Berliner Segler (64) soll Anwalt (71) ermordet haben | ABC-Z
Von Jan-Henrik Dobers, Ingrid Raagaard und Til Biermann
Mysteriöser Mord auf dem Schärenmeer vor Schweden. Was sich auf einem Segelboot von zwei deutschen Touristen genau abgespielt hat, ist bisher unklar – fest steht nur, dass einer der beiden das Drama nicht überlebt hat und der andere in Göteborg (Schweden) in U-Haft sitzt.
Die Deutschen Andreas F. (64) und Thomas B. (71) waren am Donnerstag (1. August) nach einer dreitägigen Regatta („International Multihull Meeting 2024“) vor Norwegen auf dem Rückweg nach Deutschland. Mit ihrem Segelboot „Jolly Rose“, einem Trimaran, segelten sie mittags auf dem Meer 25 Kilometer westlich vor der Gemeinde Öckerö (Schweden).
Laut der Göteborger Staatsanwaltschaft soll es zum Streit gekommen sein, woraufhin Rechtsanwalt Thomas B. aus Berlin-Schöneberg schwerst verletzt ins Wasser stürzte!
Von einem anderen Schiff setzten Skipper und auch Andreas F. einen Notruf ab, alarmierten die Küstenwache. Es begann eine große Rettungsaktion mit Hubschraubern und mehreren Schiffen. Der 71-Jährige konnte schließlich geborgen werden, im Krankenhaus erklärten Ärzte jedoch seinen Tod.
Wenige Stunden später nahm die Polizei Andreas F. aus Berlin-Zehlendorf fest. Oberstaatsanwältin Maria Thorell: „Die Männer wurden auf dem Schiff zu Feinden. Das Ganze habe dann zum Tod des Opfers geführt.“ Warum die Ermittler von einem gewaltsamen Tod ausgehen, wollte Thorell auf BILD-Anfrage nicht sagen. Auch zur Todesursache selbst schweigen die Behörden bislang.
Berliner wegen Mordverdacht in Göteborg in U-Haft
Am Sonntag (4. August) kam der Deutsche am Amtsgericht in Göteborg vor den Haftrichter, der Andreas F. wegen Mordverdachts in U-Haft schickte. Dort gab der 64-Jährige an, nicht vorbestraft zu sein.
Der Richter in Göteborg hielt BILD vorliegenden Gerichtsdokumenten bei seiner Entscheidung fest: „Es besteht die Gefahr, dass Andreas F. durch die Beseitigung von Beweismitteln oder auf andere Weise die Aufklärung des Sachverhalts erschwert.“ Laut dem Gericht besteht Fluchtgefahr, auch Besuche darf F. derzeit nicht empfangen.
Der 64-jährige Berliner weist jede Schuld von sich. Sein Rechtsanwalt Fredrik Zenngard zu BILD: „Mein Mandant bestreitet, etwas mit der vorgeworfenen Tat zu tun zu haben. Weitere Auskünfte können derzeit nicht erteilt werden.“
Aus Freunden wurden Feinde
Doch warum wurden auf dem Segelboot zwei Freunde mutmaßlich zu Feinden? Das versuchen die Ermittler derzeit herauszufinden. Als BILD am Haus des mutmaßlichen Mörders Andreas F. in einer beschaulichen Villengegend in Berlin-Zehlendorf klingeln möchte, verabschiedet die Frau gerade einen Bediensteten und sagt: „Bete für Andreas, dass er schnell wieder nach Hause kommt.“ Offenbar ist sie von seiner Unschuld überzeugt. Gegenüber BILD will sie die Vorwürfe nicht kommentieren, sagt nur vielsagend: „Können Sie sich das nicht vorstellen?“
Toter Rechtsanwalt war Hertha-Fan
Rechtsanwalt Thomas B. lebte in einer kleinen Wohnung mit Kanzlei in einem Schöneberger Hinterhaus. Anders als sein mutmaßlicher Mörder lebte der Hertha-BSC-Fan nicht auf großem Fuß.