Trump weitet Handelskrieg aus: USA drohen nicht nur höhere Kaffeepreise | ABC-Z

Trump weitet Handelskrieg aus
USA drohen nicht nur höhere Kaffeepreise
11.07.2025, 12:17 Uhr
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US-Präsident Trump verhängt gegen Brasilien die bislang höchsten Zölle. Experten warnen vor drastischen Folgen für amerikanische Verbraucher – besonders bei Kaffee drohen satte Aufschläge. Auch andere Branchen kündigen an, die Preise empfindlich zu erhöhen.
US-Präsident Donald Trump hat seinen Handelskrieg in den vergangenen Tagen ausgeweitet. Er verhängte neue Zölle gegen die Verbündeten Japan und Südkorea sowie einen Zoll von 50 Prozent auf Kupfer und brasilianische Importe. Die ab August in Aussicht gestellten Zölle sind zugleich die höchsten, die er in der aktuellen Runde mit Briefen an verschiedene Staaten bereits ausgerufen hatte.
Das werden auch US-Verbraucher zu spüren bekommen. Wenn Trump wie angedroht Importe aus Brasilien mit Zöllen in Höhe von 50 Prozent belegt, drohen drastische Preissteigerungen bei täglichen Grundnahrungsmitteln wie Kaffee und Orangensaft. Die geplante Einfuhrabgabe würde die Lieferung von brasilianischem Kaffee in die USA zum Erliegen bringen, warnten Experten und Händler. Weder US-Röster noch brasilianische Exporteure könnten die durch den Zoll entstehende Preisdifferenz überbrücken.
In keinem Land wird so viel Kaffee getrunken wie in den USA. Etwa ein Drittel des so beliebten Getränks kommt aus Brasilien in die USA. Die Südamerikaner lieferten 2024 nach Angaben ihrer Exporteursvereinigung Cecafe 8,14 Millionen 60-Kilogramm-Säcke in die USA. Auch andere Grundnahrungsmittel dürften teurer werden. So stammt zum Beispiel mehr als die Hälfte des in den USA verkauften Orangensafts aus Brasilien. Weitere Exportprodukte sind Zucker, Holzwaren und Öl.
Paulo Armelin, ein großer Kaffeeproduzent, der direkt an US-Röster verkauft, erklärte, seine Kunden würden wohl nicht in der Lage sein, ihn noch zu bezahlen, wenn der angedrohte Zoll umgesetzt wird. Schon ohne die Abgabe seien die Verhandlungen für Lieferungen in diesem Jahr aufgrund des 70-prozentigen Kaffeepreisanstiegs im vergangenen Jahr schwierig. “Wir werden nach anderen Märkten suchen müssen, vielleicht Deutschland.”
In Japan hat derweil der schwelende Zollkonflikt der USA mit vielen Handelspartnern auch die Kauflaune der Anleger an der japanischen Börse gedämpft. Für Unruhe sorgte vor allem der deutliche Kurseinbruch bei der japanischen Modehandelsgruppe Fast Retailing, nachdem das Unternehmen mitgeteilt hatte, dass höhere US-Zölle erhebliche Auswirkungen auf das US-Geschäft haben würden. Um diese abzumildern, plant der Konzern, ebenfalls die Preise zu erhöhen.
Doch nicht nur Brasilien, Japan und Südkorea hat Trump im Visier. Für Waren aus Kanada kündigte Trump zudem eine Abgabe von 35 Prozent an. Während sich Analysten noch mit den Zöllen auf Kupfer und Brasilien auseinandersetzen, hat er 35 Prozent auf Kanada-Importe und 15 bis 20 Prozent für alle anderen Handelspartner angekündigt. Klaus-Jürgen Gern Kiel Institut für Weltwirtschaft gibt zu bedenken: Die Hauptgeschädigten seien in den USA. Dort werde die Wohlfahrt am stärksten sinken, die Produktion werde zurückgehen und die Preise würden steigen, so der Ökonom im Gespräch mit ZDF heute.
“Die Nachricht für die Eurozone ist klar, dass er über bis zu 20 Prozent nachdenkt, und nicht, wie die Märkte zuletzt gehofft hatten, nur über pauschale 10 Prozent”, so ein Händler. Stand jetzt hat die Europäische Union noch keine Post aus Washington bekommen. Die Verhandlungen mit der EU laufen noch. Hohe US-Zölle würden die exportorientierte deutsche Wirtschaft hart treffen, vor allem Autohersteller, Maschinenbauer und die Pharmabranche. Spüren werden das nicht zuletzt auch die Verbraucher in den USA.