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Box-Happyend: Roy Jones Jr. erhält nach 36 Jahren Olympia-Gold | ABC-Z

Besser spät als Silber. Mit knapp 36 Jahren Verspätung bekam der US-Boxer Roy Jones Jr. eine Goldmedaille von den Olympischen Spielen 1988 überreicht. Von dem Mann, der ihn in Seoul angeblich besiegt hatte. Happyend eines Skandals.

Park Si-Hun reiste weit an. Der Südkoreaner, inzwischen 59 Jahre alt, ging in ein Fitnessstudio in Pensacola/Florida und hoffte, dort den Mann zu treffen, den er vor knapp 36 Jahren im olympischen Finale von Seoul mit 3:2 nach Punkten besiegt hatte. Und tatsächlich: Roy Jones Jr. war in der Annahme, dort ein TV-Interview zu geben, in sein Fitnessstudio gefahren. Was dann geschah, war für Joney Jr. wie ein Wunder.

Unter Tränen nahm er die Goldmedaille entgegen, die ihm mit Ausnahme von drei Punktrichtern die gesamte Boxwelt 1988 zugesprochen hatte. Park Si-Hun überreichte sie ihm persönlich und ließ seinen Sohn für ihn übersetzen: „Ein Boxer weiß einfach, ob er einen Kampf gewonnen oder verloren hat. Ich dachte, ich hätte verloren, weil ich keinen Kampf geliefert hatte, der einen Sieg verdient hätte.“

Das emotionale Wiedersehen fand bereits vor über zwei Jahren statt, wurde aber erst jetzt in einem kurzen Video veröffentlicht, das von dem Emmy-preisgekrönten Filmemacher Johnny Sweet gedreht wurde.

„Park Si-Hun hat den Kampf gestohlen“

„Das ist verrückt“, sagt Jones, während er sich an die Stirn schlägt und die Goldmedaille in den Händen hält. Parks 3:2-Sieg nach Punkten war für Jahrzehnte einer der berüchtigtsten Momente in der Geschichte des Boxsports. Jones Jr. hatte vom ersten bis zum letzten Gong den Kampf dominiert, doch Park profitierte von der Heimvorteil. Der TV-Reporter Marv Albert rief den amerikanischen Fernsehzuschauern damals zu: „Park Si-Hun hat den Kampf gestohlen.“

16 Jahre lang war dieser Fight im Halbmittelgewicht die letzte Niederlage von Jones Jr. ohne Disqualifikation. Er entwickelte sich zum großen Champion im Profiboxen und dominierte die Mittelgewichtsklasse vor allem dank seiner Schnelligkeit. In Seoul wurde er zum besten Boxer des Turniers gewählt, obwohl er das Finale gegen Park verlor.

Park hingegen schämte sich für seinen Sieg und hörte nach den Olympischen Spielen mit dem Boxen auf. Angeblich verfiel er in eine schwere Depression und hatte sogar Selbstmordgedanken. Er arbeitete 13 Jahre lang als Lehrer an Mittel- und Oberschulen, bevor er als Trainer zum Boxsport zurückkehrte.

Was die Stasi damit zu tun hatte

Das Olympische Komitee der USA hatte 1996 vom Internationalen Olympischen Komitee eine Untersuchung gefordert, nachdem Dokumente der ostdeutschen Geheimpolizei Stasi Berichte enthüllten, wonach Richter dafür bezahlt worden seien, für südkoreanische Boxer zu stimmen. Das IOC aber kam 1997 zu dem Schluss, dass es keine Beweise für Bestechungsvorwürfe gegen die Richter gab.

Filmemacher Johnny Sweet, der das goldene Happyend von Roy Jones Jr. mit seiner Kamera festhielt, sagte der „New York Post“: „Diese Szene zu drehen, fühlte sich surreal an. Es war, als würde man in Echtzeit zusehen, wie die Geschichte sich selbst korrigiert, zumal Roy genauso weinte wie damals in Seoul, als er nicht gewonnen hatte.“

AP/fro

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