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BMW investiert in Standort München: „Talent Campus“ soll in der Krise helfen – München | ABC-Z

Heute nur gute Nachrichten: So könnte man die allseits beschworene Stimmung zusammenfassen, die am Freitagvormittag beim Richtfest des neuen Ausbildungszentrums von BMW in Milbertshofen herrschte. Vom massiven Gewinneinbruch um 84 Prozent, der am Mittwoch bekannt geworden war, wollte beim Münchner Autobauer an diesem Tag niemand reden. Lieber blickt die Konzernführung optimistisch in die Zukunft und investiert weiter, auch in den Standort München.

Mit einem Festakt weihte der Autobauer den Rohbau seines neuen „Talent Campus“ im Stammwerk ein. Schon von Sommer 2025 an sollen hier die Mitarbeiter auf die Zukunft vorbereitet werden. Das lässt sich der Konzern einen „mittleren zweistelligen Millionenbetrag“ kosten.

Transformation ist das Stichwort, das an diesem Tag öfter fällt. Und das ist auch notwendig: Die Tage von Benzin- und Dieselmotoren sind gezählt, BMW möchte an seinem über 100 Jahre alten Stammsitz in München von 2027 an nur noch Elektroautos produzieren. Und nach aktuellem Stand sollen in der EU von 2035 an keine neuen Verbrennerautos mehr zugelassen werden.

Richtfest für die Zukunft? BMW baut einen neuen „Talent Campus“ im Münchner Norden. (Foto: Robert Haas)

Das bedeutet auch neue Wege in der Aus- und Weiterbildung. „Wir machen die Zukunft der Mobilität elektrisch, digital und zirkulär. Dafür benötigen wir neue Kompetenzen und Fähigkeiten“, sagte Personalvorständin Ilka Horstmeier. Die Zeiten seien nicht einfach, räumte sie ein. Das Wettbewerbsumfeld und die geopolitische Lage wirkten sich auch auf BMW aus. Deshalb sei es wichtig, in solchen Zeiten eine klare Strategie der Technologieoffenheit zu haben. „Das Wichtigste ist uns, dass unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf diesem Weg mitgehen“, so Horstmeier. Dazu gehört es, sie zu qualifizieren und junge Menschen auszubilden.

Auch Martin Kimmich, der Gesamtbetriebsratsvorsitzende der BMW AG, sprach von „herausfordernden Zeiten für die Automobilindustrie“. Er gibt sich ebenso optimistisch: „Wir planen nicht nach unten, wir planen nach vorne“, sagte Kimmich. Wichtig sei es dabei, auf die Menschen zu setzen.

Mehr als 40 000 Mitarbeiter zählt der Standort München, darunter sind aktuell 900 Auszubildende. In die Aus- und Fortbildung investiert BMW laut Horstmeier konzernweit jährlich 400 Millionen Euro. Der „Talent Campus“ ist nach Ansicht des Konzerns ein wichtiges Bekenntnis zum Standort München, das die Bedeutung des Unternehmenshauptsitzes als Innovations- und Kompetenzzentrum unterstreiche.

Die Simulationen des neuen Gebäudes zeigen ein modernes Arbeitsumfeld. Das Haus ist als erstes im Konzern überhaupt in Holzbauweise entstanden. Die Räumlichkeiten selbst sind offen gestaltet und variabel einsetzbar, die Raumaufteilung kann jederzeit angepasst oder nachgerüstet werden. Dadurch soll eine langfristige Nutzung bei veränderten Anforderungen möglich werden, aufwendige Umbauten sollen entfallen.

Das Stammwerk soll künftig teilweise auch für alle Münchnerinnen und Münchner offenstehen, indem es ein öffentliches Café bekommt, im Freien sollen Grünflächen zum Treffpunkt von BMW-Mitarbeitern und der Nachbarschaft werden. Der „Talent Campus“ soll zudem auch für öffentliche Weiterbildungsmaßnahmen zur Verfügung stehen.

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) lobte dieses Konzept und zeigte sich von der Konstruktion des Gebäudes angetan. Er sei sich ganz sicher, dass BMW die Transformation gelingen werde. Gleichzeitig bekannte er sich zum umstrittenen Tunnelprojekt im Münchner Norden, das Kritiker gerne als „BMW-Tunnel“ bezeichnen. Die Rahmenbedingungen, sagte Reiter, müssten besser werden. Er danke dem Unternehmen, dass es dem Standort München die Treue gehalten habe und sich weiterhin dazu bekenne.

Seit Langem ist der Stadtnorden von starkem Verkehr und Staus geplagt, was auch die Zufahrt zum BMW-Standort erschwert. Eine mögliche Linderung, zum Beispiel durch einen S-Bahn-Nordring, ist frühestens in zehn Jahren zu erwarten. Und auch der Tunnel zwischen Schleißheimer Straße und A99 ist noch lange nicht in Sicht – sollte er denn jemals kommen.

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