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Doping: Anti-Doping-Stiftung Nada hält offenbar Namen gedopter Sportler geheim | ABC-Z

Die Nationale Anti Doping Agentur (Nada) veröffentlicht seit März 2020 keine Sanktionsentscheidungen gegen gedopte Athletinnen und Athleten mehr. Das geht aus Recherchen der ARD-Dopingredaktion hervor. Demnach sollen 90 Prozent der Dopingfälle in den vergangenen fünf Jahren nicht öffentlich gemacht worden sein – insgesamt betreffe dies eine Zahl von über 70 Dopern, berichtete die ARD.

Als Grund nannte die Nada, die die Vorwürfe im Kern nicht bestreitet, juristische Bedenken. Man stehe “für Transparenz, für Nachvollziehbarkeit und valide Entscheidungen ein”, sagte der Nada-Vorstandsvorsitzende Lars Mortsiefer auf Anfrage der Sportschau. Jedoch stehe die Veröffentlichung personenbezogener Daten derzeit im Konflikt mit geltendem Datenschutzrecht und sei potenziell rechtswidrig. Dies berge ein hohes “Haftungs- und Regressrisiko”.

Nada verteidigt Vorgehen

Dem Bericht der Sportschau zufolge läuft seit fünf Jahren ein Prüfverfahren der für die Nada zuständigen Landesbeauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit Nordrhein-Westfalen. Nach vorläufiger Einschätzung sei die Veröffentlichung personenbezogener Informationen nicht zulässig, weil dafür eine Rechtsgrundlage fehle.  

In einer Stellungnahme verteidigte die Nada ihre Entscheidung. Alle Verstöße gegen Anti-Doping-Bestimmungen würden in anonymisierter Form im Jahresbericht der Agentur veröffentlicht und alle zuständigen Stellen “zeitnah und umfassend informiert”. Eine solche Stelle sei etwa die Deutsche Sporthilfe, die bei einem Dopingfall die Zahlung von Sponsorengeldern einstellen und diese gegebenenfalls zurückfordern kann.

Seit der Umstellung vor fünf Jahren waren laut Nada 99 Fälle von Doping nicht mehr systematisch veröffentlicht worden. Man habe diese seitdem nur noch kommentiert, wenn medial konkrete Nachfragen zu namentlich bekannten Verstößen gestellt worden seien – dies sei 23-mal der Fall gewesen. Laut ARD sind Athleten aus mindestens 18 olympischen Sportarten betroffen.

Entscheidung sorgt für Irritationen

Von mehreren Seiten kamen irritierte Reaktionen auf das Vorgehen der Nada. Stephan Mayer, sportpolitischer Sprecher der CDU/CSU, sagte, wenn ein Dopingverfahren abgeschlossen und eine entsprechende Strafe auch rechtsgültig festgelegt sei, sollte aus seiner Sicht auch eine Veröffentlichung stattfinden. Es handle sich teils um staatlich geförderte Athletinnen und Athleten.

Patrick Dogue, Athletensprecher im Modernen Fünfkampf, sprach sich ebenfalls für mehr Transparenz aus: “Wenn man positiv ist, ist man positiv, und da hat die sportliche Karriere am Ende nichts mit zu tun, inwieweit das offengelegt werden sollte.” Er forderte eine Veröffentlichung der Namen sowie der genutzten Substanzen. Der Kölner Sportrechtler Jan F. Orth verwies auf die rechtlichen Risiken für die Nada durch eventuelle Schadensersatzansprüche durch die Athleten oder Bußgelder, forderte aber auch “rechtliche Möglichkeiten” für mehr Transparenz im Sport.

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