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Berliner Senat will Drohnenabwehr mit Radar und Störsendern stärken | ABC-Z

Polizeiausstattung

Berliner Senat will Drohnenabwehr mit Radar und Störsendern stärken


Di 07.10.25 | 06:13 Uhr | Von Sebastian Schöbel

Bild: dpa/Jens Büttner

Die Bedrohung durch Drohnen nimmt nach Einschätzung der Sicherheitsbehörden zu – nicht zuletzt durch mutmaßlich russische Störaktionen. Der Berliner Senat will nun die Polizei besser gegen illegale Drohneflüge ausstatten. Von Sebastian Schöbel

Um die Drohnenabwehr in Berlin zu verstärken, will der schwarz-rote Senat weitere Technik für die Polizei beschaffen. Auf der Liste stehen neben Detektionsgeräten auch Radarsysteme mit einer Reichweite bis zu fünf Kilometern und Abfangdrohnen.

Auch Aufklärungsdrohnen zur Lokalisierung von Drohnenpiloten am Boden und sogenannte “kinetische Abwehrsysteme”, mit denen Fluggeräte vom Himmel geholt werden können, sollen angeschafft werden. Das geht aus Unterlagen der Innenverwaltung für das Abgeordnetenhaus hervor, die dem rbb vorliegen.

Die Zahl der Einsätze zur Drohnenabwehr durch die Berliner Polizei ist zuletzt allerdings gesunken. Waren es 2024 noch 51 Einsätze, davon zwölf im Rahmen der Fußball-Europameisterschaft, wurden in diesem Jahr bis September nur 14 Einsätze gezählt. Allerdings wird nicht bei jedem illegalen Drohnenflug gleich die Polizei eingeschaltet, oft bleiben die Fälle reine Ordnungswidrigkeiten. Davon gab es laut der Gemeinsamen Oberen Luftfahrtbehörde Berlin im Jahr 2024 insgesamt 89, im Jahr davor 62.

GdP: Berlin war bei Drohnenabwehr “völlig blank”

Die Sicherheitsbehörden gehen allerdings davon aus, dass von Drohnen in Zukunft eine größere Gefahr ausgehen wird. Anlass sind auch die mutmaßlich von Russland initiierten Störflüge von Drohnen im europäischen Luftraum, unter anderem über Schweden und Polen. Der Münchner Flughafen musste zuletzt mehrfach den Betrieb einstellen, weil Drohnen den Flugbetrieb gestört hatten.

Vor der Fußball-EM sei Berlin in Sachen Drohnenabwehr “völlig blank” gewesen, sagte Benjamin Jendro, Sprecher der Polizeigewerkschaft GdP. Inzwischen verfüge die Polizei aber über Technik, um zumindest mit handelsüblichen Drohnen klarzukommen. Dazu zählen Störsender und Netzwerfer für Drohnen in niedriger Flughöhe. Die Entwicklung gehe aber so schnell voran, dass Berlin im Vergleich zum Vorjahr bereits wieder “minderausgestattet” sei, so Jendro. Das betreffe auch rechtliche Vorgaben und Absprachen zwischen Bund und Ländern. “Wenn irgendwo eine Drohne fliegt, sei es über einer Bundeswehrkaserne, über einem Polizeiabschnitt oder über dem Bundeskanzleramt, muss jede Sicherheitsbehörde in der Lage sein, das Ding vom Himmel zu pusten.”

Einigkeit im Abgeordnetenhaus

Im Abgeordnetenhaus herrscht weitgehend Einigkeit darüber, dass die Bedrohung durch Drohnen in der Zukunft eher zunehmen wird und Berlin Vorbereitungen dafür treffen muss. Die Berliner Polizei brauche dafür die nötige Ausrüstung, sagte der innenpolitische Sprecher der Grünen, Vasili Franco, dem rbb. “Da muss in den nächsten Jahren aber zweifellos noch mehr gemacht werden.” Allerdings müsse nicht jede Drohne vom Himmel geschossen werden, so Franco. “Das wäre vollkommen unverhältnismäßig.”

Wichtig sei, dass die Zuständigkeit für den öffentlichen Luftraum bei der Berliner Polizei bleibe. So sieht es auch der Innenpolitikexperte der Linken, Niklas Schrader. Er forderte den Bund auf, dem Land Berlin dabei finanziell unter die Arme zu greifen. Ein Einsatz der Bundeswehr zur Drohnenabwehr im Inneren sei aber bislang nicht notwendig.

Der innenpolitische Sprecher der SPD, Martin Matz, sieht allerdings Grenzen bei den Möglichkeiten der Berliner Polizei, vor allem wenn es um die Abwehr militärischer Drohnen gehe. Dafür müsse Berlin die Bundeswehr zur Hilfe rufen können, so Matz. “Da ist aus meiner Sicht im Luftsicherheitsgesetz des Bundes noch eine Präzisierung zu machen.”

Matz verwies zudem auf die von CDU und SPD geplante Verschärfung des Allgemeinen Sicherheits- und Ordnungsgesetzes: Dadurch soll die Polizei mehr Befugnisse bekommen, “Drohnen zu stören oder zum Absturz zu bringen.”

Für die Absicherung der Fußball-EM 2024 habe man eine Klausel zur Gefahrenabwehr genutzt, um bereits Technik für die Drohnenbekämpfung anzuschaffen, so Matz. Mit dem neuen Polizeigesetz aber schaffe man eine dauerhafte Lösung für alle rechtliche Fragen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 07.102025, 6 Uhr

Beitrag von Sebastian Schöbel


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