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Brisante E-Mail des Veranstalters: Recherche offenbart Versagen von Magdeburg | ABC-Z

Am Abend des 20. Dezember raste Taleb Al Abdulmohsen mit einem Auto über den Magdeburger Weihnachtsmarkt und verletzte rund 300 Menschen, von denen sechs später starben. Innerhalb von drei Minuten ereignete sich die Katastrophe. 

Auch Wochen später bleiben zentrale Fragen unbeantwortet. Nun offenbart eine „Spiegel“-Recherche, dass das Sicherheitskonzept der Stadt Magdeburg den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt wohl nicht hätte verhindern können.

Kritik an Sicherheitsvorkehrungen und Polizeipräsenz

Der „Spiegel“ berichtet, dass die Positionierung eines Polizeifahrzeugs eine zentrale Rolle spielt. In der Tatnacht des Anschlags auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt stand ein großer Polizeiwagen nicht direkt an der Zufahrt, die der Täter nutzte, sondern etwa 30 Meter entfernt in einer Parkbucht für Taxis. Warum das Fahrzeug dort positioniert war, ist laut einer Sprecherin des Innenministeriums nach wie vor „Gegenstand der weiteren Aufarbeitung“. Dies war offenbar kein Einzelfall.

Bereits Ende November hatte der Veranstalter des Weihnachtsmarktes, die Weihnachtsmarkt GmbH, die Polizei darauf hingewiesen, dass die Einsatzfahrzeuge „teilweise immer wieder an der falschen Position“ stünden. In einer E-Mail, die dem „Spiegel“ vorliegt, habe der Veranstalter erklärt, er habe die Beamten „nett angesprochen“. Diese hätten daraufhin geantwortet, dass sie „keine Information zum Einsatz hier“ hätten.

„Das passt nicht, da läuft was schief”

Für den SPD-Innenpolitiker Rüdiger Erben zeigt dieser Vorgang deutliche Kommunikationsprobleme zwischen Polizei und Veranstaltern. Er kritisiert, dass spätestens nach dieser E-Mail klar hätte werden müssen: „Das passt nicht, da läuft was schief.“

Ob eine andere Platzierung der Polizeiwagen den Anschlag tatsächlich verhindert hätte, bleibt jedoch ungewiss. Laut Innenministerium sei es gar nicht die Aufgabe der Einsatzfahrzeuge gewesen, die Zufahrten direkt zu blockieren. Eine Behördensprecherin habe erklärt, die Positionierung in der Nähe der Zugänge sei so gewählt worden, dass die Polizisten im Ernstfall mobile Sperren errichten könnten. Vorrangig hätten die Beamten jedoch Präsenz zeigen und das Waffenverbot durchsetzen sollen. Angesichts der Tatsache, dass der Angriff nur wenige Minuten dauerte, wäre es fraglich, ob die Beamten selbst bei einer korrekten Positionierung rechtzeitig hätten eingreifen können. Das berichtet der „Spiegel“.

Laut Landesinnenministerin Tamara Zieschang (CDU) trage grundsätzlich der Veranstalter die Verantwortung für die Sicherheit, und zwar unabhängig von der Polizei. Zudem habe das Sicherheitskonzept des Veranstalters nach Angaben des Ministeriums keine Vorgaben dazu gemacht, „welche Maßnahmen die für Sicherheit und Ordnung zuständigen Behörden vorbereiten“ sollten.

“Sicherheitskonzept der Stadt und die Einsatzkonzeption der Polizei passten nicht zusammen“

SPD-Politiker Erben kritisierte: „Das Sicherheitskonzept der Stadt und die Einsatzkonzeption der Polizei passten nicht zusammen.“ Er vermutete zudem, dass „beide Papiere womöglich nicht einmal allen Beteiligten bekannt gewesen seien“. Mit Blick auf die Verantwortlichen zeigte sich Erben erstaunt: „Seltsam ist, warum von den Verantwortlichen niemand diese Diskrepanz rechtzeitig wahrgenommen hat.“

Fragen, auf die in dieser Woche in Magdeburg Antworten gesucht werden. Der Rechtsausschuss, das Parlamentarische Kontrollgremium und der Innenausschuss des Landtags kommen zusammen, um die Ereignisse rund um den Anschlag auf den Weihnachtsmarkt zu untersuchen und mögliche Versäumnisse aufzuarbeiten.

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