Die Börsen im freien Fall: Finanzexperte in München rät zu ganz bestimmtem Geldanlage-Mix | ABC-Z

München – ETFs sind für viele Fachleute die wichtigste und meistversprechende Art, fürs Alter vorzusorgen. Doch Trumps Zoll-Furor bringt nicht nur die Börsen weltweit zum Beben, sondern lässt auch den kleinen Anleger ratlos zurück. Gelten zumindest in Finanzdingen die alten Weisheiten noch?
Ist der MSCI World noch zu empfehlen? ETFs auf den MSCI World gelten als sichere Bank bei der Geldanlage. Der Index bildet große und mittelgroße Unternehmen aus 23 Industrieländern ab. Allerdings bilden Konzerne aus den USA einen großen Schwerpunkt: Zu den Top Ten der vertretenen Firmen gehören Apple, Nvidia, Amazon, Meta und Elon Musks Tesla.
ETF-Anlegertipps von Münchner Experten: “Nach wie vor ein solider Baustein”
Börsen-Experte Ulrich Müller rät der AZ gegenüber zu Gelassenheit: “Der MSCI World bleibt ein gutes Basisinvestment, auch mit seinem US-Schwerpunkt. Für langfristig denkende Anleger ist das nach wie vor ein solider Baustein.”
Auch Marco Herrmann, Geschäftsführer des Münchner Vermögensverwalters Fiduka, sagt der AZ: “Von der Idee her ist ein ETF auf den MSCI World Index ein ausgezeichnetes Anlagevehikel, um seine Anlage international zu streuen – gemäß dem bekannten Sprichwort: ,Wer streut, rutscht nicht aus’.”

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Soll ich trotzdem auch auf andere Komponenten setzen? Tatsächlich gibt es laut Herrmann eine Einschränkung: “Die starke Outperformance der US-amerikanischen Aktienmärkte seit 2009 hat allerdings nicht nur den US-Anteil von rund 50 Prozent auf knapp 70 Prozent ansteigen lassen, sondern gleichzeitig auch die Abhängigkeit von wenigen, aber sehr großen US-Technologiekonzernen erhöht. Die gewünschte Streuung wird dadurch nicht mehr optimal erreicht.”
Das sei nicht per se schlecht, meint der Experte, man könne aber “dennoch über Anpassungen im Depot nachdenken, um die Streuung wieder zu verbessern”. Anleger sollten nicht allein auf den bekannten Index setzen, das ist auch der Rat von Ulrich Müller: “Wie bisher auch empfehle ich, den MSCI World mit anderen Komponenten zu ergänzen – besonders Emerging Markets sind eine sinnvolle Beimischung, um breiter aufgestellt zu sein.”
Wie verteile ich eine Anlagesumme von 10.000 Euro am besten?
Dies sind die Schwellenländer, die noch keine Industrieländer sind, aber ein recht großes Wachstum verzeichnen. Viele dieser Länder befinden sich in Asien, neben China etwa auch Indonesien und Thailand.
Ich habe 10.000 Euro, die ich anlegen kann. Sollte ich sie auf verschiedene ETFs verteilen? “Ja, es kann durchaus Sinn machen, das Geld auf verschiedene ETFs zu verteilen. So können Sie Ihr Risiko besser streuen”, rät Ulrich Müller, der auch Gründer und Geschäftsführer der gleichnamigen Wealth Academy in Halstenbek bei Hamburg ist. “Die genaue Aufteilung hängt natürlich davon ab, wie risikofreudig Sie sind und welchen Anlagehorizont Sie haben.”

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Sind etwa ETFs auf den MSCI All Countries World oder den MSCI Europe die bessere Wahl, wenn man jetzt kaufen will? “Vom MSCI World auf den All Countries World zu wechseln, bringt kaum Vorteile”, sagt der Münchner Experte Herrmann. “Es kommen zwar Aktien aus den Schwellenländern dazu, die hohe Gewichtung der US-Aktien verringert sich dadurch aber nur geringfügig. Besser wäre ein Mix aus ETFs auf den S&P 500 Index, MSCI Europa (oder Stoxx 600) und MSCI Emerging Markets.”
Schwellenländer über 30 Prozent – das beeinträchtigt die Stabilität
Wie sollte der ideale Mix aussehen? “Eine Daumenregel für den richtigen Mix gibt es nicht”, sagt Marco Herrmann. “Die Gewichtung nach Höhe der Wirtschaftskraft – dem BIP – würde den US-Anteil auf unter 30 Prozent absenken und dafür die Schwellenländer auf über 30 Prozent anheben. Die höheren Risiken an den Schwellenländerbörsen – politische Risiken, Währungsrisiken, geringere Transparenz bei der Unternehmensberichterstattung – würden aber die Stabilität des Portfolios beeinträchtigen.”
Der persönliche Rat des Fiduka-Geschäftsführers: eine Gewichtung von 45/45/10 – “das ist aber eine individuelle Entscheidung und abhängig von der eigenen Weltsicht”. Generell sollten Anleger auch in aufgeregten Zeiten lieber abwarten, ist Müllers Empfehlung. “Grundsätzlich sollte man als Anleger immer das Ziel haben, langfristig zu profitieren – kurzfristige Schwankungen sollten einen nicht aus der Ruhe bringen.”