Brasilien: Schwere Waldbrände im Amazonasgebiet | ABC-Z
Im brasilianischem Amazonasgebiet toben die schwersten Waldbrände seit 17 Jahren. Die brasilianische Regierung schickt daher nun Militärflugzeuge in den südöstlichen Bundesstaat São Paulo. Zunächst werden vier Flugzeuge entsendet, „um die Flammen zu bekämpfen und betroffene Gebiete zu überwachen“, wie der Minister für regionale Entwicklung, Waldez Goes, am Sonntag sagte. In mehr als 40 Städten des Bundesstaates herrscht wegen der Waldbrände die höchste Alarmstufe.
Die Regierung schickt unter anderem ein eigentlich zum Truppentransport gedachtes Militärflugzeug vom Typ KC-390 Embraer, das bis zu 12.000 Liter Wasser über Waldbrandgebieten abwerfen kann.
Zu den am stärksten betroffenen Städten gehört das rund 300 Kilometer von São Paulo entfernte Ribeirão Preto mit mehr als 700.000 Einwohnern. Laut der Nachrichtenwebsite G1 mussten bereits Bewohner eines wohlhabenden Stadtteils ihre Häuser verlassen.
„Es ist apokalyptisch“
In im Internet veröffentlichten Videos zeigten Ribeirão Preto am Samstag durch eine dicke Rauchschicht in Dunkelheit gehüllt. „Es ist apokalyptisch. Viel Wind, viel Rauch – du kannst nicht mal die Stadt sehen, und es ist fünf Uhr nachmittags“, sagt ein Passant mit einer Atemschutzmaske.
Am Freitag starben nach Angaben der Behörden zwei Fabrikarbeiter in Urupes im Norden des Bundesstaates, als sie gegen die Flammen ankämpften. São Paulos Gouverneur Tarcisio de Freitas verhängte am Samstag den Ausnahmezustand über 45 größere und kleinere Städte und kündigte für betroffene Getreidebauern und Viehzüchter Finanzhilfen in Höhe von insgesamt zehn Millionen Reais (rund 1,6 Millionen Euro) an. Behördenangaben zufolge verbrannten in San Antonio do Aracangua dutzende Rinder auf einer Farm.
Seit Januar wurden im brasilianischen Amazonasgebiet 60.767 Feuer registriert, wie aus Daten des für die Satellitenüberwachung zuständigen Instituts für Weltraumforschung (INPE) hervorgeht. Die Rauschschwaden breiteten sich laut einem Bericht des Nachrichtenportals G1 auf zehn Bundesstaaten des größten lateinamerikanischen Landes aus. Die Zahl der Waldbrände ist mehr als doppelt so hoch wie im Vorjahr.
Von Juni bis Oktober ist in Brasilien Waldbrandsaison. Meist werden zunächst die Bäume gefällt und die abgeholzten Flächen dann in Brand gesteckt, um neue Weideflächen und Ackerland für den Soja-Anbau zu schaffen. Weil der Regenwald im Amazonasgebiet immense Mengen des Klimagases CO2 binden kann, hat er auch für das Weltklima große Bedeutung.
Verschärft wird die Lage in diesem Jahr zudem von einer schweren Dürre. Sie wurde Experten zufolge vom Klimawandel und dem Wetterphänomen El Niño ausgelöst. Von den Bränden sind auch das Feuchtgebiet Pantanal und die Savannenregion Cerrado betroffen.