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„Bergdoktor“-Star rechnet ab: „Wie böse Menschen sein können“ | ABC-Z

Deutschlandpremiere von „Für immer an meiner Seite. Eine besondere Freundschaft und der Weg zu mir selbst“ (Knaur HC Hardcover) am Sonntag im Lustspielhaus München. Die AZ traf die Schauspielerin, „Bergdoktor“-Tochter und Sängerin Ronja Forcher (28) exklusiv vor ihrer Lesung.

Kindheitsfreundin von Ronja Forcher starb mit zwölf Jahren

AZ: Liebe Frau Forcher, sind Sie stolz auf Ihr Werk?
RONJA FORCHER: Ja! Das ist verrückt, irgendwann wurde meine Idee echt. Jetzt kann ich sie anfassen, kann mein Buch riechen und spüren. Als ich es zum ersten Mal in der Hand gehalten habe, war ich total emotional und es sind auch ein paar Tränen geflossen. Für mich war das Ganze ein großer Schritt, auch in der Verarbeitung.

Ronja Forcher mit ihrem Buch „Für immer an meiner Seite“.
© BMC-Image/Dominik Beckmann
Ronja Forcher mit ihrem Buch „Für immer an meiner Seite“.

von BMC-Image/Dominik Beckmann

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Ihr Buch ist autobiografisch und handelt von Ihrer Kindheitsfreundin Sarah, die verstarb, als Sie zwölf Jahre alt waren.
Wir sind in meiner Heimat Tirol zusammen aufgewachsen. Sie litt an einer sehr seltenen Krankheit, die sie wie im Zeitraffertempo hat altern lassen, sie wusste, dass sie nicht lange leben würde. Es war sehr schön, in den Erinnerungen zu schwelgen, da habe ich mich sehr mit Sarah verbunden gefühlt.

Ronja Forcher: „Sie hat mir die Erinnerungen aus dem Himmel geschickt“

Anders als früher?
Als Jugendliche habe ich oft von ihr geträumt, irgendwann hat das aufgehört. Während des Schreibens hab ich wieder angefangen, von ihr zu träumen. Dadurch waren viele Dinge, die ich verdrängt hatte, ganz nah. Sarah hat mir die Erinnerungen aus dem Himmel geschickt.

„Bergdoktor“-Star setzt sich gegen Schlankheitswahn ein

Damit übernehmen Sie einmal mehr die Rolle eines generationsübergreifenden Vorbilds. Auf Social Media setzen Sie sich zum Beispiel auch gegen den Schlankheitswahn ein.
Danke! Sarah war mein großes Vorbild. Für mich war diese Freundschaft das Bereicherndste in diesem Leben. Von ihr habe ich schon früh viel gelernt über Inklusion und Mobbing, obwohl wir es damals nicht so empfunden hatten. Durch unsere gemeinsame Zeit habe ich keinerlei Berührungsängste mit Menschen, ich kann auf Menschen zugehen, auch wenn sie vielleicht eine Behinderung oder eine optisch sichtbare Krankheit haben. Diesen Weg in die Toleranz hat mir Sarah geöffnet.

Wie hat sich das durch Ihre TV-Präsenz verändert?
Dadurch habe ich die Möglichkeit, viele Menschen zu erreichen, die mir zuhören. Das sehe ich als meine Mission. Heute erschrecke ich immer wieder, wie herzlos und böse die Menschen sein können, nur weil sie denken, dass sie anonym sind und Leute aufs Äußere reduzieren.

„Ein dickes Fell kann ich mir leider nicht zulegen“

Wie reagieren Sie selbst auf Shitstorms und Mobbing?
An jedem Tag unterschiedlich. Es gibt auch Tage, da gehen böse Kommentare nahe und ich kann mich nicht davon abgrenzen. Ein dickes Fell kann ich mir leider nicht zulegen, ich bin ein so emotionaler Mensch und habe so große Gefühle, ich würde mir manchmal wünschen, sie wären nicht so mächtig.

Seit 2008 ist sie die "Bergdoktor"-Tochter: Ronja Forcher am Set mit(v. l.) Ylvi Unertl, Hans Sigl, Monika Baumgartner und Heiko Ruprecht.
Seit 2008 ist sie die „Bergdoktor“-Tochter: Ronja Forcher am Set mit(v. l.) Ylvi Unertl, Hans Sigl, Monika Baumgartner und Heiko Ruprecht.
© dpa
Seit 2008 ist sie die „Bergdoktor“-Tochter: Ronja Forcher am Set mit(v. l.) Ylvi Unertl, Hans Sigl, Monika Baumgartner und Heiko Ruprecht.

von dpa

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Wie geht es mit dem „Bergdoktor“ weiter, in der ZDF-Serie spielen Sie ja seit 2008 Jahren Tochter Lilli Gruber.
Auch das wird spannend und emotional, in der letzten Staffel ist ja Lillis Opa Rolf, gespielt von Wolfram Berger, gestorben, dieser Verlust wird meine Figur begleiten. Ab Mai wird wieder gedreht. Bis dahin bin ich mit meinem Buch auf Lesetour.

Und Ihr Ehemann, der Schauspieler Felix Briegel, mit dem Sie seit 2022 verheiratet sind, ist immer dabei?
Ich bin sehr dankbar, dass ich ihn habe und dass er mich begleitet, wann immer es geht. Er war und ist mir eine großartige Unterstützung. Ich selbst bin ja ganz beseelt im Moment.

„Man sollte den Menschen mit offenem Herzen begegnen“

Abschließend noch: Wie lautet Ihre Botschaft, Ihr Appell?
Mein Appell an die Menschen: dass in Freundschaften, in Familien und auch in der Gesellschaft Inklusion etwas ganz Bereicherndes ist. Man sollte versuchen, Menschen mit offenem Herzen zu begegnen – auch wenn sie anders ausschauen oder andere Lebensumstände haben. Man hat das Potenzial, etwas ganz Wundervolles zu erleben, wenn man versucht, seine Berührungsängste zu überwinden.

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