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Bundesliga: Elfmetertherapie in Freiburg – Sport | ABC-Z

Ein Elfmeter soll eine Bestrafung sein. Sonst ergibt er ja keinen Sinn. Bei den Fußballern des SC Freiburg ist diese Logik momentan jedoch außer Kraft gesetzt. Sie sind bestraft, wenn sie einen Elfmeter erhalten – und freuen sich, wenn der Gegner einen bekommt.

Die Bilanz liest sich erschütternd: Sechs Bundesliga-Elfmeter nacheinander haben die Freiburger in den vergangenen elf Monaten verschossen, dreimal scheiterte Vincenzo Grifo, zweimal Lucas Höler, einmal Roland Sallai. Im selben Zeitraum hat ihr Torwart Noah Atubolu in den vergangenen neun Monaten vier Bundesliga-Elfmeter nacheinander gehalten: gleich zwei am 18. Mai 2024 gegen Union Berlin (Josip Juranovic, Kevin Volland), einen am 21. Dezember 2024 gegen Leverkusen (Florian Wirtz) und einen am vergangenen Freitag gegen Werder Bremen von André Silva.

Es drängt sich die Frage auf, ob die beiden Phänomene etwas miteinander zu tun haben. Lösen verschossene Elfmeter der Mitspieler beim Torwart trotzige Superheldenkräfte aus? Schüren die übermenschlichen Reaktionen des Torwarts bei den Mitspielern wiederum Versagensängste?

In der Elfmetertherapie malen Spieler ein Bild von einem verwandelten Elfmeter, singen ein Lied über einen verwandelten Elfmeter und spielen pantomimisch den Jubel über ein Elfmetertor nach. Unbedingt zu vermeiden ist im Freiburger Fall die statistische Konfrontation. Wer auch immer Freiburgs nächsten Elfmeter schießt, darf unter gar keinen Umständen erfahren, dass ihm und seinem Klub die Einstellung eines negativen Bundesligarekords droht. Denn: Zwischen November 1963 und Januar 1965 haben Lothar Emmerich, Burghard Rylewicz, Reinhold Wosab (2), Hermann Straschitz, Dieter Kurrat und Gerhard Cyliax für Borussia Dortmund sogar sieben Bundesliga-Elfmeter nacheinander verschossen.

Unmenschlicher Druck also für den nächsten Freiburger Elfmeterschützen. Am besten schießt ein Mann ohne Nerven und mit Insiderwissen: der Torwart Noah Atubolu.

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