Britische Bauern protestieren gegen Steuererhöhungen | ABC-Z
Die britische Labour-Regierung hat am Dienstag den größten Straßenprotest seit Beginn ihrer Amtszeit im Sommer erlebt. Mehr als 10.000 Bauern demonstrierten im Londoner Regierungsviertel gegen die Absicht, Ackerland künftig mit einer zwanzigprozentigen Erbschaftsteuer zu belegen, sofern ein Freibetrag von mindestens einer Million Pfund (1,18 Millionen Euro) überschritten wird.
Die Regierung verhängte die Steuererhöhung mit dem Argument, auch die Bauern müssten einen Beitrag leisten, damit notleidende staatliche Funktionen wie der nationale Gesundheitsdienst saniert werden könnten. Außerdem gelte es, ein Steuerschlupfloch zu schließen: Immer mehr Anleger kauften Land, um es steuerfrei vererben zu können.
Die Bauern sind damit die zweite Gesellschaftsgruppe, welche Premierminister Keir Starmer und seine Finanzministerin Rachel Reeves gegen sich aufbringen. Doch während die Rentner, von denen die meisten in diesem Jahr auf einen bisher gezahlten Heizkostenzuschuss verzichten müssen, ihre Empörung bislang nicht auf die Straße getragen haben, demonstrieren die Bauern bei Schneetreiben und Regen ihre Aktionsbereitschaft.
Anders als bei französischen oder deutschen Bauernprotesten kamen sie am Dienstag allerdings nicht mit ihren Landmaschinen nach London und verzichteten auf Straßenblockaden sowie andere Störungen des öffentlichen Lebens. Zwei auf Tiefladern herangeschaffte Traktoren, die vor dem Eingang zur Downing Street, dem Sitz des Premierministers, abgestellt waren, dienten eher als Illustrierung des Bauernprotests und als Ergänzung ihrer Transparente. In vielen Schriftzügen reimte sich Starmer auf „farmer“ und „harmer“ (Schädiger).
Der erregte Protest gegen die Labour-Regierung speist sich auch aus der Erinnerung an frühere vehemente Auseinandersetzungen der Landbevölkerung gegen gesetzliche Regelungen. Ein Bauer aus Yorkshire gab an, er sei schon gegen das Verbot der Fuchsjagd auf die Straße gegangen, dass vom früheren Labour-Premierminister Tony Blair durchgesetzt worden war. Außerdem trifft die Steuererhöhung die britischen Bauern in einer Lage, in der sie nach dem Wegfall der EU-Agrarsubventionen ohnehin mit Unsicherheiten und finanziellen Einbußen kämpfen müssen.
Die Repräsentanten des britischen Bauernverbands achteten am Dienstag darauf, dass ihr Protest nicht parteipolitisch instrumentalisiert wurde: Nigel Farage, der Anführer der rechtspopulistischen Partei Reform UK, erschien zwar im grünen Tweedsakko auf der Kundgebung, durfte aber nicht sprechen.