Sport

Bundesliga gerade: Marmoush trifft für Eintracht, Baumgarts Debüt misslingt – Sport | ABC-Z

Den Satz, der die Anhänger von Eintracht Frankfurt tief beunruhigen dürfte, sendete Markus Krösche unmittelbar vor dem Spiel in die Welt: „Grundsätzlich ist es so, dass jemand sein Interesse bekundet hat“, sagte der Sportvorstand am Sky-Mikrofon. Den Rest konnte sich jeder zusammenreimen: Der Spieler, an dem Interesse bekundet wurde, ist Omar Marmoush; der „jemand“ wird Manchester City sein. Der englische Meister steckt in der Krise, besitzt beträchtliche finanzielle Mittel, und Pep Guardiolas Hilfe suchender Blick soll, so raunt die Branche einhellig, auf den Ägypter gefallen sein, der in Teilen der Hinrunde aus einem Schuss zwei Treffer gemacht hat. Vielleicht war es auch umgekehrt.

Die Frankfurter müssen nun jedenfalls abwägen, was ihnen wichtiger ist: Geld oder Stürmer. Falls sie das Geld nehmen würden, könnte die Dynamik dieser Geschichte ganz schnell auch Mainz 05 betreffen (siehe Spielbericht weiter unten). Omar Marmoush stand jedenfalls ungeachtet des Trubels am Millerntor in der Startelf und spielte nicht so, als sei er in Gedanken schon im hellblauen Trikot: Er prüfte St.-Pauli-Torhüter Nikola Vasilj früh mit zwei Schüssen, sah, wie Sturmpartner Hugo Ekitiké nur den Pfosten traf, sein eigener fünfter Versuch war dann drin: St. Paulis Abwehr hatte eine Flanke unzureichend geklärt, Marmoush nutzte die Konfusion aus. Dass er danach auf einen Jubel verzichtete, war allerdings kein Abschiedsgruß: Der Ägypter hat 2021 für die Hamburger gespielt.

St. Pauli, vor allem zu Hause chronisch offensivschwach, zeigte sich dennoch erstaunlich wehrhaft, hätte das 1:1 verdient gehabt. Josuha Guilavogui hatte die vermutlich beste Chance unmittelbar vor Marmoushs Treffer, zielte aber aus kurzer Distanz nicht genau genug. Frankfurt gewann glücklich, bleibt dadurch an den Branchenführern Leverkusen und Bayern dran. Das Heimspiel kommende Woche gegen die kriselnden Dortmunder dürfte genauso richtungsweisend werden wie Krösches Entscheidung im Fall Marmoush.

1. FC Heidenheim – 1. FC Union Berlin 2:0 (1:0), Tore: 1:0 Frans Krätzig (17.), 2:0 Adrian Beck (83.)

Ein halbes Jahr floss nahezu nichts zusammen für Frans Krätzig als Leihgabe des FC Bayern beim VfB Stuttgart; lediglich zwei Mal half der 21-Jährige bei der Stuttgarter Reserve in Liga drei aus. Beim FC Heidenheim, Krätzigs neuer Zwischenmiete, am Samstag dann: Startelf, erster Torschuss per Direktabnahme, Tor. Sind es Heidenheims rot-blaue Trikots, die ein wenig an die Farbgebung der Bayern-Trikots in den stürmischen Neunzigerjahren der Münchner erinnern und nun Krätzig vitalisierten? Färbt ab jetzt auch Münchner Effizienz und Spielglück ab auf die Heidenheimer? Nun, Unions Tom Rothe tat den Gastgebern am Samstag noch den Gefallen, sich mit einer verunglückten Annahme und folgender Notbremse selbst aus der Partie zu nehmen. Und das 2:0 durch Adrian Beck fiel in einer Phase, in der Union nicht wie ein Team in Unterzahl spielte. Steffen Baumgarts Einstand in Berlin liest sich nun jedenfalls so: ein hochumstrittenes Sportgerichtsurteil, ein Pflichtspiel, minus einen Punkt.

FSV Mainz 05 – VfL Bochum 2:0 (1:0), Tore: 1:0 und 2:0 Jonathan Burkardt (23., 69.)

