Bergsturz zerstört Dorf in der Schweiz – Neue Flutwelle droht | ABC-Z

Berlin. Die Gletscher der Schweiz ächzen unter dem Klimawandel. Einer bricht nun in das Tal und begräbt das Dorf Blatten unter sich.
- Die Siedlung Blatten ist durch einen gewaltigen Bergsturz vollständig zerstört worden
- Eine Person wird weiterhin vermisst, nach ihr wird fieberhabt gesucht
- Durch die Geröllmassen wird ein Fluss aufgestaut, eine zerstörerische Flutwelle droht
Der Großteil eines Gletschers oberhalb des Schweizer Dorfes Blatten ist abgebrochen und hat zusammen mit gewaltigen Geröllmassen die zuvor evakuierte Siedlung vollständig zerstört.
Eine Person werde auch am Donnerstagvormittag noch vermisst, berichtet der Sender SRF nach Angaben des regionalen Einsatzstabes. Bei dem sogenannten Bergsturz handle es sich um das seit Tagen erwartete „Großereignis“, sagte ein Sprecher.
Blatten: Erdrutsch zerstört Häuser und staut die Lonza
Der öffentlich-rechtliche SRF zeigte Aufnahmen von einer riesigen Staubwolke, die sich am Mittwoch gegen 15.30 Uhr mit den Schuttmassen den Berg hinabwälzte. Eine Druckwelle fegte durch die Umgebung. Drohnenaufnahmen zeigen, dass zahlreiche Häuser unter den Erdmassen begraben wurden. Felsen, Erde und entwurzelte Bäume reichten bis auf die gegenüberliegende Talseite und weiter in Richtung des benachbarten Orts Wiler.
Durch den Abbruch werde der Fluss Lonza aufgestaut, berichtete das regionale Medienunternehmen Pomona Media. Zuvor waren bereits in der Nacht auf Dienstag größere Mengen an Eis, Fels, Schnee und Wasser talwärts gestürzt. „Es ist eine totale Katastrophe, die weit über das hinausgeht, was die Leute in der Region dachten“, sagte SVP-Staatsrat Franz Ruppen gegenüber der „Bild“.
Armee und Zivilschutz sind mit Pumpen und Räumfahrzeugen im Einsatz, um das zu sichern, was vom Erdrutsch verschont geblieben ist. Laut „Blick“ werden die schweren Geräte per Helikopter ins Katastrophengebiet geflogen.
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In der Nacht wurden laut SRF weitere Personen aus den angrenzenden Orten Wiler und Kippel in Sicherheit gebracht – laut Behörden eine Vorsichtsmaßnahme vor der drohenden Flutwelle entlang der Lonza. Befürchtet wird, dass die Welle zu weiteren Erosionen am Ufer führen und Gebäude zum Einsturz bringen könnten.
Die Suche nach der vermissten Person blieben indes ergebnislos. In der Nacht wurde die Person mit Wärmebildkameras gesucht. Weitere Rettungseinsätze seien geplant, hieß es.
Blatten war bereits evakuiert worden
Auch Vertreter der Landesregierung sind vor Ort. „Bundesrat Albert Rösti ist ins Krisengebiet gereist, um Trost und Unterstützung spenden“, sagt Franziska Ingold, Kommunikationschefin des Umweltministers, gegenüber „Blick“. Die Schweizer Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter drückte den Bewohnern von Blatten ihr Mitgefühl aus. „Es ist schlimm, wenn man seine Heimat verliert“, schrieb sie auf der Plattform X.
Ständerat Beat Rieder sagte dem SRF: „Es ist ein Ereignis das man so noch nie erlebt hat.“ Im Wallis sei man Krisen gewohnt, „aber so große natürlich nicht.“
BREAKING: Massive Glacier Collapse in Blatten, Valais (Switzerland) – May 28, 2025
Over 3.5 million m³ of ice, rock, and snow collapsed from the Birch Glacier, putting 9 million tons of pressure on the glacier.
The entire village of Blatten (approx. 300 people) was evacuated in… pic.twitter.com/ntmV35GL8o
— Weather Monitor (@WeatherMonitors) May 28, 2025
Auslöser dieser Ereignisse im südlichen Kanton Wallis war ein relativ langsam verlaufender Bergsturz am Kleinen Nesthorn, oberhalb des nun abgestürzten Birchgletschers. Durch das Abbröckeln des Kleinen Nesthorns lagerten sich in den vergangenen Tagen rund neun Millionen Tonnen Schuttmaterial auf dem Gletscher ab und übten Druck auf die Eismassen aus, wie Keystone-SDA berichtete.
Wegen der Gefahrenlage war das Dorf Blatten in der Ferienregion Lötschental bereits vorige Woche kurzfristig ganz geräumt worden. Rund 300 Einwohner mussten ihre Häuser verlassen.
bee/lro mit dpa