Bundeskanzler Merz will noch heute mit Trump telefonieren | ABC-Z

Einbezug der Ukraine gefordert
Bundeskanzler will noch heute mit Trump telefonieren
10.08.2025, 16:23 Uhr
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Dass die Europäer nur “Zaungäste” bei etwaigen Friedensverhandlungen mit Russland sind, will Friedrich Merz unbedingt verhindern. Noch heute will er deswegen zum Hörer greifen und sich mit US-Präsident Trump austauschen. Der Kanzler gibt sich optimistisch.
Bundeskanzler Friedrich Merz pocht darauf, dass der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in das Spitzengespräch von US-Präsident Donald Trump und Kremlchef Wladimir Putin zum Ukraine-Krieg eingebunden wird. Der CDU-Politiker kündigte in den ARD-“Tagesthemen” an, dass er noch heute mit Trump telefonieren wolle, um über das für Freitag geplante Gipfeltreffen in Alaska zu sprechen.
“Wir bereiten uns intensiv auf europäischer Ebene zusammen mit der amerikanischen Regierung auf dieses Treffen vor”, sagte Merz. Man gehe davon aus, dass Selenskyj beteiligt werde. “Wir können jedenfalls nicht akzeptieren, dass über die Köpfe der Europäer, über die Köpfe der Ukrainer hinweg über Territorialfragen zwischen Russland und Amerika gesprochen oder gar entschieden wird. Ich gehe davon aus, dass die amerikanische Regierung das genauso sieht.”
Der Bundeskanzler äußerte die Hoffnung, dass bei dem Spitzentreffen auch über eine Waffenruhe im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine entschieden wird. Es handele sich um eine diplomatische Initiative, wie sie ja auch die Europäer schon ergriffen hätten. Man arbeite ununterbrochen zusammen, um Lösungen herbeizuführen. Er bekräftigte: “Die Europäer wollen und dürfen nicht Zaungäste sein, wenn es um eine ganz wesentliche strategische Frage der Zukunft Europas geht.”
An diesem Freitag wollen Trump und Putin im US-Bundesstaat Alaska über eine mögliche Friedenslösung in dem seit fast dreieinhalb Jahren dauernden russischen Angriffskrieg verhandeln. Selenskyj, der nicht eingeladen ist, befürchtet ebenso wie die westlichen Partner, dass über die Ukraine hinweg entschieden wird.
“Jedes Zugeständnis wird zu weiterer Aggression führen”
Der ukrainische Staatschef bedankte sich unterdessen bei den europäischen Staats- und Regierungschefs für ihre Unterstützung vor dem Gipfel von Trump und Putin. Der Krieg müsse auf faire Weise beendet werden, er sei deshalb allen dankbar, die auf der Seite der Ukraine stehen, sagte Selenskyj. Sein Land verteidige europäische Sicherheitsinteressen. Kiews Außenminister Andrij Sybiha warnte auf der Plattform X vor “Geschenken” an den Aggressor. “Jedes Zugeständnis wird zu weiterer Aggression führen.”
Zuvor hatten mehrere europäische Staaten nach einem Spitzentreffen in Großbritannien einen eigenen Vorschlag unterbreitet. “Wir halten weiterhin an dem Grundsatz fest, dass internationale Grenzen nicht mit Gewalt verändert werden dürfen”, hieß es in einer gemeinsamen Erklärung von Frankreich, Italien, Deutschland, Polen, Großbritannien, Finnland und der EU-Kommission. “Der derzeitige Frontverlauf sollte der Ausgangspunkt für Verhandlungen sein.”
Sinnvolle Verhandlungen könnten nur “im Rahmen eines Waffenstillstands oder einer Verringerung der Feindseligkeiten” stattfinden, betonten die Europäer. Notwendig seien zudem robuste und glaubwürdige Sicherheitsgarantien, die es der Ukraine ermöglichten, ihre Souveränität wirksam zu verteidigen. Zu einem perspektivischen Nato-Beitritt gab es keine dezidierte Äußerung in der Erklärung und auch nicht dazu, ob die USA Teil der Sicherheitsgarantien sein sollten.
Moskau spricht von europäischer “Nekrophilie”
Die Europäer versicherten der Ukraine zugleich weiterhin umfangreiche militärische und finanzielle Hilfe. Man werde weiter eng mit Trump, den USA, Selenskyj und dem ukrainischen Volk zusammenarbeiten. Die Staats- und Regierungschefs betonen, ein Weg zum Frieden könne nicht ohne die Ukraine entschieden werden. “Die Ukraine hat die Freiheit, über ihr eigenes Schicksal zu entscheiden”, hieß es in der Erklärung.
Der frühere russische Präsident Dmitri Medwedew und Vertraute Putins warf den europäischen Staaten vor, das Gipfeltreffen in Alaska unterlaufen zu wollen. “Die ‘Euro-Idioten’ versuchen, die amerikanischen Bemühungen zur Lösung des Ukraine-Konflikts zu verhindern”, schreibt Medwedew in den sozialen Medien. Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Maria Sacharowa, erklärte, die Beziehung zwischen der Ukraine und der Europäischen Union ähnele einer “Nekrophilie” (Leichenliebe).