Benediktbeuern: Brot verbindet Kulturen – Starnberg | ABC-Z

Weltweit zählt Brot zu den Hauptnahrungsquellen. Schon in der Jungsteinzeit aßen Menschen die Speise aus gemahlenem Getreide. Brot spielt überdies bei Religion, Bräuchen und Traditionen eine wichtige Rolle. Etwa beim „Brotbrechen“, das im Christentum für das Teilen des Brotes während des Gottesdienstes steht und die Gegenwart Christi symbolisiert. Dass dieses Grundnahrungsmittel Menschen über Kulturen hinweg verbindet, zeigte die Veranstaltung „Interkulturelles Brotbacken“ des Zentrums für Umwelt und Kultur (ZUK) im Kloster Benediktbeuern. Der Genuss kam dabei nicht zu kurz.
„Brot und Salz, Gott erhalt’s“, lautet der traditionelle Spruch beim Umzug in ein neues Zuhause. Den Beschenkten soll die Gabe von Brot und Salz materiellen Wohlstand bringen. Es ist ferner ein Zeichen des Willkommenseins und des Wunsches, dass die neuen Bewohner stets genug zu essen haben.
Essen gibt es im Gemeinschaftsgarten des ZUK durchaus reichlich. Wobei, kaum sind die Piroggen fertig, sind sie auch schon wieder weg. Die Köstlichkeit aus der Ukraine findet viele hungrige Liebhaber. Wer zu spät kommt, muss allerdings nicht darben.
Josef Eberl sorgt für Brezen-Nachschub. Unermüdlich rollt und formt der Seniorchef der gleichnamigen Bäckerei in Bichl den Teig, den er für die Aktion gestiftet hat. Fleißige kleine Helfer stehen ihm zur Seite und eifern dem Profi nach. So findet Blech für Blech seinen Weg in den rauchenden Ofen. Der ist eigentlich fürs Pizzabacken gedacht, was es etwas schwierig macht, die richtige Temperatur für die Teiglinge einzustellen. Versuch und Irrtum – ein paar Brötchen nehmen denn auch ordentlich Farbe an.

Doch das stört niemanden. Vor allem die Kinder haben ihren Spaß. „Ich arbeite gerne mit den Buben und Mädchen“, sagt Eberl. Daher beteilige sich sein Betrieb auch am Ferienpass-Programm. Viel Zeit zum Ratschen bleibt ihm nicht. Ein Bub zeigt dem Bäckermeister seine mit Teigresten verklebten Hände. „Die wischst du an der Schürze ab. Dazu hast du sie ja an“, lautet der Rat des Meisters. Gesagt, getan.

Eine Station weiter können die Besucher selbst Getreide mahlen. Dinkel, Weizen, Emmer und Hafer hat die Off-Mühle aus Sindelsdorf zur Verfügung gestellt. Auch dort sind Kinder eifrig am Werk. „So können sie selbst erleben, wie aus Korn Mehl und schließlich Brot wird“, sagt ZUK-Bildungsreferent Martin Malkmus. Brot werde auf der ganzen Welt gegessen. Wie es hergestellt wird, sei sozusagen ein niederschwelliges Thema, das Menschen über Grenzen hinweg verbinde. Da es in Benediktbeuern und Bichl viele Geflüchtete gebe, sei die Idee entstanden, sie Brote aus ihrer Heimat backen zu lassen, so Malkmus. „Wir haben dieses Format gewählt, um über das gemeinsame Backen und Essen einen Ort der Begegnung zu schaffen.“
Malkmus hofft, mit Aktionen dieser Art die Scheu vor dem Fremden zu nehmen und Vorurteile abbauen zu können. Gerade aufgrund der aktuellen Diskussionen. „Es sind ja nicht alle faul und beziehen Bürgergeld.“ Wie wichtig Geflüchtete als Arbeitskräfte sind, bestätigt Josef Eberl. In der Bäckerei und Konditorei in Bichl sind zwei Eritreer, zwei Afghanen und ein Nigerianer beschäftigt. Ein Mann aus dem Kongo, klagt er, bekomme leider keine Genehmigung. „Da war ich selbst auf dem Landratsamt. Nichts zu machen“, bedauert Eberl. Er habe meist gute Erfahrungen mit Geflüchteten gemacht: „Sie lernen und sind fleißig.“ Auch im Verkauf der Eberl-Filialen: „In Kochel haben wir einen, der bezaubert alle Frauen.“

Über einem Feuer backt Khan Saidat Fladen in einer Pfanne, das sogenannte Parata. Dies sei eine traditionelle Speise aus seiner Heimat Afghanistan, erzählt der 37-Jährige, der seit 2015 in Deutschland ist und im ZUK arbeitet. Gelernt habe er die Zubereitung von seiner Mutter. „Ich war als Kind dabei und habe gesehen, wie sie es macht“, erzählt er. Die Veranstaltung im Gemeinschaftsgarten findet er toll. So könne jeder etwas über andere Kulturen erfahren.
Das Rezept für das afghanische Fladenbrot ist einfach: Ein Kilogramm Weizenmehl, Hefe, ein Esslöffel Zucker, zwei Esslöffel Öl; Wasser nach Bedarf, um den Teig geschmeidiger zu machen. Das Ganze vermischen, eine Pfanne mit Öl erwärmen, den Teig dünn darin ausrollen und ausbacken.

Zu guter Letzt tischt Genet Aregay eine Spezialität aus ihrer Heimat Eritrea auf. Auch sie ist seit 2015 in Benediktbeuern und arbeitet im ZUK. Eigentlich werden die Fladen oder eher Pfannkuchen aus Zwerghirse hergestellt. Doch da diese nicht verfügbar ist, hat die 38-Jährige zwei andere Mehlsorten – hell und dunkel – verwendet. Die Fladen werden mit Gemüse gefüllt. Auch Hähnchen oder Lamm werde dazu kredenzt, erzählt Genet Aregay. Gegessen werde die Speise mittags oder abends und gehöre traditionell auch zu Festen wie Hochzeiten.
Da wäre noch das Rezept der heißbegehrten Piroggen von Tatjana aus der Ukraine: Für den Teig (20 Stück) 800 Gramm Weizenmehl, 500 Milliliter warme Milch, ein Esslöffel Trockenhefe, ein Esslöffel Zucker, ein Teelöffel Salz und 30 bis 40 Milliliter Sonnenblumenöl vermengen. Den Teil kneten und etwa eine Stunde an einem warmen Ort gehen lassen. Für die Füllung 500 Gramm gemischtes Hackfleisch mit einer gehackten Zwiebel anbraten und mit Salz und Pfeffer abschmecken. Die Piroggen als Teigtaschen formen, füllen und entweder bei 180 Grad für etwa 20 Minuten backen oder in heißem Sonnenblumenöl braten.