spieler” seines Kaders, während die Öffentlichtkeit El Mala in den Himmel lobt, gibt es für den vielseitigen Linksaußen das Lob von der für ihn wichtigsten Stelle. Und Kaminski zahlt es bisher eindrucksvoll zurück, nicht nur mit bereits fünf Toren (dreimal das 1:0), sondern vor allem mit ganz starker Arbeit gegen den Ball und einer hohen Qualität bei Kontern – genau das, was Köln braucht.
Christoph Baumgartner (RB Leipzig)
Nach zwei enttäuschenden Jahren sah schon vieles danach aus, als seien die über 25 Millionen Euro, die Leipzig 2023 für den Österreicher nach Hoffenheim überwiesen hat, keine gute Investition gewesen. Baumgartner war auch ein Grund dafür, warum RB in der vergangenen Jahr zum ersten Mal in der Bundesliga das internationale Geschäft gänzlich verpasste.
Doch jetzt ist er ein Grund dafür, warum RB hinter dem FC Bayern aktuell die Nummer zwei in Deutschland ist und seit dem 0:6 zum Auftakt in München in einem ständigen Hoch steckt. Baumgartner spielt mit fünf Toren und drei Assists schon jetzt seine erfolgreichste Saison in Leipzig, mit zwei Treffern im DFB-Pokal ist sein Scorer-Konto sogar noch praller gefüllt.
Viele internationale Stars sind vor der Saison gegangen und Baumgartner hat das für sich genutzt, um unter Ole Werner zur Nummer eins im offensiven Mittelfeld zu werden. Und nicht nur im Klub läuft es für den 26-Jährigen, mit Österreich hat er sich für die WM 2026 qualifiziert und wird nun alles daran legen, seine aktuelle Topform mindestens bis in den nächsten Sommer zu transportieren.
Christian Ilzer (TSG Hoffenheim)
In Sinsheim ging es in den vergangenen Wochen außerhalb des Platzes immer wieder drunter und drüber rund um den Krach um Spielerberater Roger Wittmann, der ein sehr enges Verhältnis zu Mäzen Dietmar Hopp hat. Dass es dem Trainer inmitten dieses Tohuwabohus gelungen ist, Hoffenheim wieder zum sportlichen Erfolg zu führen, ist erstaunlich, bedenkt man die persönliche Geschichte von Ilzer, wird es sogar noch ein wenig erstaunlicher.
Der Österreicher war in der vergangenen Saison höchst umstritten und auch schon kurz vor dem Aus, weil der Klassenerhalt in Gefahr war. Die Geduld, die die Verantwortlichen mit ihm hatten, zahlt sich nun allerdings aus, Hoffenheim spielt attraktiven Fußball und ist auch ergebnistechnisch auf einem sehr guten Weg. Mit 13 Punkten aus den vergangenen fünf Partien ist die TSG eines der heißesten Teams der Liga, ist insgesamt Siebter und hat die viertbeste Offensive.
Die Verlierer
Sandro Wagner (FC Augsburg)
Das vergangene Wochenende könnte vielleicht die Wende gebracht haben, doch abgesehen vom 1:0-Erfolg in Unterzahl gegen den Hamburger SV ist die Anstellung des ehemaligen Co-Trainers von Julian Nagelsmann bisher ein Missverständnis. Die Ergebnisse sind schlecht, vor allem mit dem Wissen, dass Wagners Vorgänger Jess Thorup nach Platz zwölf entlassen wurde, weil der Klub mehr wollte. Aktuell ist die Realität Rang 13, was dem Sieg gegen den HSV zu verdanken ist.
Ein großes Problem sind aber auch die sehr selbstbewussten Aussagen von Wagner, mit denen offenbar auch die eigenen Fans große Schwierigkeiten haben. “Niemand ist größer als der Verein”, “Große Worte, keine Taten – wie lange wollt ihr noch warten?”, “Imagewechsel vollbracht: Von der grauen Maus zur Schießbude”, “Personenkult und Marketingwahn – das sind nicht unsere Werte” – mit solchen Bannern machten sie ihrem Frust zuletzt im Spiel gegen Borussia Dortmund Luft.
Wagner fühlte sich davon nicht angesprochen, sagte er und hinterließ wieder den Eindruck, dass er sich nicht so passend mit den Dingen auseinandersetzt. Das Erfolgserlebnis gegen Hamburg könnte aber ein Hoffnungsschimmer sein, dass Wagner die ersten Lehren aus seinen Fehlern der ersten Wochen als Cheftrainer in der Bundesliga gezogen hat.
Jobe Bellingham (Borussia Dortmund)
Es erinnert so viel an seinen Bruder Jude, nicht nur der Vorname liest sich sehr ähnlich, sondern optisch ist vom Körperlichen bis zu den Bewegungsabläufen offensichtlich, dass es sich um einen Bellingham handelt. Doch es gibt einen großen Unterschied, das sind die Leistungen, bei denen Jobe nicht mal ansatzweise in Dortmund an die von Jude anknüpfen kann. Erst recht nicht an die Stärke der Zeit unmittelbar vor dem Wechsel zu Real Madrid, doch auch nicht, als Jude Bellingham erst beim BVB angekommen war.
