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Indien: Gericht spricht Megazoo Vantara von Vorwürfen frei – Wissen | ABC-Z

Nicht einmal drei Wochen hatte das Sonderermittlungsteam Zeit, um im Auftrag des höchsten indischen Gerichts herauszufinden, was dran ist an all den Vorwürfen, über die die SZ und andere Medien berichtet hatten: Werden die Tiere im Megazoo Vantara gut behandelt? Ist es dort, im äußersten Westen Indiens, nicht viel zu heiß für sie?

Wurden sie tatsächlich gerettet, wie Vantara behauptet, oder wurden sie gekauft und womöglich geschmuggelt? Das vierköpfige Team der Sonderermittler unter der Leitung eines ehemaligen Richters des Supreme Court ließ sich drei Tage lang im Zoo herumführen und erfragte auch bei der nationalen Zoobehörde, der Polizei und dem Zoll Informationen.

Das Ergebnis der Untersuchung: Vantara habe gegen kein einziges Gesetz verstoßen und auch nicht gegen die internationalen Bestimmungen des Washingtoner Artenschutzabkommens. Das Oberste Gericht schloss sich in seinem Urteil vom Montag der Auffassung des Ermittlungsteams an und wies alle Beschwerden ab. Insbesondere sei „keine der Anschuldigungen bezüglich Tierschmuggel oder -wäsche begründet“.

Die Untersuchung war auch politisch brisant, denn Vantara wird vom Ölmagnaten Mukesh Ambani finanziert, dem reichsten Unternehmer Indiens, der als enger Vertrauter des indischen Premierministers Narendra Modi gilt. Modi hatte Vantara im März 2025 offiziell eröffnet. Mehr als 45 000 Wildtiere, darunter Hunderte Raubkatzen und Elefanten, werden nach SZ-Recherchen dort mittlerweile gehalten.

Laut ihrem Bericht haben die Sonderermittler auch mit einigen der Tierbeschaffer des gigantischen Projekts gesprochen: mit den Verantwortlichen hinter dem Kangaroo Animal Shelter und dem Capital Zoo Wildlife Park etwa, zwei angeblichen Zoos in den Vereinigten Arabischen Emiraten. Nach SZ-Recherche haben beide Einrichtungen insgesamt rund 6000 Wildtiere nach Vantara geliefert, darunter viele streng geschützte Arten, 41 Schimpansen und 14 Orang-Utans etwa.

Die SZ konnte zeigen, dass hinter beiden Einrichtungen ein gut vernetzter Tierhändler steht, der die Zoos offenkundig nur auf dem Papier gegründet hat, um Exporte nach Vantara möglich zu machen. Denn Zoo-Transfers sind auch bei streng geschützten Arten möglich, kommerzielle Transfers dagegen nur im Ausnahmefall. Vantara behauptet zudem, nicht in den kommerziellen Tierhandel involviert zu sein.

Die Sonderermittler hatten auch die SZ kontaktiert

Kangaroo Animal Shelter und Capital Zoo Wildlife Park hätten im Laufe der Befragung bestritten, Verkäufer von Tieren oder Tierhändler zu sein, halten die Sonderermittler in ihrem Bericht fest. Außerdem sei es deren religiöse Pflicht als „fromme Anhänger des Islam“, sich für Tiere einzusetzen. Auf weitere Recherchen zu den Fake-Zoos verzichteten die Sonderermittler dann offenkundig und vertrauten schlicht auf die von der nationalen Artenschutzbehörde ausgestellten Exportpapiere.

Mit anderen bedeutenden Tierbeschaffern, einem Händler aus Tschechien etwa, der nach SZ-Recherchen mehr als 3000 Tiere nach Vantara geliefert hat, sprachen die Ermittler offensichtlich nicht.

In ihrem Bericht erwähnen die Sonderermittler auch die Recherche der SZ, dass der deutsche Papageienzüchter Martin Guth offenbar im Auftrag von Vantara streng geschützte Wildtiere kauft – und diese Deals verschleiert. Die SZ hat Chat-Nachrichten von Guth veröffentlicht, die kaum einen anderen Schluss zulassen. Diese Chat-Nachrichten seien „nicht beweiskräftig“, schreiben die Sonderermittler und gehen dann nicht weiter darauf ein.

In den Petitionen, die das Gericht zu der Untersuchung aufgefordert hatten, war auf SZ-Recherchen Bezug genommen worden. Die Sonderermittler hatten auch die SZ kontaktiert und allgemein nach „Beweisen“ für die in der Berichterstattung genannten Vorwürfe gefragt. Die SZ hat englische Übersetzungen sämtlicher Veröffentlichungen und Verweise auf öffentlich zugängliche Daten übersandt, aber aus Gründen des Quellenschutzes keine vertraulich erlangten Dokumente.

Für das Oberste Gericht Indiens hat sich die Causa Vantara nun erledigt: Es sollen vor Gericht oder Verwaltungsbehörden „keine weiteren Beschwerden oder Verfahren, die auf denselben Vorwürfen beruhen“, behandelt werden, heißt es im Gerichtsurteil. Vantara begrüßte in einer Stellungnahme die Entscheidung, sämtliche Zweifel und Vorwürfe gegen ihre „Tierschutzmission“ entbehrten demnach jeder Grundlage.

Daniela Freyer von der Artenschutzorganisation Pro Wildlife sieht das deutlich anders. Sie hält es für unmöglich, die Legalität Zehntausender Tiere, die Vantara aus aller Welt importiert hat, in weniger als zwei Wochen zu verifizieren: „Die Kürze und Oberflächlichkeit der Recherchen erwecken eher den Eindruck, dass hier ein Freibrief erteilt wurde.“

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