Booster-Impfung: besser in denselben Arm – Wissen | ABC-Z

Eigentlich egal – das ist oft die Antwort, wenn Patienten gefragt werden, in welchen Arm sie eine Impfung bekommen möchten. Häufig wird der Deltamuskel links ausgewählt, weil die meisten Menschen Rechtshänder sind. Den leichten Druckschmerz, der nach einer Injektion auftreten kann, wollen die meisten Menschen auf den Arm verlagern, den sie im Alltag weniger brauchen.
Für die Immunreaktion des Körpers ist es hingegen nicht egal, in welchen Arm die Impfung verabreicht wird. Wissenschaftler aus Sydney zeigen im Fachmagazin Cell, dass es gerade für eine Auffrischung („Booster“) sinnvoll ist, die Spritze in denselben Arm zu geben wie zuvor. Es kommt dann schneller zu einer effektiven Antwort des Immunsystems. Nach der ersten Impfung werden Makrophagen, das sind spezialisierte Immunzellen, in den regionalen Lymphknoten darauf abgerichtet, andere Immunzellen zur Herstellung von spezifischen Antikörpern zu stimulieren. Die neu gebildeten Eiweißkörper können gezielt eindringende Erreger bekämpfen. Die Abwehrkräfte bilden sich offenbar wirkungsvoller, wenn sie vor Ort angeregt werden.
„Man weiß, dass Makrophagen krankmachende Mikroben aufspüren und tote Zellen abräumen, aber wir konnten zeigen, dass die Zellen in den Lymphknoten nahe der Injektionsstelle noch andere wichtige Funktionen haben“, sagt Rama Dhenni, Erstautor der Studie in einer Pressemitteilung. „Sie orchestrieren die Antwort auf eine Impfung vor Ort. Lage ist entscheidend.“ Die Wissenschaftler hatten das Phänomen zunächst bei Mäusen, dann bei Freiwilligen beobachtet, die sich Impfung und Booster gegen Covid geben ließen. „Wer beide Impfdosen in denselben Arm bekam, produzierte schneller Antikörper gegen Sars-CoV-2“, wird Alexandra Carey-Hoppé, die ebenfalls an der Studie beteiligt war, in der Mitteilung zitiert. Nach vier Wochen hatten die Probanden, die den Booster in den anderen Arm bekamen, zwar genauso viele Antikörper wie die Vergleichsgruppe, doch der zeitliche Vorsprung könne manchmal von Vorteil sein, vermuten die Autoren.
„Bei einer Booster-Impfung stimuliert man ja gerade die spezifischen Immunzellen, die schon bei vorherigen Impfungen auf den Impfstoff reagiert haben“, sagt der Immunologe Carsten Watzl, Direktor des Leibniz-Instituts für Arbeitsforschung an der TU Dortmund. „Einige dieser Immunzellen halten sich nach den vorherigen Impfungen am Ort des Geschehens auf, also in den Lymphknoten. Das könnte erklären, warum Booster im selben Arm besser wirken, da schon spezifische Immunzellen vor Ort sind.“ Das Immunsystem hat ein gutes Gedächtnis. Es merkt sich, an welcher Stelle im Körper eine Infektion stattgefunden hat und ist auf eine weitere Infektion an gleicher Stelle besser vorbereitet, führt Watzl aus. Schließlich sei es wahrscheinlich, dass derselbe Erreger in Zukunft wieder dasselbe Organ infiziert.
Dennoch müsse niemand Sorge haben, falls bei bisherigen Impfungen die Arme abwechselnd hingehalten wurden. „Auch eine Impfung im anderen Arm funktioniert. Ich kenne keine Daten, die zeigen, dass Personen, die den Booster im gleichen Arm bekommen haben, besser geschützt sind als bei Impfungen in verschiedenen Armen“, sagt Watzl. Den Booster – egal in welchem Arm – überhaupt zu bekommen, sei von größerer Bedeutung.