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Besteht das neue System den Härtetest? | ABC-Z

Manchmal ist der Blick auf ein bevorstehendes Fußballspiel von der Vergangenheit geprägt. Von Erfolgen, Triumphen und auch besonderen Duellen. So gesehen gilt die Vorrunden-Begegnung zwischen dem FC Bayern und Paris St. Germain an diesem Mittwoch (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Champions League und bei Prime Video) in der Champions League als Treffen europäischer Spitzenklasse.

Denn beide gehören dem Klub der Besten an, das sind jene Mannschaften, die es meistens ins Viertelfinale der Königsklasse schaffen, öfters mal ins Halbfinale und manchmal sogar ins Finale. Aber aktuell ist es eher ein Duell der Champions-League-Sorgenkinder.

In der in dieser Saison im neuen Modus ausgetragenen Vorrunde ist vieles ein bisschen anders. Kleinere Klubs sind weit vorne, ein paar der Großen wie Real Madrid oder der FC Bayern müssen dagegen nach vier Spieltagen um die direkte Qualifikations fürs Achtelfinale bangen, weil sie nur Mittelmaß sind. PSG ist nicht einmal das, denn mit nur vier Punkten belegen die Franzosen derzeit den 25. Platz, der das Aus nach der Vorrunde bedeuten würde.

Keine weiteren Ausrutscher erlaubt

Aber das ist nur eine Momentaufnahme und hat mit den tatsächlichen Kräfteverhältnissen nur wenig zu tun. Stade Brest ist in der französische Liga im unteren Mittelfeld zu finden, knapp 20 Punkte hinter PSG, in der Champions League ist der Klub aus der Bretagne derzeit Vierter.

Damit am Ende wieder alles so ist wie immer und die Etablierten unter sich bleiben, dürfen sich Paris und Bayern aber keine Ausrutscher mehr erlauben, und allein deshalb verspricht die Partie am Mittwoch ein spannendes Duell zu werden. Dazu kommt, dass das Prunkstück der beiden Klubs in der Liga die Offensive ist. Paris hat in zwölf Spielen 36 Tore erzielt, so viele wie die Bayern nach elf Partien.

Es könnte also ein herrliches Offensivspektakel werden in der Münchner Arena. Anders als in den vergangenen sechs Spielen bekommen es die Bayern mit einer Mannschaft zu tun, der es ums Toreschießen geht und nicht in erster Linie ums Toreverhindern. Sie müssen sich umstellen – oder besser: Sie dürfen sich umstellen. Und zeigen, was sie gelernt haben.

Dominieren und kontrollieren

Gut vier Wochen sind seit der deftigen Niederlage beim FC Barcelona vergangen. In dieser Zeit hat der FC Bayern eine kleine Wandlung vollzogen, hin zu ein bisschen weniger Hurrafußball und einer etwas weniger riskanten Spielweise. Man lerne ja aus Fehlern, hatte Sportvorstand Max Eberl vor ein paar Wochen gesagt.

„Alle drei Tage diese unglaubliche Intensität“ zu haben, funktioniere nicht, stellte er fest. Es geht jetzt mehr darum, den Gegner nicht nur zu dominieren, sondern auch jederzeit zu kontrollieren, um solche Konter, wie sie Barcelona Ende Oktober gelungen sind, zu verhindern.

Die erste kleine Bewährungsprobe hatten die Münchner Anfang des Monats gegen Benfica Lissabon. Die Portugiesen hatten zwar wie die Gegner in der Bundesliga eher reagiert als agiert, aber das Niveau dabei war eben ein bisschen höher als das von Bochum oder Union – und der Druck für die Bayern nach zwei Niederlagen in den ersten drei Champions-League-Vorrundenspielen erstmals in dieser Saison ziemlich groß.

In dieser Partie haben sie gelernt, dass ein bisschen weniger Aktion und ein paar Pausen beim hohen Gegenpressing mehr Sicherheit bringen können. Obwohl nur ein Tor gelang, war die Vorstellung souverän.

„Läuft gut momentan“

Paris ist nun der erste Härtetest, ob das modifizierte System von Trainer Vincent Kompany auch gegen angriffswillige Mannschaften, jene, die es gewohnt sind, selbst das Spiel zu bestimmen, funktioniert. Sechs Spiele nacheinander haben die Bayern keinen Gegentreffer hinnehmen müssen – auch dank einer Defensive, die die wenigen unkontrollierten Ausflüge der gegnerischen Offensivspieler souverän klärte.

„Es läuft gut“: Kingsley Coman ist zufrieden mit Bayerns Offensive.AFP

Mittlerweile helfen auch die Angreifer zuverlässig mit. Mittelstürmer Harry Kane bewährt sich immer wieder mal als Abräumer, und selbst die Künstler Leroy Sané, Kingsley Coman und Michael Olise haben begriffen, dass das Spielfeld für sie nicht an der Mittellinie endet.

„Es läuft gut momentan“, sagte Coman vor kurzem. „So kann es weitergehen.“ Der Franzose, der einst bei PSG zum Profi gereift war, ehe er über Juventus Turin beim FC Bayern landete, bezog dies allerdings vor allem auf die qualitativ und quantitativ glänzend besetzte Offensive der Bayern.

War vor der Saison noch von einem Überangebot an Angreifern gesprochen worden, vor allem, weil Coman und Serge Gnabry ihre Verträge erfüllen wollten, statt zu wechseln, sieht Sportdirektor Christoph Freund den Konkurrenzkampf derzeit als „eine große Stärke“ der Bayern. Kompany könne „immer wieder frischen Schwung reinbringen“, sagte er. Ein Trumpf, der auch gegen Paris stechen könnte.

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