Robin-Hood-Baum gefällt: Zwei Männer schuldig gesprochen | ABC-Z

Newcastle. „Schwachsinnige Tat“: Die Wut über die Fällung des berühmten Film-Baums hält auch zwei Jahre später an. So soll der Baum weiterleben.
Es war in einer Septembernacht im Jahr 2023, als die beiden Männer zum weltbekannten Hadrianswall in Nordengland gefahren waren. Ausgerüstet mit einer Kettensäge und der festen Absicht: Dieser Baum wird fallen. Ihr Opfer: ein 200 Jahre alter Riese und gleichzeitig berühmte Filmkulisse. Wie sinnlos die Fällung des Baums, bekannt aus dem Hollywood-Streifen „Robin Hood: Könige der Diebe“ mit Kevin Costner, war, erzürnt selbst das Gericht, vor dem sich die Männer verantworten mussten.
Robin-Hood-Baum gefällt: Schuldige bleiben in Haft
Zwei Jahre, nachdem der Berg-Ahorn abgesäbelt worden war, sind die zwei Männer schuldig gesprochen worden. Ein Gericht in Newcastle befand die beiden 39 und 32 Jahre alten Angeklagten am Freitag für schuldig, den Baum „absichtlich und gedankenlos“ gefällt zu haben. Die beiden Männer bleiben in Haft – der jüngere von beiden laut Behörden zu seinem eigenen Schutz. Das Strafmaß gegen sie wird Mitte Juli verkündet.
Der Baum war spätestens seit dem berühmten Costner-Streifen weit über die Grenzen Englands bekannt. Dementsprechend hatte die Tat Empörung ausgelöst. Der Berg-Ahorn (auf Englisch Sycamore Tree) stand in einer Senke – der sogenannten Sycamore Gap – in Northumberland. Über viele Jahre reisten die Menschen dorthin, um den Baum mit eigenen Augen zu sehen und Fotos zu machen. Immer wieder wurde er Motiv in Fotografien, Spielfilmen und Kunstwerken.
Robin-Hood-Baum wurde wegen seiner besonderen Lage gewählt
Wegen seiner beeindruckenden Lage war der Baum die Kulisse für eine zentrale Szene im Film „Robin Hood“ mit Kevin Costner von 1991. Auch in zahlreichen weiteren Filmen und Serien war der Baum zu sehen. Der Bergahorn war zudem ein bei Besuchern beliebtes Fotomotiv und galt als Symbol der Region in Nordostengland. 2016 erhielt er den Titel „Baum des Jahres“.
Keiner der beiden erklärte Männer erklärte vor Gericht, warum sie den Baum überhaupt fällen wollten. Laut Staatsanwaltschaft hatten die Männer ihre Tat jedoch gefilmt und das Handyvideo anschließend an Freunde geschickt. Ihre „schwachsinnige“ Tat hätten sie offenbar für „witzig, clever oder großartig“ gehalten.
Der Robin-Hood-Baum wurde kurz über dem Boden abgetrennt. (Archivfoto)
© Press Association/dpa | Owen Humphreys
Ein Polizist ließ seinem Ärger freie Bahn: „Man hört oft den Begriff ,gedankenloser Vandalismus‘, aber nie passte er besser als heute“, sagte Kevin Waring von der Polizei von Northumbria nach dem Schuldspruch am Freitag. Zu keinem Zeitpunkt hätten die beiden Männer eine Erklärung für ihre Tat vorgebracht. „Und es kann auch keine zu rechtfertigende Erklärung geben“, so der Polizeibeamte.
Robin-Hood-Baum: Handelten die Männer aus Sensationslust?
Wie die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) im April berichtete, hätten sich Täter für das Echo ihrer Tat in den sozialen Medien interessiert. Am Tag nach der Tat habe einer der Täter auf Youtube nach Videos über den gefällten Baum geforscht. Die Anklage gab an, die beiden hätten in der Aufregung über ihre Tat „geschwelgt“ und den Baum, an dessen Schicksal die ganze Nation Anteil nahm, aus Sensationslust gefällt.
Die beiden Angeklagten wurden wegen Sachbeschädigung in zwei Fällen – an dem Baum und am Hadrianswall – schuldig gesprochen. Insgesamt richteten sie der Anklage zufolge Schäden in Höhe von umgerechnet rund 735.000 Euro an.
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Als der Baum fiel, krachte die Baumkrone auf den Hadrianswall und beschädigte das jahrhundertealte Bauwerk aus der Römerzeit. Der Hadrianswall wurde 122 nach Christus unter Kaiser Hadrian begonnen und markierte die Grenze zwischen dem römischen Britannien und dem nicht eroberten Kaledonien im Norden. Experten untersuchen derzeit, ob der Baum aus seinem Stumpf nachwachsen kann. Der National Trust will zudem im kommenden Winter 49 aus Samen des Baumes gezogene Setzlinge an verschiedenen Orten im Vereinigten Königreich pflanzen.
mit dpa