Bertelsmann-Studie: Viele Jugendliche ohne Ausbildungsplatz brauchen keine staatlichen Fördermaßnahmen | ABC-Z
Jährlich finden sich Hunderttausende Jugendliche, die keine Lehrstelle gefunden haben, in staatlichen Maßnahmen wieder. Eine Studie hat nun bundesweit Fachkräfte des sogenannten Übergangssektors befragt. Das Ergebnis spricht für eine dringende Reform der Förderprogramme.
Zehntausende Jugendliche, die mit staatlich geförderten Maßnahmen auf das Berufsleben vorbereitet werden, könnten einer Studie zufolge direkt eine Ausbildung aufnehmen.
Fast 250.000 Jugendliche beginnen jedes Jahr eine Maßnahme im sogenannten Übergangssektor, weil sie nach der Schule keinen Ausbildungsplatz finden oder weil ihnen wichtige Kompetenzen fehlen, wie die Bertelsmann-Stiftung am Mittwoch mitteilte. Knapp zwei Drittel von ihnen seien allerdings in der Lage, sofort eine Ausbildung aufzunehmen, ein Teil davon mit Begleitung.
Die Studie beruht den Angaben zufolge auf einer bundesweiten Befragung unter Fachkräften, die junge Menschen beim Übergang von der Schule in den Beruf begleiten. Nach ihrer Auffassung könnte mehr als ein Viertel der Jugendlichen im Übergangssektor sofort eine Ausbildung beginnen, wenn es einen passenden Ausbildungsplatz für sie gäbe.
Mehr als einem Drittel der jungen Menschen trauen die Fachleute dies ebenfalls zu, sofern sie dabei professionell begleitet werden, wie es in der Studie weiter hieß. Ein ähnlich großer Anteil wäre nach Ansicht der Befragten trotz Begleitung derzeit nicht in der Lage, eine Ausbildung aufzunehmen.
Der Übergangssektor soll die Chancen von Jugendlichen verbessern, die zunächst keinen Ausbildungsplatz gefunden haben. Bei den staatlich geförderten Maßnahmen handelt es sich zum Beispiel um Kurse zum Erwerb berufsbezogener Fähigkeiten mit Praktika in Betrieben oder das Nachholen von Schulabschlüssen.
„Für rund ein Drittel der jungen Menschen im Übergangssektor sind dessen Angebote tatsächlich sinnvoll“, erklärte der Bertelsmann-Experte Clemens Wieland. Für die große Mehrheit der betroffenen Jugendlichen gelte dies aber nicht. „Mit Blick auf den Fachkräftemangel, aber vor allem auf die Jugendlichen selbst, sollte dieses Potenzial unbedingt genutzt werden“, hob Wieland hervor.
Nötig sei nach Einschätzung der Fachkräfte eine bessere individuelle Förderung der Jugendlichen. „Wenn wir mehr jungen Menschen die Möglichkeit geben, direkt eine Ausbildung zu beginnen, verschaffen wir den Fachkräften im Übergangssektor gleichzeitig mehr Kapazitäten, um die Jugendlichen individuell zu fördern, die dringend Unterstützung benötigen“, erklärte der Bildungsexperte der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung (DKJS), Andreas Knoke-Wentorf. „Das wäre ein großer Gewinn für alle Beteiligten.“
AFP/mp