Segeln auf Genfer See: Team Germany gewinnt erstmals ein Event der SailGP | ABC-Z

Am Ende des Tages durfte die Champagnerdusche selbstredend nicht fehlen. Jubelnd und strahlend – und auch fast ein wenig überfordert –, so stand das deutsche SailGP-Team um Kapitän Erik Kosegarten-Heil am späten Sonntagnachmittag auf dem Siegerpodest am Genfer See und hielt die Siegertrophäe in Form eines etwas überdimensionierten Steuerrads in die Höhe. „Das ist überwältigend, auch ein bisschen schockierend, aber cool“, sagte Kosegarten-Heil nach dem ersten Event-Sieg einer deutschen Crew seit der Einführung der schnellsten Liga des Segelsports überhaupt.
„Das Team hat so lange und so hart für diesen Erfolg gearbeitet. Es ist wirklich, wirklich schön!“, erklärte der 36 Jahre alte Kosegarten-Heil nach dem Coup im Finale, als der Steuermann und seine Crew bei extrem leichten Winden die Nerven und den Überblick behielten und das australische Team um Skipper Tom Slingsby und die Schweizer mit Sébastien Schneiter als Steuermann mit einem Start-Ziel-Sieg auf die Plätze zwei und drei verwiesen.
„Wir werden immer besser, genau das treibt uns an“
Bereits in den Rennen zuvor hatte sich die deutsche Crew auf ihrem F50-Katamaran immer besser an die schwierigen Bedingungen auf dem Genfer See angepasst: Ohne viele Chancen, das Boot – das bei gutem Wind mit bis zu 50 Knoten (etwa 100 Kilometer pro Stunde) über das Wasser fliegen kann – auf die tragflächenähnlichen Foils zu heben und so Geschwindigkeit aufzubauen, setzte das deutsche Team die Konkurrenz immer mehr unter Druck und erreichte nach einem neunten, einem siebten und einem fünften Platz in den Samstagsrennen sowie einem dritten und einem ersten Platz am Sonntag schließlich das Finale der drei besten Crews.
Die SailGP-Serie wird von Fans und Experten auch als „Formel 1 auf dem Wasser“ bezeichnet: Zwölf Segelteams kämpfen in den spektakulären und jeweils nur etwa eine Viertelstunde langen Rennen auf einem nah am Ufer gelegenen Kurs gegeneinander um die beste Position. Weil die F50-Katamarane allesamt baugleich sind, gewinnt das Segelteam mit der besten Taktik und der besten seglerischen Performance. Insgesamt gibt es pro Saison zwölf Rennwochenenden auf der ganzen Welt.
Für Erik Kosegarten-Heil als Sport-Teamchef sowie für die beiden Eigentümer Thomas Riedel und Sebastian Vettel ist der Sieg bei der SailGP-Premiere auf einem Süßwassersee eine Genugtuung. Mehr als zwei Jahre nach dem Einstieg des deutschen Teams in die Rennserie hatte die Crew vor allem in dieser Saison zunächst sehr viele Rückschläge einstecken müssen und fand sich nach dem von Strafpunkten gespickten Event in Sydney zum Jahresbeginn zunächst mit zahlreichen Minuspunkten auf dem Konto auf dem letzten von zwölf Plätzen in der Gesamtwertung wieder.
Merklich aufwärts ging es erst beim Heim-Event im August in Sassnitz vor der Insel Rügen, als die deutsche Crew den fünften Platz erkämpfte und Anfang September vor Saint-Tropez sich nochmals auf Rang vier verbesserte. „All diese Ergebnisse sind Teil unserer Reise“, sagte Kosegarten-Heil nun nach dem historischen Sieg in der Schweiz. „Manchmal läuft es gut für uns, manchmal für die anderen. Aber wir werden immer besser, genau das treibt uns an.“

In der Gesamtwertung rückt das deutsche Team durch den Erfolg in der Schweiz auf den neunten Platz vor. Zwei Events vor Ende der fünften SailGP-Saison führt Australien vor Großbritannien und Neuseeland. Nach dem vorletzten Event am 3. und 4. Oktober in Cádiz findet das Finale der mit 12,8 Millionen US-Dollar (etwa 10,9 Millionen Euro) dotierten Serie am 29. und 30. November in Abu Dhabi statt.





















