Vom Stettiner Bahnhof zum Nordbahnhof | ABC-Z

Der Berliner Nordbahnhof an der Invalidenstraße in Berlin-Mitte, war einst einer der großen Kopfbahnhöfe in der Stadt und hieß bis 1950 Stettiner Bahnhof. Heute existiert neben einem Gebäuderest nur noch der unterirdische S-Bahnhof der Nord-Süd-Strecke.
Ab 1842 fuhren von hier Züge der Stettiner Bahn in Richtung Bernau, Eberswalde, Angermünde, Stettin und in den Folgejahren darüber hinaus mit der Angermünde-Stralsunder Eisenbahn bis nach Pommern. 1878 ging die Berliner Nordbahn über Oranienburg, Neustrelitz und Neubrandenburg nach Stralsund in Betrieb, die im Personenverkehr ebenfalls den Stettiner Bahnhof nutzte.
Wegen der großen Auslastung wurde der Bahnhof relativ schnell erweitert und für den Fernverkehr fit gemacht. Bereits 1914 verkehrten vom Stettiner Bahnhof Schnellzüge nach Stralsund, Danzig über Stettin nach Rostock.

Im Zweiten Weltkrieg wurde der Fernbahnhof erheblich beschädigt und 1952 von der DDR-Führung geschlossen. Wegen der umfangreichen Kriegszerstörung, aber auch wegen der geografischen Lage. Die Strecke führte vom Stettiner Bahnhof zuerst über den West-Berliner Bahnhof Gesundbrunnen, bevor an der Grenze zwischen Wedding und Pankow wieder das Ost-Berliner Stadtgebiet erreicht wurde.
Warum die DDR den ehemaligen Fernbahnhof umbenannte
Weil nach der Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze der Name zu der in Polen liegenden Hafenstadt Stettin vermieden werden sollte, benannte bereits 1950 die DDR den Bahnhof in Nordbahnhof um. Drei Jahre nach der Schließung entschied man sich für den Abriss des Gebäudes.
Auch die S-Bahn hat eine unendliche Geschichte, die mit der damaligen politischen Situation zusammenhing.

Nach dem Bau des Nord-Süd-Tunnels wurde der neue S-Bahnhof östlich neben dem Fernbahnhof erbaut. Er erhielt ein eigenes Empfangsgebäude an der Invalidenstraße. Ein weiterer Zugang entstand an der Gartenstraße. Kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs wurde der Betrieb eingestellt. Infolge der Sprengung des Nord-Süd-Tunnels am Landwehrkanal stand auch die S-Bahn-Station Nordbahnhof unter Wasser.
Nach dem Bau der Berliner Mauer war der Bahnhof für den Personenverkehr gesperrt und wurde zu einem sogenannten „Geisterbahnhof“, weil Züge ohne Halt durchfuhren.

Nach der Wiedervereinigung wurde der Nord-Süd-Tunnel aufgrund umfangreicher Sanierungsmaßnahmen noch einmal geschlossen. Erst ab März 1992 rollten wieder Züge der S-Bahn durch den Nordbahnhof, nachdem er denkmalgerecht saniert und erweitert wurde.
Text und Fotos: Klaus Tolkmitt
