Berliner Basketballerin Satou Sabally jagt Titeltraum in der WNBA | ABC-Z

Von Schöneberg nach Las Vegas
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Berliner Basketballerin Satou Sabally träumt im Schweinwerferlicht vom Titel
In Schöneberg fand Satou Sabally einst zum Basketball. Knapp 20 Jahre später ist sie eine der besten Spielerinnen der Welt. Mit den Phoenix Mercury jagt Sabally ab Freitag den WNBA-Titel und wandelt auf den Spuren ihrer kleinen Schwester. Von Jakob Lobach
Satou Sabally wird bereit sein für das Rampenlicht. Wenn am Freitagabend die Scheinwerfer der Basketball Arena in Las Vegas angehen, wird die Berlinerin es genießen. Sowohl den stets von Stilsicherheit geprägten Auftritt bei der Ankunft an der Halle, vor allem aber das, was danach kommt. Die Finals der WNBA, der besten Basketballliga der Welt. Schon seit ein paar Jahren wartet die 27-Jährige auf diesen Moment, sehnt sich nach diesem Gefühl, diesem Kribbeln. Die ganze große Basketballshow, die Chance auf einen Titel.
Sabally ist eine der besten Basketballerinen der Welt
Sabally wird das Trikot der Phoenix Mercury über ihren Schultern tragen, wenn sie in der deutschen Nacht auf Samstag in die Finalserie gegen die Las Vegas Aces startet. Aber nicht nur das: Die Flügelspielerin wird auch einen großen Teil der Verantwortung für den Erfolg schultern.
Denn wenngleich Sabally hierzulande – leider für den Frauensport typisch – unter dem Radar der großen Öffentlichkeit fliegt, ist sie aktuell eine der besten Basketballerinnen der Welt. Als solche schreibt sie eine sehr erzählenswerte Geschichte. Ihren Ursprung hat diese in New York City. Dort wurde Sabally geboren. Als sie zwei Jahre alt war, zog ihre Familie nach Gambia – ins Heimatland ihres Vaters. Als Sabally dann ins Grundschulalter kam, ging es weiter nach Berlin – ins Heimatland ihrer Mutter. Dorthin, wo Sabally ein paar Jahre später in den zu großen Trikots des Schöneberger DBC Berlin und in den staubigen Schulturnhallen der Stadt die ersten Zeilen ihrer sportlichen Geschichte schrieb.
“Sie ist aufgefallen, indem sie nicht aufgefallen ist”, erinnert sich Heiko Czach an seine erste Begegnung mit Sabally. Bevor Czach Jugend-Nationaltrainer wurde, betreute er lange Jahre Berliner Auswahlteams. Er erklärt das Paradoxon der auffälligen Unauffälligkeit wie folgt: “Als sie bei uns aufgetaucht ist, hat Satou als einziges Mädchen in einem Jungenteam gespielt.” Eine Konstellation, die vor 15 Jahren im Berliner Jugendbasketball nicht selten war.
In Satous Fall war sie dennoch besonders. “Sie hat nicht einfach nur vorsichtig den Ball weggepasst oder wurde herumgeschubst”, erinnert sich Czach, “sie hat einfach gezockt und den Jungs ganz ordentlich eingeschenkt.” Das Ergebnis: Heiko Czach berief Sabally in die Auswahl, verschaffte ihr einen für Basketballerinnen seltenen Platz an der Sportschule und wurde in den nächsten Jahren zu einem wichtigen Wegbegleiter.
Ein Bewegungstalent und sehr viel Ehrgeiz
Seitdem ist sehr viel passiert, was im deutschen Basketball sehr außergewöhnlich ist: Debüt in der 2. Bundesliga mit 14 Jahren und eine große Rolle in der Bundesliga mit 18. Drei äußerst erfolgreiche Jahre am College in Oregon, dann der Sprung in die WNBA. Sabally war damals so gefragt, wie keine deutsche Spielerin vor ihr – und liefert in der WNBA seitdem Leistungen, wie keine andere deutsche Spielerin vor ihr. Die individuellen Awards sind zu zahlreich, um sie hier aufzulisten.
Garniert werden sie von einer historischen Olympiateilnahme, zu der Sabally Deutschland vergangenes Jahr führte. Bei alledem ist aber auch vieles gleich geblieben. Die Grundkomponenten von Saballys Erfolg beispielsweise: ein Bewegungstalent, eine gute Technik, dazu Lernwilligkeit und -fähigkeit. “Und Satou war schon immer superehrgeizig”, ergänzt Heiko Czach. Diesen Drive und dieses Feuer merkt man Sabally auch heute noch an.
Ihr Spiel ist durchzogen von Kreativität und einer gewissen Extravaganz, von großer Gestik und Trash Talk. Der große Unterschied: Sabally zeigt all das mittlerweile auf glänzendem Parkett gegen die Besten der Welt, statt in staubigen Schulturnhallen gegen nur ebenbürtige und deswegen frustrierte Jungs.

Auf den Spuren der kleinen Schwester
Dabei gibt es in der WNBA eine Gegenspielerin, die Satou Sabally besonders gut kennt: Nyara Sabally. Seit drei Jahren leistet die 25-Jährige ihrer älteren Schwester Gesellschaft in der besten Liga der Welt. Es ist eine fast schon absurde Parallele zu den Berliner Brüdern Moritz und Franz Wagner, die beide in der NBA Basketball spielen. Wie die Wagners verbindet auch die Saballys eine Beziehung, die enger kaum sein könnte.
“Alle Saballys sind absolute Familienmenschen”, sagt Heiko Czach über die insgesamt sieben Sabally-Geschwister und deren Eltern. Allen voran Satou versteht sich dabei auch als eine Botschafterin der Multikulturalität. Sie nutzt ihre Plattform, um sich ausgehend von ihren eigenen Erfahrungen als Person of Color für gesellschaftliche Gleichberechtigung einzusetzen. Seit Jahren spricht sie davon, mehr als eine Sportlerin sein zu wollen.
In der Nacht auf Samstag dürfte Sabally sich im Scheinwerferlicht von Las Vegas aber erst einmal wieder in ihrer Rolle als Sportlerin verlieren. Vier Siege braucht es für Phoenix oder Las Vegas um sich zum Meister zu machen. Nyara Sabally hatte das in der vergangenen Saison mit den New York Liberty bereits geschafft. Sollte ihrer großen Schwester genau das nun auch gelingen, wäre Satou Saballys Basketballgeschichte um ein erzählenswertes Kapitel reicher.
Sendung: rbb24 Inforadio, 29.09.2025, 8:15 Uhr















