Block-Vermögen kam durch simple Idee – diese Rolle spielt Tochter Christina | ABC-Z

Berlin. Schon lange vor dem Entführungsdrama um Christina Block machte eine Geschäftsidee ihre Familie berühmt. Wie die Blocks zu ihrem Geld kamen.
Die Silvesternacht 2023/2024 dürfte für Christina Block und ihre Familie einen tiefen Einschnitt bedeutet haben. Damals sollen sechs Männer ihren Ex-Partner Stephan Hensel in Dänemark zusammengeschlagen und zwei der gemeinsamen vier Kinder in Autos gezogen und nach Deutschland gebracht haben. Im Mai erteilte ein dänisches Gericht dem Vater das alleinige Sorgerecht, doch für die 52-jährige Block ist die Geschichte noch nicht vorbei: Ab dem 11. Juli steht sie in Hamburg als Angeklagte vor Gericht.
Die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft wiegen schwer: Sie beschuldigt Block, die Entführung ihrer damals 10 und 13 Jahre alten Kinder in Auftrag gegeben zu haben. Laut Staatsanwaltschaft klebten die Entführer den Kindern den Mund zu und fesselten die Tochter. Neben Christina Block sind sechs weitere Personen in dem Fall angeklagt: Dazu gehören unter anderem ihr Partner, der Moderator Gerhard Delling, und ein 35-jähriger Israeli.
Auch interessant
Der Vorfall in Dänemark war die Spitze der Eskalationen in einem Sorgerechtsstreit, der sich seit Jahren in zwei Ländern abspielt. Hensel, von dem Christina Block seit 2018 geschieden ist, hatte die beiden gemeinsamen Kinder Klara und Theodor im August 2021 nach einem Besuch im dänischen Gravenstein nicht mehr herausgegeben.
Bis heute gibt es immer wieder neue Nachrichten über den öffentlich ausgetragenen Sorgerechtsstreit. Das liegt auch daran, dass Christina Block einer der bekanntesten Unternehmerfamilien Deutschlands entstammt. Lesen Sie hier alles Wissenswerte zu den Blocks.
Familie Block: Von der ersten Block-House-Filiale bis zum Mega-Vermögen
Die Erfolgsgeschichte der Hamburger Geschäftsfamilie Block beginnt mit Eugen Theodor Block und seiner Schwester Marlies Head. Die beiden bauten ab 1968 ein Steakhaus-Imperium auf: Damals eröffnete die erste Block House-Filiale im Hamburger Stadtteil Winterhude. Eugen Block, geboren 1940 bei Oldenburg, hatte zuvor in London, New York und Paris in der Gastronomie gearbeitet und wollte das Steak damals nach Deutschland bringen.
Und es klappte: Mittlerweile gibt es mehr als 50 Filialen an unterschiedlichen europäischen Standorten, allein elf davon in Spanien. Doch die Blocks entwickelten ihr Geschäft weiter und eroberten zusätzliche Zweige. Eine Auswahl: Die Burger-Kette Jim Block eröffnete 1973 und verkauft heute an elf Standorten. Über die Marke Block House vertreiben die Blocks Produkte wie Dressing oder Fleischgewürze im Einzel- sowie Großhandel. Und in Hamburg besitzt sie sowohl das Brauhaus Blockbräu als auch das Fünf-Sterne-Hotel Grand Elysée, in dem die Polizei im Rahmen des Sorgerechtsstreits im vergangenen Mai eine Razzia durchgeführt hat.

Eugen Block gründete das Imperium einst mit seiner Schwester.
© A.Laible | Andreas Laible
Die Block-Gruppe wuchs über die Jahrzehnte zu einer der wichtigsten deutschen Unternehmensgruppen im Gastronomiebereich an. Offiziellen Angaben zufolge zählt die Block-Gruppe heute 68 Restaurants und drei Hotels, mit insgesamt rund 2700 Mitarbeitenden. Den Jahresumsatz 2024 bezifferte das Management in einer Pressemitteilung mit rund 500 Millionen Euro – 1999 war der Konzern umgerechnet 153 Millionen Euro schwer. Davon profitiert auch die Block-Familie: Das „Manager Magazin“ schätzte Eugen Blocks Privatvermögen 2019 auf 400 Millionen Euro.
