Bestseller von Thomas Straker: Kochen wie der Küchenpunk | ABC-Z

Ein bisschen erinnert er an Billie Joe Armstrong. Wie er da mit seinen strubbeligen, blond gefärbten Haaren am Tisch sitzt, den Kopf schräg auf die rechte Hand stützt und ernst, aber mit einer gewissen jungenhaften Keckheit in die Kamera blickt. Ja, so wie auf dem Schwarz-Weiß-Cover seines Bestsellers sieht Thomas Straker dem Sänger der amerikanischen Punkrock-Band Green Day wirklich erstaunlich ähnlich.
Und den jungen britischen Koch verbindet tatsächlich mehr als nur das Äußere mit dem amerikanischen Rockmusiker: Er hat nicht nur mehr als zweieinhalb Millionen Follower auf Tiktok und Instagram und inzwischen einen geradezu legendären Superstar-Status. Straker mischt seine Branche mit unkonventionellen Ideen und Provokationen dermaßen auf, dass jeder ordentliche Punkrocker wie Armstrong vor Neid nur erblassen kann.
Seine Mischung aus schlagzeilenträchtigen Mätzchen und Skandälchen und einer genial unkomplizierten und auf das Wesentliche reduzierten Rock-’n’-Roll-Küche haben den Mittdreißiger zum internationalen Social-Media-Phänomen und sein Restaurant „Straker’s“ im Londoner Szenestadtteil Notting Hill zu einem der gefeiertesten Lokale Englands gemacht. Die britische Schauspiel- und Musikprominenz geht bei ihm ein und aus, der Hype ist sagenhaft.
Die Initialzündung für Strakers Internetberühmtheit war seine alle aktuellen Ernährungstrends ignorierende Vorliebe für Butter und seine „All Things Butter“-Serie, in der er seine Lieblingszutat in 50 unterschiedlichen Kräuter- und Würzbutter-Rezepten ausgiebig feierte. Und so spielen Buttermischungen natürlich in seinem Kochbuch „Food you want to eat“, das jetzt bei Callwey unter dem deutschen Titel „Rezepte, die du lieben wirst“ erschienen ist, ebenfalls eine prominente Rolle.
Im ersten von zehn Kapiteln schreibt er den wunderbaren Satz „In meiner Küche ist überall Butter drin“ und stellt dann neun seiner Klassiker von der Sardellen-Butter über die Algen-Butter bis zur Knochenmark-Butter vor. Die Zubereitung ist kurz, aber präzise beschrieben – und tatsächlich ein Kinderspiel, wenn man die passenden Komponenten in entsprechender Qualität besorgt hat.
Nicht anders verhält es sich in den folgenden Kapiteln zu Brot, Salat, Suppe, Pasta, Fisch, Fleisch, Soßen, Gemüse und Dessert: hochwertige Zutaten, gute Beschreibung, unkomplizierte Zubereitung – ob es nun etwas so Simples wie Pan con Tomate, Gazpacho oder Quetschkartoffeln ist oder ein richtiges Gericht wie beispielsweise Strakers Minestrone, sein Radicchio-Salat mit Pecorino, Clementine und Walnuss, der Kabeljau mit Tomaten, Paprika und Zitronen-Mayonnaise oder die Schweinekoteletts mit Pflaumen. Strakers Fangemeinde liebt seine unprätentiöse, manchmal fast burschikose Art des Kochens – und es ist tatsächlich schwer, sich dem Charme seiner Freude am Kombinieren und Abwandeln zu entziehen.
Einziger ärgerlicher Missgriff der deutschen Fassung seines Buches ist die „Krabbe“, die der Autor als Butter, auf Fladenbrot, als Salat und mit Tagliolini zubereitet. Es handelt sich in den Rezepten nämlich keineswegs um Krabben, sondern um Krebsfleisch, das in Großbritannien „crab“ genannt wird und viel weiter verbreitet und beliebter ist als hierzulande. Spätestens bei dem doppelseitigen Einschub „Wie man Krabben kocht“ hätte dem Übersetzer angesichts der Fotos ein Licht aufgehen müssen. Aber es scheint leider auch sonst niemandem im Verlag aufgefallen zu sein.
Zu empfehlen ist Strakers „Krabbensalat“ mit Zitronenmayonnaise, Tomaten und Basilikum trotzdem – so wie das gesamte, so wunderbar nonchalante Werk des Enfant terrible der britischen Küche. Um Strakers Rezepte zu lieben, muss man seine ausgeprägte Butter-Leidenschaft nicht teilen – eine gewisse Butter-Affinität dürfte aber durchaus hilfreich sein.
Rezepte die du lieben wirstThomas Straker, Callwey-Verlag, München 2025,272 Seiten, 29,95 Euro.