In Hamburg traf Omar Marmoush für Frankfurt, in Mainz Jonathan Burkardt für Mainz – und möglicherweise treffen sich die Schicksale dieser beiden Stürmer in sehr naher Zukunft. Sollte es Marmoush wirklich nach England ziehen, wäre der deutsche Nationalspieler der logischste aller Ersatzkandidaten für die Eintracht. Nicht nur, weil er wegen seiner Fähigkeiten und dem sogenannten Profil dem Ägypter ähnelt, sondern weil er praktischerweise schon im Rhein-Main-Gebiet wohnhaft ist. Er müsste noch nicht mal seine Couch abbauen (lassen). Christian Heidel, in Mainz für An- und Verkauf zuständig, hat zwar schon gesagt, dass sein Kapitän „kein Preisschild“ trage, aber natürlich weiß auch Heidel, dass man nur jetzt aus der Verzweiflung von Manchester City selbst Kapital schlagen kann. Spannend.

Gegen Bochum, das unter der Woche vorläufig zwei Zusatzpunkte vom DFB-Sportgericht bekam, war Burkardt jedenfalls in einem zähen Spiel der Spieler, dessentwegen sich das Kommen lohnte. Erst hob Bochums Bernardo bei einem starken Pass von Caci das Abseits auf, Burkardt lief durch, nahm den Ball sauber an und verwandelte noch sauberer. Dann erzielte er in eine bessere Bochumer Phase hinein das 2:0 und entschied das Spiel. Mainz steht damit, zumindest vorläufig, tatsächlich auf einem Champions-League-Platz. Burkardt rückte zudem auf Rang drei der Torjägerliste auf, mit zwölf Toren liegt er nur zwei Treffer hinter: Omar Marmoush.

Jonathan Burkardt erzielt das 1:0. (Foto: Patrick Scheiber/Jan Huebner/Imago)

SC Freiburg – Holstein Kiel 3:2 (2:0), Tore: 1:0 Nicolai Remberg (23., Eigentor), 2:0 Christian Günter (38.), 3:0 Vincenzo Grifo (74.), 3:1 und 3:2 Phil Harres (85., 90.)

Ein Tor mit keinem eigenen Torschuss – doch, das geht. Freiburgs Eren Dinkci, seit seinem Umzug aus Heidenheim zum SC noch weit unter der Form der Vorsaison, passte den Ball im Strafraum scharf und quer, Kiels Nicolai Remberg grätschte dazwischen und fabrizierte eine Bogenlampe ins eigene Tor, die er vermutlich nicht in 100 absichtlichen Versuchen im Training repliziert hätte. Das Freiburger 2:0 fiel dann umso schöner, Christian Günter schickte den Ball per Freistoß auf eine lange, 115 km/h schnelle und sehr absichtliche Reise in den Torknick – Kiels Torwart Timon Weiner hüpfte allerdings auch sehr unbeholfen im Strafraum umher, vermutlich eher unabsichtlich. Die Gäste wehrten sich dann noch ein wenig, Vincenzo Grifo schien den kleinen Hoffnungsschimmer der Kieler mit dem dritten Treffer schon zerstört zu haben. Doch dann fand Kiel durch zwei Tore von Phil Harres noch einmal ins Spiel zurück. Schiedsrichter Sören Storks erlöste Freiburg mit dem Schlusspfiff.

TSG Hoffenheim – VfL Wolfsburg 0:1 (0:1), Tor: 0:1 Mohamed Amoura (29).

Wenn schon ein zäher Nachmittagskick bei Gefrierschranktemperaturen in Sinsheim, dann wärmen den Betrachter wenigstens die Standards von Wolfsburgs Maximilian Arnold. Wenn der 30-Jährige sie gut trifft, haben seine Flanken mehr Schärfe als jedes nordindische Gericht, das mit drei Peperoni auf der Speisekarte ausgewiesen ist. Kurz vor der Führung war Arnold fast schon erfolgreich, als er Tiago Tomas eine Vorlage servierte, die Hoffenheims Oliver Baumann ins Aus boxte. Die anschließende Ecke brachte dann tatsächlich etwas ein: Es zwar die nächste Vorlage, die sich vom Tor wegdrehte – Mohamed Amoura hatte sehr viel Zeit, um sich genau zu überlegen, wie er den Ball fachgerecht ins Tor drücken wird. Danach konnten sich die Zuschauer nicht einmal mehr recht an Standards von Arnold erwärmen; Wolfsburgs Jonas Wind traf noch den Pfosten, Hoffenheims Alexander Prass drosch den Ball übers leere Tor. Und für Hoffenheims Trainer Christian Ilzer, nun seit acht Pflichtspielen ohne Sieg? Wird es allmählich ungemütlich auf Gefrierschrankniveau.

Back to top button