Eugen Block und seine drei Kinder: Diese Unternehmenszweige führen sie
Eugen Block ist nicht nur Familienoberhaupt und Vater von Christina Block und ihren beiden Brüdern Dirk und Philipp. Der 84-Jährige gilt als penibler Chef mit Hang zur Kontrolle: In einem „Zeit“-Porträt heißt es, Eugen Block kaufe Mitarbeitenden auch schon mal eine neue Brille, wenn ihm die andere nicht gefalle. Zudem setze er sich dafür ein, dass sie sich gesund ernährten. „Ich bin da Missionar“, habe Block, der bei der Bundestagswahl 2013 aus Protest die AfD gewählt haben will, damals gesagt.
Das Wohl seiner Mitarbeitenden soll Block so wichtig sein, dass er Führungskräfte schnell austauscht, wenn er sie für nicht gut genug hält. Davon bleibt selbst sein eigener Sohn Dirk nicht verschont: Sein Vater entzog ihm das operative Geschäft, nachdem er in der Block-Gruppe kurzzeitig als Geschäftsführer tätig war. Anschließend entschied Eugen Block, dass die Leitung künftig nur noch bei familienexternen Personen liegen dürfe.
Eugen Block, seine drei Kinder und seine 2023 verstorbene Frau Christa Block wurden schließlich Gesellschafter im Beirat des Unternehmens. Die Kinder erhielten 2011 zunächst jeweils acht Prozent der Anteile. „Ich habe das auch gemacht, um den Familienfrieden zu wahren“, sagt Block damals der „Zeit“. Er selbst kündigte jahrzehntelang immer wieder seinen Rücktritt an, schaffte den Absprung aber nie ganz: Erst im Juni erschien sein neues Buch über die Wirtschaftlichkeit der Gastronomie.
Tatsächlich hatte es lange nicht so ausgesehen, als würden Eugen Blocks Kinder ihm in das Familienunternehmen folgen: Dirk führt mehrere Franchise-Unternehmen der Pizzakette L‘Osteria, Philipp wurde erst Kindergärtner und stieg anschließend ebenfalls zeitweise in den Fleischhandel ein, Christina gründete 2001 die Bistrokette Prima Pane. Heute ist sie vielen allerdings eher wegen ihres Privatlebens ein Begriff.
Christina Block aus dem Block-Imperium: Goldener Lebenslauf, düsteres Privatleben
Christina Block wurde 1973 in Hamburg als erstes Kind von Eugen und Christa Block geboren. Sie machte nach ihrem Abitur eine Ausbildung zur Hotelfachfrau im Bayerischen Hof in München, arbeitete in Paris, Atlanta oder Peking. Heute steuert sie als Gesellschafterin die Unternehmensgruppe ihres Vaters und ist Mitglied des Aufsichtsrats.
Doch wie Eugen Block ist auch seine Tochter mehrgleisig unterwegs: Christina Block ist stellvertretende Vorsitzende des Hamburger Tourismusverbands und seit 2016 Repräsentantin des Familienhotels Grand Elysée im Hamburger Nobelviertel Rothenbaum. 2020 unterstützte sie bei der Hamburger Bürgerschaftswahl den CDU-Spitzenkandidaten Marcus Weinberg als dessen Wirtschaftsexpertin.

Eugen Block, Christina Block und deren Partner Gerhard Delling bei einer Veranstaltung.
© Michael Rauhe / FUNKE Foto Services | Michael Rauhe
Die Geschäfte laufen gut für Christina Block, ihr Vater schwärmte in Interviews von ihren Unternehmerqualitäten und ihrem Ehrgeiz. Aber Eugen Block erklärte damals auch: Der Sorgerechtsstreit um Christinas Kinder bereite ihm viel „Herzleid“. Denn so golden der Lebenslauf seiner Tochter auch glänzt – ihr Privatleben wirft einen dunklen Schatten auf ihre Erfolge.
