Blitzwahlkampf in Deutschland: Umfragen und Infografiken zur Wahl am 23. Februar 2025 | ABC-Z
Was kommt nach der Ampel?
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19.12.2024, 17:27 Uhr
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Das Ampel-Aus zwingt Deutschland Neuwahlen auf: Mit der Vertrauensfrage stellt Bundeskanzler Olaf Scholz die Weichen für einen vorgezogenen Urnengang – gut ein halbes Jahr vor dem regulären Termin. Wie stehen die Parteien wenige Wochen vor dem Wahltag in den Umfragen da?
Blitzwahlkampf in der Bundesrepublik: Deutschland steuert auf vorgezogene Neuwahlen am 23. Februar 2025 zu. In einer namentlichen Abstimmung im Bundestag verweigerte eine klare Mehrheit der Abgeordneten im Rahmen der Vertrauensfrage Bundeskanzler Olaf Scholz die Unterstützung. Damit ist der Weg frei für Neuwahlen – so wie von Scholz angestrebt.
Der weitere Ablauf ist verfassungsrechtlich genau festgelegt. Als amtierender Bundeskanzler wandte sich Olaf Scholz im Anschluss an die verlorene Vertrauensfrage an den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, um ihn um die Auflösung des Bundestags zu bitten.
Hinweis: Die Infografiken zur Bundestagswahl 2025 basieren auf den jeweils jüngsten Umfragewerten und werden laufend aktualisiert.
Steinmeier – wie Scholz ebenfalls SPD-Politiker – hat nun formell 21 Tage Zeit, um über die Neuwahlen zu entscheiden. Wenn er zustimmt, und damit wird allgemein gerechnet, muss laut Grundgesetz innerhalb von 60 Tagen ein neuer Bundestag gewählt werden. Der 23. Februar steht als Wahltermin bereits fest.
Die Zeit für Vorbereitungen ist knapp, die verkürzte Frist setzt die Parteien unter Druck: Binnen weniger Wochen müssen neben der Organisation von Helfern, den Kandidatenlisten und den Wahlprogrammen auch komplette Wahlkampfstrategien aus dem Boden gestampft werden.
Fünf Parteien treten diesmal mit eigenen Kanzlerkandidaten oder Kanzlerkandidatinnen an: Neben dem amtierenden Kanzler Scholz für die SPD und Oppositionsführer Friedrich Merz von der CDU sind das Vizekanzler und amtierender Wirtschaftsminister Robert Habeck von den Grünen und Alice Weidel für die AfD sowie Sahra Wagenknecht, die für das nach ihr benannte Bündnis (BSW) antritt.
In den jüngsten Umfragen lag die Union mit ihrem Spitzenkandidaten Merz zuletzt deutlich vorn. Knapp zehn Wochen vor dem angestrebten Wahltermin erreichte die CDU zwischen 31 und 33 Prozent der Stimmen. Die Fraktion aus CDU und CSU hat damit gute Aussichten, aus den vorgezogenen Neuwahlen im Frühjahr als neue stärkste Kraft im Bundestag hervorzugehen.
Für eine eigenständige Mehrheit dürfte es auf Basis dieser Umfragewerte jedoch nicht reichen. CDU und CSU müssen sich voraussichtlich nach mindestens einem Koalitionspartner umsehen. CSU-Chef Markus Söder hat ein Zusammengehen mit den Grünen mehrfach ausdrücklich ausgeschlossen. Merz hält sich diese Option jedoch offen. Ein Wechsel von der Ampel zurück zu Schwarz-Rot wäre rechnerisch wohl möglich.
Die Sozialdemokraten bewegen sich in den Umfragen bei 15 bis 18 Prozent. SPD-Spitzenkandidat Scholz setzt offenkundig auf den Kanzler-Bonus und zeigte sich zuletzt überzeugt, dem Ampel-Debakel zum Trotz gestärkt aus den Neuwahlen hervorzugehen. Sollte die SPD tatsächlich mehr als 20 Prozent der Stimmen gewinnen, wäre Rot-Schwarz wohl auch aus Unionssicht denkbar.
Die AfD liegt in Umfragen hinter der Union auf Platz zwei mit Werten zwischen 17 und 19 Prozent. Die rechtspopulistische Partei bewirbt sich mit Alice Weidel erstmals überhaupt um den Kanzlerposten. Aus den guten Umfragewerten leite man einen Regierungsauftrag ab, meinte Weidel.
Ein Einzug Weidels ins Bundeskanzleramt erscheint wenig wahrscheinlich: Für die Rechtsaußenpartei ist kein Koalitionspartner in Sicht. Realistische Chancen aufs Kanzleramt kann sich die AfD nicht ausrechnen.
Dass Deutschland einen grünen Bundeskanzler bekommt, wirkt bisher ebenfalls kaum realistisch. Die Grünen liegen in den Umfragen bisher bei 11 bis 14 Prozent, treten mit Robert Habeck jedoch trotzdem mit einem eigenen Kanzlerkandidaten an.
Habeck sei “Kandidat für die Menschen in Deutschland”, der “das Zeug zu einem guten Bundeskanzler” habe, heißt es von den Grünen. Klar ist, dass der 55-Jährige sich den Posten zutraut. Noch offen ist, mit wem die Grünen eine Regierungsmehrheit finden könnten.
Das erst vor gut einem Jahr formierte Bündnis Sahra Wagenkecht (BSW) kommt in den Umfragen mit 4 bis 8 Prozent bisher nicht über den einstelligen Bereich hinaus. Für die Ex-Linken-Politikern Wagenknecht geht es im Wahlkampf derzeit also um den Einzug in den Bundestag, nicht um das Kanzleramt. Dass Wagenknecht trotzdem entgegen allen politischen Realitäten als “Kanzlerkandidatin” auftritt, begründet BSW-Generalsekretär Christian Leye mit der “aktuellen Kanzlerkandidaten-Inflation”, die auch das BSW “in Zugzwang” bringe.
Die FDP muss um den Wiedereinzug in den Bundestag kämpfen: Nach den Querelen um das Ampel-Aus und die Rolle der Liberalen in den monatelangen Streitigkeiten der gescheiterten Dreierkoalition mit SPD und Grünen ringt die Partei um Rückhalt unter den Wählern. Spitzenkandidat der FDP ist der im Herbst als Bundesfinanzminister entlassene Parteichef Christian Lindner. In den Umfragen bewegen sich die Liberalen mit bundesweit 4 bis 5 Prozent nah an der Fünf-Prozent-Hürde.
Die Zahl der Wahlberechtigten wird bei dem Urnengang am 23. Februar laut amtlicher Schätzung unter dem Niveau von 2021 liegen. Aufgerufen zur Wahl sind voraussichtlich rund 59,2 Millionen Menschen, wie es beim Statistischen Bundesamt heißt. Den Berechnungen der Wiesbadener Behörde zufolge umfasst die Gesamtzahl 30,6 Millionen Frauen und 28,6 Millionen Männer. Bei der zurückliegenden Bundestagswahl 2021 waren es rund 61,2 Millionen wahlberechtigte Personen.
Knapp vier Prozent der potenziellen Wähler dürfen am 23. Februar aufgrund ihres Alters zum ersten Mal bei der Bundestagswahl ihre Stimme abgeben. Die Zahl der möglichen Erstwähler liegt laut Bundesamt bei etwa 2,3 Millionen. Die höheren Altersgruppen sind deutlich in der Überzahl: Mehr als ein Fünftel der Wahlberechtigten ist der amtlichen Statistik zufolge 70 Jahre oder älter.