Wie Frauen Männer unbewusst beeinflussen | ABC-Z

Berlin. Fruchtbare Frauen riechen nicht nur besser – ihr Duft senkt bei Männern sogar den Stress, zeigt eine neue Studie aus Tokio.
Schon länger wissen wir: Der weibliche Körpergeruch verändert sich im Laufe des Menstruationszyklus – und Männer reagieren darauf. Besonders rund um den Eisprung scheinen Frauen auf olfaktorischer Ebene „attraktiver“ zu wirken. Biologen und Psychologen haben immer wieder Hinweise darauf gefunden, dass Männer – unbewusst – Gerüche fruchtbarer Frauen bevorzugen. Doch wie tiefgreifend dieser Effekt tatsächlich ist, war bisher unklar.
Forscher der Universität Tokio sind dieser Frage nun genauer nachgegangen. In ihrer aktuellen Studie, veröffentlicht im Fachjournal „iScience“, zeigen sie: Die Wirkung geht über bloße Wahrnehmung hinaus. Der Geruch von Frauen in der Zeit um den Eisprung kann sogar die Stimmung von Männern beeinflussen.
Duftstoffe beim Eisprung: Was Frauen in der fruchtbaren Phase aussenden
Das Team um Professor Kazushige Touhara untersuchte Schweißproben von 21 Frauen in verschiedenen Phasen ihres Zyklus. Besonders interessierten sie sich für die Geruchskomponenten, die in den Achseln produziert werden – eine Region, die für die Produktion von Duftstoffen, auch Pheromonen genannt, besonders aktiv ist.
Während der fruchtbaren Tage fanden die Wissenschaftler eine erhöhte Konzentration von drei chemischen Verbindungen:
- Geranylaceton
- Myristinsäure
- Palmitoleinsäure
Die Stoffe wurden isoliert und in einem neutralen Träger gelöst – dann ließ man männliche Probanden daran riechen. Eine Kontrollgruppe erhielt denselben Trägerstoff, jedoch ohne die Duftkomponenten.
Wirkung auf Männer: Attraktivität und Stressreduktion durch Gerüche
Das Ergebnis war überraschend deutlich: Die Männer bewerteten die Duftproben aus der fruchtbaren Phase nicht nur als angenehmer als jene der Kontrollgruppe, die nur den neutralen Trägerstoff roch. Sie fanden gleichzeitig Fotos von Frauen attraktiver, die sie während der Duftwahrnehmung zu sehen bekamen – obwohl die Bilder in allen Tests identisch waren.
Noch interessanter aber war der physiologische Effekt. Speichelproben der männlichen Teilnehmer zeigten eine messbare Reduktion des Enzyms a-Amylase – ein Marker, der mit akuter Stressreaktion im Körper in Verbindung steht. Der Duft von fruchtbaren Frauen, so die Interpretation der Forscher, könnte also beruhigend wirken – ohne dass Männer diesen Effekt bewusst wahrnehmen.
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Stressreduktion durch Gerüche: Ein biologischer Mechanismus?
Die Forschenden sprechen von einer subtilen emotionalen Wirkung, die bestimmte weibliche Duftstoffe entfalten können. Eine Art evolutionärer Kurzschluss: Der Körper erkennt – möglicherweise instinktiv – die Fruchtbarkeit einer Frau und reagiert mit einem Entspannungsimpuls.
Ob sich dieser Effekt langfristig auf Verhalten oder Beziehungen auswirkt, konnte die Studie nicht klären. Sie beschränkt sich auf kurzfristige, messbare Reaktionen. Doch das Potenzial ist da: Wenn Gerüche unsere Stimmung und Wahrnehmung beeinflussen, könnten sie auch eine Rolle im sozialen Miteinander spielen – insbesondere bei unbewusster Partnerwahl.
Einfluss von Genetik und Kultur auf die Wahrnehmung von Körpergeruch
Allerdings weist das Forschungsteam auch auf Grenzen hin. Der individuelle Körpergeruch wird nicht nur vom Zyklus, sondern auch von genetischen Faktoren beeinflusst – etwa durch bestimmte Enzymvarianten, die die Zusammensetzung der Hautflora verändern. Zudem ist die Wahrnehmung von Gerüchen kulturell geprägt: Was in einem Land als angenehm empfunden wird, kann anderswo abstoßend wirken.
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Deshalb plädiert das Team aus Tokio für weiterführende Forschung: Auch außerhalb Japans sollten ähnliche Studien durchgeführt werden, um den kulturellen Kontext zu berücksichtigen – und herauszufinden, ob die Wirkung universell ist oder regional variiert.
mit dpa