Wohnen

Belize: Forscher finden Grab des ersten Maya-Königs von Caracol – Wissen | ABC-Z

Die Entdeckung wirkt wie ein vorgezogenes Geschenk zur Goldenen Hochzeit. Seit 1985 graben die zwei Archäologen Diane und Arlen Chase von der University of Houston gemeinsam die Maya-Ruinenstadt Caracol in Belize aus. Bereits seit 1975 sind sie verheiratet, im August feiern sie ihren 50. Hochzeitstag. Kurz zuvor haben sie nun einen sehr besonderen Fund gemacht: Wie ihre Universität mitteilt, hat das Forscherpaar in Caracol ein Königsgrab der Maya entdeckt. Es ist das erste in dieser Stätte, das die Forscher exakt einem Herrscher zuordnen konnten. Und es gehörte demnach dem ersten bekannten König von Caracol, einen Mann namens Te K’ab Chaak. Vor rund 1700 Jahren begründete dieser eine Dynastie, die 460 Jahre lang über den Stadtstaat herrschen sollte.

Wie die Archäologen berichten, hatten sie im Nordosten Caracols in einem einst der Maya-Oberschicht vorbehaltenen Bereich unter einem Schrein gegraben und waren dort auf einen Hohlraum gestoßen. Arlen Chase blickte hinein und sah mit Zinnober rot gefärbte Wände, eine Nische sowie Keramik und Juwelenschmuck. Doch erst mit der Zeit sei ihnen klar geworden, was sie da vor sich hatten, zitiert die Universität den Archäologen.

Diane Chase untersucht das Grab des alten Maya-Königs. (Foto: Caracol Archeological Project/University of Houston)

In dem Grab fanden die Forscher menschliche Gebeine, dazu mehrere Keramikgefäße, geschnitzte Knochenflöten, Muschelschalen aus dem Pazifik sowie eine Totenmaske aus Jade. Solche Masken waren zuletzt auch in anderen Maya-Königsgräbern gefunden worden. Bei der genaueren Zuordnung des Grabes half den Archäologen die Keramik. Die Gefäße zeigen unter anderem einen Herrscher mit Speer, wie er Opfergaben von Gottheiten empfängt. Andere Schalen zeigen gefesselte Gefangene. Zwei Gefäße wiederum haben Henkel, die wie die Köpfe von Nasenbären geformt sind. Wie die Forscher schreiben, verwendeten folgende Herrscher diese Tiere als Bestandteile ihres Namens. Nasenbären waren für die Dynastie also offenbar identitätsstiftend.

Der Herrscher war alt genug geworden, um alle seine Zähne zu verlieren

Die Keramik ließ sich auf etwa das Jahr 350 christlicher Zeitrechnung datieren, und damit auf das Ende der Herrschaft von Te K’ab Chaak. Der Dynastiegründer – sein Name bedeutet so viel wie „Ast Regengott“ – regierte wohl von 331 bis 349 über Caracol oder „Uxwitza’“, wie die Maya selbst die Stadt nannten, den „Ort der drei Hügel“. Über Te K’ab Chaak wie auch über seine unmittelbaren Nachfolger ist bislang nur wenig mehr bekannt als dass sie autokratische Alleinherrscher waren. Nun können die Forscher zumindest aus seinen Gebeinen schließen: Der erste König war alt genug geworden, um im Laufe der Zeit alle seine Zähne zu verlieren. Und er war wohl etwa 1,70 Meter groß, also für Maya-Verhältnisse eine stattliche Erscheinung gewesen.

Diane und Arlen Chase haben in den vergangenen Jahrzehnten mehrere wichtige Funde in Caracol gemacht. So legten sie etwa eine gigantische Tempelstruktur frei. Sie erkannten, dass die Stadt nicht etwa ein Provinznest war, sondern eine Metropole, die im Jahr 586 selbst das vermeintlich übermächtige Tikal militärisch besiegte. Und sie fanden heraus, dass Caracol ab dem fünften Jahrhundert nach Christus ein geschätzt rund 300 Quadratkilometer großes, rohstoffreiches Gebiet kontrollierte, das von Straßen durchzogen war. In der Stadt selbst lebten damals wohl mehr als 100 000 Menschen. Im neunten Jahrhundert endete schließlich diese Geschichte: Nach Dürren und politischen Krisen wurde Caracol verlassen, so wie viele seiner Nachbarstadtstaaten. Die Menschen zogen fort, manche in den Süden ins Hochland, andere ins Tiefland im Norden.

Die jüngsten Entdeckungen von Diane und Arlen Chase werfen nun ein neues Licht auf die Frühzeit von Caracol. Denn neben Te K’ab Chaak fanden die Archäologen auch unter anderem die Gräber von drei weiteren hochgestellten Toten aus derselben Zeit. Sie waren eingeäschert worden, was laut dem Team für die Maya ungewöhnlich war. Außerdem hatte man sie mit Obsidianklingen, Spitzen von Atlatl-Speerschleudern und anderen Objekten beigesetzt, die vermutlich aus dem fernen Teotihuacán stammten. Diese Kultur bestand vor der Ankunft der Azteken im Tal von Mexiko; ihre monumentalen Ruinen sind mehr als 1000 Kilometer Luftlinie von Caracol entfernt und geben Forschern bis heute Rätsel auf.

Dass es am Ende des vierten Jahrhunderts Kontakte über ganz Mittelamerika hinweg gab, ist bekannt. Doch bislang ging man davon aus, dass Teotihuacán erst im Jahr 378 damit begann, seinen Einfluss auf die Maya-Städte im Osten auszudehnen. Dass sich bereits um 350 jemand in Caracol nach der Sitte von Teotihuacán bestatten ließ, zeige, dass es wohl etwas komplizierter war, zitiert die University of Houston Diane Chase. Wer die eingeäscherten Toten waren, ist zwar unklar. Doch offenbar pflegte die Oberschicht der Stadtstaaten damals bereits zumindest Beziehungen zueinander.

Back to top button