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DFB-Frauen trotzen Tiefschlag: Künzer glaubt weiter an den Titel: “Die Mädels wollen es sich selbst beweisen” | ABC-Z

Stand: 14.07.2025 23:08 Uhr

Das 1:4 gegen Schweden zum Abschluss der EM-Gruppenphase hat bei den DFB-Frauen Spuren hinterlassen. Kann Deutschland im Viertelfinale gegen die starken Französinnen überhaupt bestehen? Sportdirektorin Nia Künzer glaubt fest daran.

Selbstbewusst und angriffslustig, so präsentierte sich die 45-Jährige am Montagnachmittag im Medienzentrum des DFB in Zürich. Die Weltmeisterin von 2003 parierte Fragen nach ihrem “ersten Turnier in dieser Funktion” schlicht mit der Nachfrage: “Ist es wirklich mein erstes Turnier?” Bei den Olympischen Spielen war sie bereits in verantwortlicher Rolle gewesen, als Deutschland Bronze holte. Bei Fragen zu Aufstellung und Taktik sagte sie “Ich bin nicht die Bundestrainerin”; und als der freie Montag für das Team kritisch hinterfragt wurde: “Es kann jede Spielerin machen, was sie möchte. Und auch wenn sie sehr professionell sind, darf gelacht werden.”

Selbstbewusst und angriffslustig, so sollen auch die Spielerinnen weiter auftreten – trotz des herben Dämpfers gegen Schweden. Künzer ist davon überzeugt, dass so manche Gegnerin “beeindruckt” gewesen sein dürfte, wie die DFB-Frauen in den Anfangsminuten die Schwedinnen hinten reingedrückt hätten. Es gehe deshalb nicht darum, jetzt alles über den Haufen zu werfen und von der “sehr aktiven Spielweise” unter Christian Wück abzurücken.

Wie der Bundestrainer selbst schon gesagt hatte, müsse eben über eine bessere (Konter-)Verteidigung nachgedacht werden. Fehlpässe und leichte Ballverluste “haben uns gegen Schweden wehgetan”.

DFB-Präsident Neuendorf forderte mehr Konstanz

Wück war Künzers Wunschkandidat für die Nachfolge von Trainer Horst Hrubesch gewesen. Weil er “Spieler weiterentwickeln und ein Team formen kann, das Turniere gewinnt”, so sagte es die Sportdirektorin im vergangenen Jahr. Dass ihm die Erfahrung im Frauenfußball fehle, sei zu verschmerzen. Zumal Wück als Vater von zwei Töchtern schon den richtigen Umgang kenne.

Und Künzer wiederum hat erst im Juni einen neuen Vertrag beim DFB unterschrieben, um die positiven Entwicklungen aus ihren ersten eineinhalb Jahren im Job weiter vorantreiben zu können. Die erstmals beim DFB eingeführte Direktion für Frauenfußball soll die gestiegene Bedeutung des Frauenfußballs in Deutschland verdeutlichen, hat Bernd Neuendorf erst in der vergangenen Woche in Zürich noch einmal unterstrichen. Damit verband der DFB-Präsident aber auch die Erinnerung, dass die Frauen “dauerhaft wieder in die Erfolgsspur kommen sollen”.

Nun droht nach der historisch schlechten WM in Australien für den Rekordeuropameister wie schon bei der EM in den Niederlanden 2017 und der WM 2019 in Frankreich das Aus im Viertelfinale. Zwar erreichte das Team vor Olympia auch noch das EM-Finale in England 2022. Neuendorfs Betonung auf “dauerhaft” lässt allerdings den Schluss zu, dass es ihm vor allem um die verloren gegangene Konstanz geht.

Viertelfinale gegen schwierigen Gegner – stand schon vorher fest

Künzer stellte am Montag klar, dass sie das Team weiter “konkurrenzfähig” sieht. Die Mannschaft um Kapitänin Janina Minge tue alles, um erfolgreich zu sein. Nach dem Spiel seien die Spielerinnen erst mal enttäuscht gewesen, eine “Trauerstimmung” habe aber nicht geherrscht. Schließlich sei man weiter im Turnier und es sei schon mit der Auslosung im Prinzip klar gewesen, dass mit Frankreich oder England im Viertelfinale eine schwierige Aufgabe warten würde.

Mannschaft treibt sich selbst am meisten an

Mit anderen Worten, es ist (noch) nichts Schlimmes passiert. Aber am Samstag (21 Uhr) kommt es eben darauf an. Im Duell unter Topnationen entscheide auch immer die Tagesform oder auch mal das Spielglück, erklärte Künzer. Fest steht für sie aber, dass die DFB-Frauen dann wieder “100 Prozent ihres Potenzials auf dem Platz lassen müssen”.

Hoffnung macht ihr die “intrinsische Motivation” der Spielerinnen. Die hätten es gar nicht nötig, durch äußere Umstände oder Kritiker in eine “Jetzt-erst-recht”-Stimmung versetzt zu werden. “Die Mädels wollen es sich selbst beweisen”, betonte Künzer. “Sie wissen um die Chance, die so ein EM-Viertelfinale mit sich bringt. Sie sind selbst ihr größter Antrieb.”

Die Vorbereitung auf Frankreich beginnt am Dienstagvormittag – mit dem Training und der nach wie vor ausstehenden Analyse des Schweden-Spiels. Dabei soll auch das Positive noch mal herausgestellt werden. Doch erst am Samstag in Basel wird sich zeigen, wozu eine selbstbewusste und angriffslustige deutsche Mannschaft gegen die Französinnen imstande ist.

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