Jobe Bellingham stand in dieser Saison nur in sieben von 17 Pflichtspielen in der Startelf, immerhin aber auch in der Bundesliga zuletzt zweimal in Folge. Der Engländer macht aber auch nicht so viel aus seinen Gelegenheiten – obwohl der BVB immer wieder versucht, die Leistungen in ein besseres Licht zu rücken. Über 30 Millionen Euro haben die Verantwortlichen für eine zweite Bellingham-Ära ausgegeben und sie wollen die Hoffnung am Leben halten, dass es wie bei Jude eine Erfolgsstory werden könnte.
VfL Wolfsburg
In der Autostadt trauert man nach wie vor den erfolgreichen Zeiten hinterher, als es Titel (Meister und Pokalsieger) und die Champions League gab. Jahr für Jahr werden zig Millionen Euro investiert, um wenigstens ansatzweise an diese Errungenschaften anknüpfen zu können, stattdessen stürzen die “Wölfe” allerdings immer weiter ab und müssen sich jetzt ernsthafte Sorgen um den Klassenerhalt machen.
Der im Sommer als Nachfolger des entlassenen Ralph Hasenhüttl verpflichtete Trainer Paul Simonis ist schon wieder weg, unter Interimslösung Daniel Bauer gab es nun gegen Bayer Leverkusen die nächste Niederlage. Kapitän Maximilian Arnold probierte, das Positive zu sehen, sprach von einem “Schritt in die richtige Richtung”, von Außen ist der jedoch noch nicht zu erkennen.
Stattdessen taumelt der Verein am Abgrund der Bundesliga, das Bild wird auch durch die Entlassung von Sportdirektor Sebastian Schindzielorz verstärkt. Und dadurch, dass mit Sport-Geschäftsführer Peter Christiansen nun jemand die Entscheidungen treffen muss, der sehr in der Kritik steht. Von Hoffenheim-Sportchef Andreas Schicker gab es bereits eine Absage für die Nachfolge von Schindzielorz.
Dominik Kohr (1. FSV Mainz 05)
Nachdem der Verteidiger mal wieder über die Stränge geschlagen hat und gegen Hoffenheim (1:1) mit seinem neunten Platzverweis einen neuen Bundesliga-Rekord aufgestellt hat, hat er sich entschuldigt, das muss man ihm zugutehalten. Dass Kohr aber immer wieder durch überharte Aktionen auffällt, ist kein Zufall und kein Pech, sondern die Folge einer Spielweise, die nicht gerade durch Rücksicht auf die Gesundheit seiner Gegner geprägt ist.
Deniz Undav hatte Ende Oktober nach dem Pokalspiel des VfB Stuttgart gegen Mainz über Kohr gesagt: “Er ist bekannt dafür, dass er Leute verletzt.” Dafür erhielt der Stürmer viel Kritik, doch drei Wochen später dürfte er sich bestätigt fühlen und viele die Aussagen des Nationalspielers unterstützen. Denn Max Moerstedt hätte deutlich schlimmer aus Kohrs Tritt mit den Stollen in den Unterschenkel herausgehen können.
Nach der Einschätzung des Fouls als “gesundheitsgefährdende Spielweise” von Schiedsrichter Sascha Stegemann ist Kohr vom Sportgericht des Deutschen Fußball-Bundes für drei Spiele gesperrt worden und muss eine Geldstrafe in Höhe von 15.000€ zahlen. Sein Trainer Bo Henriksen kündigte Gespräche mit Kohr an, schließlich schadet er mit den Platzverweisen nicht nur den gefoulten Gegnern, sondern auch seinem Team.
Kaua Santos (Eintracht Frankfurt)
Als nach dem Abgang von Kevin Trapp (FC Paris) mit Michael Zetterer ein Bundesliga-Stammkeeper von Werder Bremen geholt wurde, machten die Verantwortlichen dem neuen Torhüter sofort klar, dass sie mit Santos als Nummer eins planen. Der 22-Jährige hatte in der Vorsaison seine ersten Einsätze gehabt und dabei gute Eindrücke hinterlassen, ihm sollte die Zukunft im Frankfurter Kasten gehören. Doch nun hütet den doch Zetterer.
Santos war zu Saisonbeginn verletzt, aber übernahm wie angedacht, als er fit war, am vierten Spieltag stand er gegen Union Berlin erstmals wieder im Tor und sollte seine Ära als Nummer eins der Eintracht starten. Es folgten allerdings fünf Partien, in denen der Brasilianer 18 Gegentore kassierte. Von denen gingen einige auf Santos’ Kappe, vor allem der Gesamteindruck passte aber nicht, statt Sicherheit strahlte er eine ungeheure Unsicherheit aus, die sich auf die gesamte Defensive übertrug.
Trainer Dino Toppmöller blieb keine andere Wahl, als Zetterer zurück ins Tor zu stellen und Santos die Zeit zu geben, sich von dieser schwierigen Phase zu erholen und neu anzugreifen. “Wir haben den Eindruck, dass es für Kaua wichtig ist, nochmal einen Schritt zurückzumachen. Es ist sehr viel auf ihn eingeprasselt”, sagte Toppmöller nach dem Torhüterwechsel. Santos’ Zeit soll aber noch kommen.






