Seit Jahren läuft zwischen Christina Block und ihrem Ex-Mann Stephan Hensel ein Streit um die vier gemeinsamen Kinder. Das einstige Ehepaar hatte sich 1999 kennengelernt, Hensel war kurzzeitig im Block-Unternehmenskosmos tätig. Dann machte er sich selbstständig, 2018 erfolgte die Scheidung. Seither lebt Hensel in Dänemark. 2021 wird Blocks Beziehung zum Sportmoderator Gerhard Delling öffentlich.
Block-Fall vor Gericht: Sorgerechtsstreit eskalierte erstmals 2021
Im selben Jahr entfaltet sich auch das öffentliche Drama in der einstigen Familie. An einem Wochenende im August 2021 behält Hensel die beiden jüngsten Kinder nach einem Besuch bei sich. Die älteste Tochter soll sich freiwillig dafür entschieden haben, beim Vater zu bleiben. Die Zweitälteste blieb bei ihrer Mutter in Deutschland.
Ebenfalls interessant: Sorgerechtsstreit – Was das mit der Psyche von Kindern macht
Was die Kinder wirklich wollen und wer in dem Fall die Wahrheit sagt, wird nun das Gericht überprüfen: Hensel zufolge weigerten sich die beiden jüngeren, zu Christina Block zurückzukehren. Er warf seiner Ex häusliche Gewalt vor, die zog vor Gericht. Das vorläufige Resultat: Auch gegen Hensel läuft in Hamburg ein Verfahren wegen Kindesentziehung.
Über ihren Anwalt bestritt Christina Block den Vorwurf der Gewalt und verwies auf fehlende Beweise. Sie selbst erklärte die Situation unter anderem im „Hamburger Abendblatt“, das wie unsere Redaktion zur FUNKE Mediengruppe gehört. „Ich wollte dieses ganze Drama nicht öffentlich machen, um meine Kinder zu schützen“, sagte sie 2022 in einem Exklusivinterview.
Prozess um Kindesentführung: Christina Block bestreitet Vorwürfe
Sollten sich die Vorwürfe der Hamburger Staatsanwaltschaft bewahrheiten, hätte Block beim Schutz ihrer Kinder keinen besonders guten Job gemacht: Sie wirft der Unternehmerin vor, die Entführung der beiden jüngeren in Auftrag gegeben und die engagierten Männer kostenfrei im Grand Hotel Elysée einquartiert zu haben. Nun ist sie wegen schwerer Entziehung Minderjähriger, gefährlicher Körperverletzung und Freiheitsberaubung angeklagt.
Bis Dezember 2025 hat das Hamburger Landgericht 37 Verhandlungstermine angesetzt. Sollte Block verurteilt werden, droht ihr eine Freiheitsstrafe. Über ihren Anwalt bestreitet sie die Vorwürfe allerdings: Dieser beschrieb Block als „absolut rechtstreue Persönlichkeit“, die „zu keinem Zeitpunkt“ den Auftrag erteilt habe, ihre Kinder zu entführen. Im Gegenteil: In einer Erklärung an die Polizei soll Block ihre Mutter Christa Block für die Entführung verantwortlich gemacht haben. Sie starb ein halbes Jahr vor der Tatnacht.
Ein FUNKE Liebe
Alle zwei Wochen sonntags: Antworten auf Beziehungsfragen – ehrlich, nah und alltagstauglich.
Mit meiner Anmeldung zum Newsletter stimme ich der
Werbevereinbarung
zu.
Auch Gerhard Dellings Anwalt weist die Vorwürfe gegen seinen Mandanten zurück. Was in der Silvesternacht 2023/2024 wirklich passiert ist, wird nun das Gericht klären. Hilfe kommt dabei unter anderem von einer der wichtigsten Protagonistinnen: Laut Medienberichten will die heute 14-jährige Tochter der Blocks vor Gericht erklären, wie sie und ihr Bruder die Nacht damals erlebt haben.