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Boris Herrmann segelt der Einsamkeit entgegen | ABC-Z

Den Moment des Starts einer Weltumsegelung hat Boris Herrmann schon mehrfach als einen der für ihn emotional härtesten bezeichnet. In der Sekunde, wenn die Yacht die Startlinie überfahre, man sich endgültig von Team, Familie und Freunden verabschiedet habe und die komplett allein zu absolvierenden mehr als 24.000 Seemeilen (etwa 44.000 Kilometer) noch vor einem lägen, fühle er sich ziemlich euphorisiert und unfassbar traurig zugleich. Dazu habe er gerade zu Beginn eines Rennens oftmals mit Übelkeit und Unwohlsein zu kämpfen, was die Vorfreude auf das Gefühl der Freiheit auf dem Ozean zumindest zu Beginn etwas dämpfe.

Am Sonntagmittag ist Boris Herrmann vom an der französischen Westküste gelegenen Les Sables d’Olonne aus um Punkt 13.02 Uhr nun zum zweiten Mal in seiner Karriere bei der Rund-um-die-Welt-Regatta Vendée Globe gestartet – allerdings in ziemlichem Schneckentempo.

Zehn, elf Tage bis zum Äquator

Aufgrund sehr schwacher Winde kamen der 43 Jahre alte Hamburger auf seiner Yacht „Malizia – Seaexplorer“ sowie seine 39 Konkurrenten zunächst nur sehr langsam voran und hatten nach einer guten Stunde gerade einmal eine Seemeile in der Bucht von Biskaya hinter sich gebracht. „Guter Start“, vermeldete Herrmann dennoch kurz nach dem Kreuzen der Startlinie Zuvor waren die 34 Männer und sechs Frauen am Morgen in einer mehrere Stunden dauernden Zeremonie von etwa 350.000 den Hafen und den Kanal von Les Sables d’Olonne säumenden Fans gefeiert einzeln und auf das Meer hinaus verabschiedet worden. „Man muss die Emotionen im Kanal überstehen, danach wird es gut sein“, hatte „Charal“-Skipper und Mitfavorit Jérémie Beyou noch kurz vor dem Start zu dem Spektakel gesagt.

In etwa 80 Tagen geht es für Herrmann und die übrigen Teilnehmer auf ihren Yachten nun einmal komplett um den Globus, sie passieren dabei zweimal den Äquator, durchqueren den Atlantik, den Indischen Ozean sowie den Südpazifik und umfahren mit dem Kap der Guten Hoffnung, dem Kap Leeuwin und dem Kap Hoorn drei der prestigeträchtigsten Orte des Hochseesegelns. Wenn sie irgendwo auf den Weltmeeren nicht von technischen Defekten, Unwettern oder Kollisionen mit im Wasser schwimmenden Containern, Fischerbooten oder auch Walen vorzeitig gestoppt werden.

Dass der 2017 von Armel Le Cléac’h aufgestellte Geschwindigkeitsrekord von etwas mehr als 74 Tagen gebrochen wird, ist indes bereits jetzt unwahrscheinlich. So verspricht die Wettervorhersage für die erste Regattawoche weiterhin eher leichten Wind, sodass Boris Herrmann schon vor dem Start von „eher zehn bis elf Tagen bis zum Äquator“ anstatt der vor vier Jahren benötigten sechs Tage ausgegangen ist. Dem gebürtigen Oldenburger – der sich beim Start am Sonntag zunächst in den hinteren Top Ten aufhielt und nicht wie vor vier Jahren, als er das Rennen auf dem fünften Platz beendete, direkt nach dem Start spektakulär die Führung übernahm – dürften es diese Bedingungen zunächst einmal schwer machen, sich in der Spitzengruppe zu etablieren.

Seine Seaexplorer-Yacht ist mit ihrem breiten und runderen Rumpf eher für unruhige Gewässer gebaut, soll ihre Geschwindigkeitsvorzüge vor allem im eisigen und oftmals mit hohen Wellen durchzogenen Südmeer ausfahren und Herrmann bestenfalls an die Spitze des Feldes katapultieren. Zunächst einmal übernahm am Sonntag jedoch der Franzose Paul Mailhat auf „Biotherm“ die Spitzenposition vor dem Briten Sam Goodchild auf „Vulnerable“.

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