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Bergamo-Coach Ivan Juric: Ist er der erfolgloseste Fußballtrainer des Jahres? – Sport | ABC-Z

So endeten die 365 Tage des Ivan Juric, wieder war es der 10. November. Vor einem Jahr war es ein Sonntag in Rom, an dem der Kroate von seiner Entlassung erfuhr, diesmal ein Montag in Bergamo, aber die Ereignisse wiederholen sich manchmal auf erstaunliche Weise im Fußballgeschäft. Bei kaum einer anderen Trainerfigur allerdings tragen sie sich so regelmäßig zu wie bei Ivan, dem Schrecklichen, dem mutmaßlich erfolglosesten Trainer des vergangenen Jahres im europäischen Fußball.

Den fragwürdigen Spitznamen verdiente sich Juric einst als raubeiniger Mittelfeldspieler zwischen Split, Sevilla und Crotone. Aber er ist ihm geblieben, auch auf seinen meisten Stationen auf der Trainerbank. Langweilig wird es mit ihm jedenfalls nie, aus den Anfangsjahren seiner Trainerkarriere ist die legendäre Episode aus Genua bekannt: Bei der CFC wurde Juric im Februar 2017 nach sieben Monaten im Amt entlassen, im April wieder eingestellt, im November erneut entlassen. Allerdings nur, um im darauffolgenden Oktober wieder eingestellt zu werden und noch im Dezember wieder entlassen zu werden. Das war erst der Anfang.

Vergessen zu können, kann eine der wichtigsten Eigenschaften im Leben sein – und zum Glück für Ivan Juric arbeiten im Management italienischer Fußballvereine einige Menschen, die diesem Mantra folgen. Nach dem endgültigen Aus in Genua folgte daher kein verfrühtes Karriereende, stattdessen längere, erfolgreichere Aufenthalte bei Hellas Verona und dem FC Turin, die Juric im vergangenen September nach Rom führten. Wo das Drama erst so richtig begann.

Plötzlich landete Juric sogar in der Premier League

Bei der AS Rom ist die Frustration heute noch spürbar. Den ganzen Verein habe Juric in den Abgrund gerissen, sagten die Menschen dort in Straßenumfragen, und das in Rekordzeit: 53 Tage nur war Juric im vergangenen Jahr Trainer in Rom. Er brummte auf Pressekonferenzen unwirtlich, ließ biederen Fußball spielen und den stolzen Mats Hummels so einsam auf der Bank schmoren, dass dieser zum Ende seiner Karriere noch einmal in eine Sinnkrise stürzte.

Es ist eine Leistung, wenn die eigene Entlassung nach nur zwölf Spielen im Verein als Befreiung gefeiert wird. Etwas mehr als einen Monat später einen Job in der Premier League zu bekommen, ist allerdings fast noch beeindruckender: Beim damaligen Tabellenletzten, dem FC Southampton, begann Juric im Dezember 2024 als Trainer. Und verblieb 105 Tage, zwei Siege, ein Unentschieden und dreizehn Niederlagen später als Tabellenletzter wieder in der Erwerbslosigkeit. Bis sie sich in Bergamo an ihn erinnerten.

Dazu muss man wissen: Bei Inter Mailand und in Palermo war Juric zwischen 2011 und 2013 für einige Zeit Co-Trainer seines Mentors, des großen Taktikers Gian Piero Gasperini. Diese Rolle brachte ihm damals etwas Ruhm, er galt als rechte Hand des Meisters, und sie zahlte sich im Sommer 2025 aus. Gasperini nämlich wurde im Sommer Trainer in Rom, das Karussell drehte sich weiter, in Bergamo suchten sie einen Nachfolger, der Gasperinis Fußball kannte. Auf eigentümliche Art und Weise landete man abermals bei Juric, der mit Bergamo sogar einige Auftritte in der Champions League feiern durfte.

Juric allerdings scheiterte auch bei der Dea, der Göttin, wie die Atalanta genannt wird. Erneut brummte er seine Erklärungen auf so biedere Art in die Mikrofone, dass Juric innerhalb weniger Wochen das Wohlwollen der Journalisten verlor. Er setzte stur sein Vorhaben durch, einer taktisch gewieften Mannschaft einen eher altmodischen, kampfbetonten Defensivstil aufzuzwingen. Und schließlich stritt er sich mit dem besten Spieler: Die Debatten zwischen Juric und dem als Dreifachtorschützen aus dem Europa-League-Finale 2024 bekannten Flügelspieler Ademola Lookman wurden intensiv. So sehr, dass der Trainer den Spieler nach einer Auswechslung energisch anbrüllte und zurückgehalten werden musste, um nicht körperlich auf ihn loszugehen.

Die Abgesänge auf Ivan Juric waren längst verfasst, als am Montag die offizielle Verkündung erfolgte: Rauswurf bei Atalanta nach nur 15 Partien. Doch für den Kroaten wird sich bestimmt wieder ein Plätzchen im italienischen oder europäischen Fußball finden. Das Karussell dreht sich weiter. In Genua, bei seiner ganz alten Liebe, ist der Trainerposten allerdings gerade besetzt. Dort wurde gerade Daniele De Rossi als Trainer eingestellt, Jurics Vorgänger in Rom.

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