Würmtal: Lehrerin sammelt Spenden für Schule in Sansibar – Landkreis München | ABC-Z

Es ist eine Erfolgsgeschichte: Seit fast drei Jahren organisiert die 27-jährige Sarah Roth zusammen mit ihrer Mutter Annette Roth – einer Tochter des früheren Planegger Bürgermeisters Walter Roth – Spenden für eine Schule in einer der ärmsten Regionen der Welt: der Inselgruppe Sansibar, die zum afrikanischen Tansania gehört. 250 Dollar im Jahr verdienen die 1,9 Millionen Einwohner dort im Schnitt, viele Kinder gehen gar nicht erst in eine Schule, weil sie irgendwie zum kargen Einkommen der Familien beitragen müssen.
Sarah Roth, ihre Mutter Annette und einige Helfer waren bereits dreimal in dem tropischen Land und besuchten „ihre“ St. Monica School in Stone Town, brachten Unmengen an Schulmaterial mit, organisierten Möbel. Für die Lehrerin einer Schule in Germering ist das Engagement für die Schule mehr als ein Herzensanliegen: „Ich wollte immer etwas Soziales in Afrika machen“, erzählt die junge Frau aus Krailling und nach einem wochenlangen Besuch auf der Insel stand ihr Entschluss fest: „Es war dramatisch: kein Lehrmaterial, kein Lehrplan, nur Kreide und eine Tafel.“
Dafür aber umso mehr Begeisterung beim Lernen der Kinder. Mutter Annette Roth und Tochter beschlossen, die Schule dauerhaft zu unterstützen und dabei zu helfen, die maroden Unterkünfte zu sanieren. Die Spenden aus Deutschland halfen mit, die drei Schulgebäude einigermaßen herzurichten, immerhin gibt es jetzt moderne Toiletten und Möbel. Die Liste der gespendeten Gebrauchsgegenstände ist lang: Schulmaterial in jeder Form, unter anderem 48 Bänke und Tische, 159 Federmäppchen, Spielzeug in großer Anzahl. Beim nächsten Besuch gibt’s Zahnbürsten und Zahnpasta für die 170 Schulmädchen und Buben und die 70 Kindergartenkinder, dazu einen Kurs über Zahnpflege.
Spenden kamen vor allem aus dem Würmtal, etwa von der Familie Lamama, die die Planegger Schulmensa im Familienzentrum versorgt. 2000 Euro vom Weihnachtsbasar der Lochhamer Kirche St. Johannes, Eltern der Planegger Grundschule spendeten 500 Euro. Ein stattlicher Betrag kam auch aus einer Schule in Germering. Privatleute aus Planegg, Neuried, Gräfelfing und Krailling spendeten, eine Apotheke aus Lochham gehört dazu und auch der Planegger Gemeinderat Peter von Schall-Riaucour. Ganz besonders freut sich Annette Roth über die 5000-Dollar-Spende einer Schweizerin, die sie zufällig kennengelernt hat. Doch die Hilfe beschränkt sich nicht nur auf Geld und materielle Dinge. Vor einigen Monaten hat ein aus Deutschland organisierter Kardiologe die Kinder untersucht, denn die ärztliche Versorgung in dem afrikanischen Land ist schlecht.
Sarah Roth, die junge Lehrerin, musste bei ihren Besuchen auch erleben, dass die Erziehungsmethoden dort nicht gerade den europäischen Werten entsprechen. „Kinder werden oft geschlagen, da geht es nicht so liebevoll zu wie bei uns.“ Darüber führt sie Gespräche mit den Lehrern und dem Direktor, mit einer jungen Lehrerin hat sie Freundschaft geschlossen. Geplant sind Partnerschaften mit Würmtaler Schulen, es gibt schon etliche Brieffreundschaften zwischen dem Würmtal und Sansibar: „Diese Kinder“, sagt Sarah, „sind schon mit einem Minimum glücklich, ganz anders als bei uns. Diesen Kindern ist auch bewusst, wie wichtig Bildung ist“.
Doch es gibt auch Probleme, bei denen die Helferinnen aus dem Würmtal an ihre Grenzen stoßen. Im Frühsommer vorigen Jahres war der Monsun heftiger als sonst. Die Wassermassen zerstörten Teile des Daches an einem der drei Schulgebäuden. Durch Spenden sollte das Dach repariert werden. „Doch dann kam die Hiobsbotschaft“, sagt Annette Roth: „Das Haus sei nicht mehr sanierbar, hieß es in einem Gutachten. 90 000 Dollar sollte ein neues Gebäude kosten, später wurde auf 60 000 Dollar reduziert.“ Gleichzeitig hieß es, auf dem Schulgelände habe früher ein Sklavenmarkt stattgefunden – es steht damit unter Denkmalschutz. „Das Geld können wir wohl nicht aufbringen“, sagt Roth. Der Unterricht findet zurzeit teilweise im Freien statt – bis zum nächsten Monsun. Annette Roth hat sich die Lage angesehen und Gespräche geführt. Aufgeben will man auf gar keinen Fall.
Mit der Schülerhilfe Sansibar aus Göttingen will man wenigstens ein Klassenzimmer errichten
Unterstützung kam nun aus einer ganz anderen Ecke: In Göttingen gibt es, wie Annette Roth zufällig herausgefunden hat, eine „Schülerhilfe Sansibar“. Dort kümmern sich Helga Wiedecke und ihr Mann Mo, ein Einheimischer aus Sansibar, seit Jahren – und im Gegensatz zu den Würmtalern können sie als Verein auch Spendenquittungen ausstellen. Im kommenden April will man zusammen nach Stone Town fliegen. „Die Leute in der Diözese der dortigen anglikanischen Kirche sollen sagen, wie es weitergehen kann“, sagt Sarah Roth.
Ihnen schwebt im Moment vor, ein einzelnes Klassenzimmer zu bauen, dazu benötigen sie aber die Genehmigung der Behörden und die Unterstützung der Kirche. „Wir machen Besuche auf eigene Faust“, sagen Mutter und Tochter Roth. Dass der Göttinger Mo Wiedecke das Land und die Landessprache kennt, wird weiterhelfen, hoffen sie. „Wir machen auf alle Fälle weiter“, sagen die Würmtaler. Zur Not wollen sie ein Grundstück in der Nähe kaufen. „Bildung ist die mächtigste Waffe, um die Welt zu verändern – dieser Satz von Nelson Mandela ist unsere Devise“, sagt Annette Roth.