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Der öde Bürgerplatz soll zum schmucken Herzstück von Eching werden – Freising | ABC-Z

Als die Gemeinde Eching vor gut 30 Jahren im Ortskern eine zentrale Tiefgarage anlegte, blieb nach dem Abzug der Baumaschinen über deren Decke ein freier Platz übrig. Zwischen Rat- und Bürgerhaus sollte das in der Theorie der Hauptplatz werden – doch selbst drei Jahrzehnte später fremdelt Eching immer noch mit dem Platz, der geografisch in der Ortsmitte liegt, aber nie im Herzen des Ortes angekommen ist. Jetzt wird mithilfe der bayerischen Städtebauförderung ein neuer Anlauf gestartet. Die Umgestaltung des Bürgerplatzes ist das Leuchtturmprojekt für ein ambitioniertes Gestaltungspaket mit einem Integrierten städtebaulichen Entwicklungskonzept (Isek), wie es vom Freistaat begleitet und finanziell unterstützt wird.

Das Isek will laut dem Beschlusstext insbesondere eine „ortsbildverträgliche und klimagerechte Gestaltung von Bauvorhaben“ steuern, vorrangig bei Vorhaben der Innenentwicklung und Nachverdichtung. Weiteres zentrales Ziel ist „die Aufwertung öffentlicher Räume als Aufenthaltsbereiche und Erhöhung der Grünflächenanteile im öffentlichen Raum“.

Das gilt für das gesamte Sanierungsgebiet an den zentralen Achsen im einstigen Dorfkern, ist aber speziell auch auf den Bürgerplatz gemünzt. Dem müsse man „mehr Aufenthaltsqualität verschaffen“ und ihn „in seiner Größe besser unterteilen“, lautet die Forderung im Isek. Dazu hat das Rathaus jetzt einen Gestaltungswettbewerb ausgeschrieben. Maximal neun Planungsbüros sollen „Ideen zu einem grüneren, kommunikativen, freundlichen und barrierefreien Platz“ einbringen, steht es in der Ausschreibung. Märkte und Veranstaltungen sowie Gemeindefeiern sollen weiterhin dort stattfinden können, nicht mehr jedoch ganz große Feste, die etwa ein Bierzelt benötigen.

Über die Jahre war auf dem Platz vom Künstlerhappening bis zum „Urlaub dahoam“ mit Vereinsbuden einiges ausprobiert worden. Zielsetzung ist nun, dass es „multifunktional nutzbare Flächen geben soll“, mehr Grün, viel Schatten. Zur Formulierung der Wettbewerbsvorgaben hat die Gemeinde erstmals überhaupt einen Bürgerworkshop einberufen, zu dem interessierte Teilnehmer gelost wurden. Die großen Linien im „Isek“, wie sie jetzt für den Wettbewerb zum Bürgerplatz ausbuchstabiert wurden, gelten in anderem Maßstab auch für die umliegenden Quartiere, die vom Gemeinderat als Sanierungsgebiet im Sinne der Städtebauförderung definiert wurden. Hier liegt der Schwerpunkt auf der Haupt- und Waagstraße, wo zahlreiche Hofstellen mit Auslaufen oder Reduzierung ihrer landwirtschaftlichen Funktionen zur Umnutzung anstehen.

Das liebevoll restaurierte Häusl der einstigen Viehwaage ist hier die Reminiszenz an ein bäuerliches Eching, wie es spätestens seit der Bevölkerungsexplosion im Zuge des S-Bahn-Baus seit den frühen 1970er-Jahren nicht mehr existiert. „Ein Umbruch von Landwirtschaft zu Wohnen ist zu beobachten“, formuliert die Bestandsaufnahme im Isek sanft. In der Tat gibt es aber im historischen Dorfkern noch zahlreiche Hofstellen, teilweise sogar auch bewirtschaftet. Der Strukturwandel ist freilich längst eingeleitet und er wird weiter an Fahrt gewinnen. Ziel müsse es sein, „diesen Umbruch so zu begleiten, damit dieser ortsbildprägende Bereich weiter identitätsstiftend und qualitätsvoll gestaltet ist und als gemischter Wohn- und Arbeitsort erhalten bleibt“.

Dazu hat der Gemeinderat in einem Aufwasch mit der Ausschreibung des Gestaltungswettbewerbs für den Bürgerplatz eine formale Sanierungssatzung für den definierten Ortskern erlassen. Diese verpflichtet die Grundeigentümer, bei eventuellen Bauprojekten über die allgemeinen Bauvorschriften hinaus die Ansprüche des „Isek“ zu erfüllen – eröffnet im Gegenzug dafür aber steuerliche Vorteile und eventuell sogar staatliche Zuschüsse, die ebenfalls nur über das „Isek“ zu haben sind. Fassadengestaltung oder Modernisierungsmaßnahmen zur Behebung von baulichen Mängeln sind etwa Vorhaben, zu denen Finanzierungstöpfe aus dem Isek angezapft werden können. Bei allen Neubauten oder Umgestaltungen der Hofstellen sei die Zielsetzung, „zusammen mit den Grundstückseigentümern eine Verbesserung des Ortsbildes von Eching zu erreichen“, heißt es in der Satzung.

Bei einer Informationsveranstaltung zum Isek seien für 20 Grundstücke im unmittelbaren Ortskern Veränderungswünsche in näherer Zukunft angezeigt worden, teilt das Rathaus mit. Mit dem Entwicklungskonzept gilt für die der Anspruch einer Reduzierung der versiegelten Flächen und Erhöhung des Grünflächenanteils, insbesondere von kühlenden Bäumen, der Ausbau alternativer Mobilitätsangebote mit dem Ziel einer Reduzierung des motorisierten Individualverkehrs ebenso wie eine Ausdifferenzierung des Wohnraumangebotes im Hinblick auf den demografischen Wandel.

Gerade hat Eching die Marke von 15 000 Einwohnern übersprungen. Das Entwicklungskonzept soll jetzt mithelfen, dem einstigen Bauerndorf, das vor hundert Jahren noch keine tausend Seelen zählte, einen neuen Charakter zu verleihen; mit dem Bürgerplatz in der Ortsmitte als Herzstück.

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