Meinungen

Bild und der Ententanz | Dein Lese-Letter zur Wochenmitte von Medieninsider | ABC-Z

Schön, dass du dabei bist! Was dich in dieser Woche unter anderem im Lese-Letter erwartet:

Fake News im Namen von Bild – wie Springers Boulevardtitel um seine Enten tanzt (direkt zum Artikel)

► Wechsel an der Spitze der Berliner Zeitung – welcher alte Bekannte auf Chefredakteur Tomasz Kurianowicz folgt (direkt zum Artikel)

► Zweite Wahl an erster Stelle – die Herausforderungen des neuen NDR-Intendanten Hendrik Lünenborg (direkt zum Artikel)

► Öffentlich-rechtliches Politikum: ARD-aktuell-Chefredakteur Marcus Bornheim betont im Interview die Bedeutung von Tagesschau24 (direkt zum Artikel)

► Erstmals offengelegt: Das streicht der Dirigent des MDR-Orchesters ein (direkt zum Artikel)

► Bewegung in der Paid-Content-IVW: Kevin Dusch hat die Zahlen zum digitalen Bezahlgeschäft analysiert (direkt zum Artikel)

► Das System der VG Wort: Das müssen Autoren über das Zusatzgeschäft durch Tantiemen wissen (direkt zum Artikel)

► Soziale Netzwerke als Negativbeispiel: Alexandra Borchardt erklärt, was sich Medien besser nicht hätten abschauen sollen (direkt zum Artikel)

► KI – aber sinnvoll: Im Seminar mit Marcus Schwarze lernst du, wie dir die Technologie bei der Recherche helfen kann (zu den Events)

Bild und der Ententanz

So eine Sommerpause kommt manchmal wirklich gelegen. Vor allem, wenn Dinge dadurch in Vergessenheit geraten. Daher sei frisch nach der Ferienzeit noch einmal an einen ziemlich brisanten Fake-Fail von Bild erinnert – und an die Frage, wie es eigentlich um die so genannte Aufarbeitung steht.

Am 5. August verkündete Bild einen zuvor „exklusiv“ recherchierten Artikel „vorläufig“ zurückzuziehen. Ein Gau. Vor allem in diesem Fall. Denn die Redaktion wollte nichts geringeres gefunden haben, als Textnachrichten einer angeblichen Tochter von Russlands Präsident Wladimir Putin, in denen sie sich vernichtend über ihren Vater äußert.

Es dauerte nicht lange, bis es an diesem sensationellen Fund erhebliche Zweifel gab. Nur war die Geschichte bis dahin – im wahrsten Sinne des Wortes – in der Welt. Nicht nur deutsche Medien, sondern auch internationale wie die New York Post, die britische Times oder auch indische Portale schrieben die Meldung (blind) ab.

Normalerweise wäre klar, dass ein solch journalistischer Fehltritt nicht ohne Aufarbeitung bleiben darf – immerhin geht es hier auch ums internationale Renommee. Nur ist knapp einen Monat später noch immer vollkommen unklar, wie es bei Bild zur Veröffentlichung kam – und wie es nun um die vermeintliche Tochter und die Echtheit der Nachrichten steht. Womöglich, weil es schließlich nur noch mehr Zweifel daran gab, einem Fake aufgesessen zu sein.

Diesen Eindruck vermittelte zumindest ein Artikel, den Bild zwei Tage nach dem Rückzug des Artikels veröffentlichte und mit dem man den Ansatz einer Aufklärung suggerierte. In einem „Update zur Berichterstattung über Putins mutmaßliche Tochter“ dokumentierte die Redaktion Recherchen, die sie hätte vor der Veröffentlichung anstrengen sollen und Zweifel an der Echtheit der Nachrichten und des aufgespürten Social-Media-Accounts der vermeintlichen Putin-Tochter erhärteten. In der Zwischenbilanz der Aufarbeitung konnte sich Bild lediglich daran klammern:

„Es lässt sich zum jetzigen Stand nicht mit hundertprozentiger Sicherheit ausschließen, dass der Account doch direkt mit Luiza Rozova verbunden ist.“

Mit anderen Worten: Alles spricht dagegen, dass der Account echt ist. Aber wer weißt das schon mit absoluter Sicherheit? Selbst wenn sich die Informationen am Ende doch noch als Wahrheit entpuppen sollten: Zu einer Berichterstattung hätte es nach damaligem Recherchestand niemals kommen dürfen. Zu diesem Zwischenfazit ist Bild einen Monat später noch nicht gekommen. Überhaupt hat die Chefredaktion um Marion Horn nichts weiteres in dieser Causa nachgelegt. Nach Anfrage von Medieninsider ergänzte die Redaktion am Ende des Artikels lediglich den „Transparenzhinweis“:

„Liebe Leser! Die Recherche in dieser Sache dauert weiter an. Über neue Erkenntnisse werden wir Sie an dieser Stelle informieren.

Ihre Redaktion, Berlin, den 01.09.2025“

Was in der Zwischenzeit bleibt, ist die Frage nach Konsequenzen. Oft genug hat Horn in den verganenen Monat angekündigt, Maßnahmen zu ergreifen, um das Risiko derartiger journalistischer Fehlleistungen zu minimieren. Bekannt gemacht hat sie keine. Auch an persönliche Konsequenzen scheint niemand zu denken. Zur Wahrheit gehört aber auch: Keiner der Bild-Chefredakteure musste in den vergangenen Jahren seinen Posten räumen, weil es zu üblen journalistischen Fehltritten kam, wie unsere kleine Übersicht zeigt:

Seminar: Als Medienprofi selbst souverän vor Mikrofon und Kamera stehen

Überzeugende Antworten geben, klare Botschaften setzen und mit kritischen Fragen umgehen – das übst du in diesem kompakten, zweistündigen Seminar mit praktischen Übungen zu deinen eigenen Themen. Für Journalisten, die auch PR machen oder als Expertinnen gefragt sind. Für Seitenwechsler und Seiteneinsteiger. Für Verlagsmitarbeitende und alle, die üben wollen, wie es ist, Fragen gestellt zu bekommen.

Was dich in zwei Stunden im Remote-Seminar erwartet:
► Praktische Übungen mit deinen Themen.
► Sidekick Krise: Wie reagierst du richtig auf fiese Fragen?
► Sidekick TV/Radio: Besonderheiten vor Mikrofon und Kamera

Referentin ist Claudia Bender, erfahrene Fernsehjournalistin und Medientrainerin, die seit vielen Jahren mit Führungskräften, Journalisten und Institutionen arbeitet. Sie war sechs Jahre Chefin vom Dienst der ARD-Talkshow Sabine Christiansen und hat von 1994 bis 2000 in den Nachrichtenredaktionen und Parlamentsbüros von ProSieben und Sat.1 sowie für Magazinsendungen des WDR gearbeitet.

Keine Vorerfahrung nötig – bring nur zwei Themen mit, über die du sprechen willst.

Zählmarken, METIS, Meldefristen – kompliziert, aber lohnend: Die VG Wort sorgt dafür, dass du Geld für deine Texte bekommst. Im Seminar mit Kevin Dusch erfährst du, wie du ohne viel Aufwand an deine Tantiemen kommst, wie hoch die Ausschüttungen sind und wann sie fließen – inklusive Live-Demo der wichtigsten Onlinetools.

► Basics: Was genau macht die VG Wort und woher kommt ihr Geld?
► Ausschüttungen: Wer bekommt wann wie viel Geld?
► Live-Demo: Print- und Onlinetexte richtig melden in den Onlinetools der VG Wort.

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